Duisburg. .
Linda Broszeit aus Duisburg-Rheinhausen beklagt, dass es immer weniger Spatzen gibt. Deshalb rief sie die Aktion „Rettet die Spatzen“ ins Leben. In einem ersten Schritt ließ sie 30 Vogel-Reihenhäuser bauen.
„Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“, so ein altes Sprichwort. Sinngemäß steht es dafür, dass man mit dem zufrieden sein sollte, was man sicher hat, sei es auch noch so klein, als nach großen, riskanten Dingen zu streben. Es gab also mal Zeiten, als Tauben eher selten waren, die Spatzen aber zum allgemeinen Stadtbild gehörten. Und heute?
Die gefiederten Freunde sind nur noch selten zu sehen. Und deshalb startete Linda Broszeit jetzt die Aktion „Rettet die Spatzen“ und hat schon zwei Mitstreiter im Boot: Dr. Alfred Gerlach vom Damwildgehege im Rheinhauser Volkspark und Christine Scherer, Direktorin der Friemersheimer Marktschule.
Die Idee dazu geht eigentlich weit in die 90er Jahre zurück, auf ein privates Erlebnis von Linda Broszeit. Zu dem Zeitpunkt wohnte sie schon in Kaldenhausen, erfreute und amüsierte sich über die rund 20 Spatzen, die dort ihr zu Hause hatten. Eines Tages waren sie nicht mehr da. Ein Nachbar hatte die Grünbepflanzung seines Hauses entfernen lassen. Und eben dieses Grün waren die Behausung der Tiere. „Ich erinnere mich heute noch gut daran, wie traurig ich damals war“, erzählt Linda Broszeit.
Bestand geht seit Jahren zurück
Vor einiger Zeit surfte sie im Internet und stieß auf die Seite der Deutschen Wildtierstiftung. Und die dort vorgefundenen Zahlen erschreckten die Bücherinsel-Inhaberin: In den letzten 25 Jahren ging der Bestand der Spatzen deutschlandweit um 50 Prozent zurück, in NRW um 60 Prozent, ganz dramatisch in Hamburg mit über 80 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung stellte die engagierte Frau auch in Rheinhausen fest, beließ es aber nicht dabei, sondern setzte jetzt „Himmel und Erde“ in Bewegung.
Linda Broszeit knüpfte Kontakte zu den Caritaswerkstatten und ließ dort in einem ersten Schritt 30 Spatzen-Reihenhäuser im Ausmaß von 45 mal 30 Zentimetern bauen: „Spatzen sind gesellig und leben gern mit zwei Familien zusammen. Deshalb zwei Häuschen nebeneinander, abgetrennt durch eine Wand und mit zwei seitlichen Eingängen.“ Die Architektur der Häuschen hatte sie auf der Internetseite der Wildtierstiftung entdeckt, die übrigens 2008 die Rettungsaktion gestartet hat, die nun Linda Broszeit auf Rheinhauser Gebiet fortführt.
Dr. Gerlach vom Damwildgehege war sofort begeistert, und Christine Scherer war ebenfalls Feuer und Flamme, sagte zu, mit der Marktschule auch im Boot zu sein. Im Damwildgehege werden zehn Reihenhäuschen aufgehängt, die Schule bekommt zwei der Häuschen. Und: Gemeinschaftlich wurde der 20. Januar nächsten Jahres zum Rheinhauser Aktionstag erkoren. An dem Tag werden alle Jungen und Mädchen der Marktschule sich mit dem Thema Spatzen befassen: Sie wollen Spatzenpuppen nähen, Spatzengedichte verfassen, ein Bilderbuch gestalten und selber Vogelfutter herstellen. Linda Broszeit hofft, dass sich weitere Schulen an dem Aktionstag beteiligen (Anmeldung bis 20. Dezember in der Bücherinsel).
Nistkästen im Januar aufhängen
Und um das Bewusstsein der Bevölkerung zu wecken, veranstaltet die Bücherinsel eine Verlosung von fünf Spatzen-Reihenhäusern. Bis einschließlich 6. Dezember können Lose zum Preis von fünf Euro erworben werden. Am 7. Dezember um 17 Uhr werden die Gewinner ermittelt. Darüber hinaus verkauft Linda Broszeit diese Nistkästen zum Selbstkostenpreis von 20 Euro.
Spätestens im Januar sollten die Behausungen aufgehängt sein. Dann nämlich machen sich die Spatzen auf die Suche nach geeigneten Brutplätzen. Denn zwischen April und Ende August kommt der Nachwuchs.