Duisburg-Rheinhausen. .

Eine halbe Stunde kämpfte Hans-Günter Bobrowski am kleinen Töppersee mit dem Riesen: Sein Fang, ein kapitaler Europäische Wels, misst 1,90 Meter. Taucher wollen 2,50-Meter-Welse gesehen haben. Realistisch, sagt ein Zoologe.

Das war ein dicker Brummer: Eine halbe Stunde hatte Hans-Günter Bobrowski vom Angelverein „Gut Biss Rumeln-Kaldenhausen“ mit einem kapitalen Europäischen Wels, im Volksmund Waller, zu kämpfen. Die geflochtene Schnur, mit der der Rheinhauser am „kleinen Toeppersee“ eigentlich auf Hechtfang gehen wollte, war goldrichtig gewählt, denn alles andere wäre den 40 Kilo, die der mächtige Raubfisch auf die Waage brachte, kaum gewachsen gewesen. Noch imposanter waren die Abmessungen des Mega-Fangs: 1,90 Meter misst die schuppenlose Fressmaschine vom klaffenden Maul bis zur Schwanzflosse.

Von der Spitze der Nahrungskette verdrängt

Oder auch: maß. Denn das Prachtexemplar musste seinen Platz an der Spitze der Nahrungskette an Bobrowski, seine Angelfreunde und seine Frau abtreten. Letztere freute sich angesichts des Fang-Datums besonders: „Sowas kriegt nicht jede Frau zum Hochzeitstag!“ Fest, fast wie Kalbfleisch, „richtig lecker“ sei der Riesenfisch gewesen, von dem noch einige Stücke in ihrer Kühltruhe ruhen.

„Ich denke, das solch ein Fang im Duisburger Westen noch niemals gelandet wurde“, sagt Bobrowskis Vereinschef Jürgen Friedrich. Was allerdings nicht heißt, dass nicht noch größere Brummer in der bis zu 11 Meter tiefen Tegge lauern. Bobrowski: „Ich habe mit den Tauchern gesprochen. Die haben da auch schon 2,50 Meter lange Welse gesehen.“

Laut Martin Schlüpmann, Zoologe bei der „Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet“, ist das durchaus realistisch: „Obwohl der Wels aus südlicheren Gebieten stammt und am Niederrhein nur ausgesetzt wurde, kann er sich hier vermehren und über die Jahre auch seine volle Größe erreichen.“ Üblich sind Körperlängen von einem bis eineinhalb Metern. Da die Tiere ihr ganzes, bis zu 80 Jahre langes Leben wachsen, können sie aber auch deutlich größer werden: Mit bis zu drei Metern ist der Wels der größte Süßwasserfisch Europas.

Wels könnte Dackel fressen - theoretisch

Im Duisburger Westen wurden Welse etwa am Uettelsheimer See gezielt eingesetzt und vermehren sich prächtig - so prächtig, dass die Fänge anderer Fischarten laut Fischereiberater Jürgen Jarmer zurück gingen und er ausdrücklich dazu aufruft, den Raubfisch bloß nicht zurück zu setzen: „Es gibt in NRW kein Mindestmaß und keine Schonzeit mehr für den Wels - und das aus gutem Grund!“ Im Rhein und im Lohheidesee ist er (der Wels, nicht Jarmer) verbreitet, auch im Mühlenberger See wollen Taucher ihn gesehen haben. Über Welse im Krupp- und im großen Toeppersee ist nichts bekannt.

Muss man nun Angst um den am Tegge-Ufer tollenden Dackel oder gar um am Uetti spielende Kinder haben? Laut Schlüpmann nicht: „Theoretisch könnte ein großer Wels einen Dackel schlucken. Aber normalerweise hält der sich nicht im Uferbereich auf, sondern lauert im tiefen Wasser auf Beute.“ Außerdem ist er eher nachts aktiv. Dann allerdings frisst er alles, was sich (nicht schnell genug) bewegt. Hauptsächlich Fische - in der Tegge vor allem Schleien und Karpfen - aber auch gerne mal in den See verirrte Nagetiere oder junge Wasservögel.

Größten Hecht seit Aufzeichnungen an land gezogen

Oder er beißt in den falschen Köder und landet bei Bobrowski in der Pfanne. Der hat im Übrigen so seine Erfahrung mit Fangrekorden: Schon im Juni konnte er einen Hecht von 1,17 Metern Länge und einem Gewicht von 14,6 Kilo aus der Tegge ziehen - der größte seit Beginn der Aufzeichnung gefangene Hecht aus diesem Gewässer. Irgendwas macht der Mann richtig.