Duisburg-Rheinhausen. Am 11. Oktober 1923 erblickte Wilhelm Holtschneider das Licht der Welt. Seiner Heimat Rheinhausen ist er immer treu geblieben. So feiert er.
Den 100. Geburtstag feiern, ist etwas besonders. 100 Jahre Zeitgeschehen miterlebt zu haben, das schaffen nur wenige Menschen. Einer von ihnen freut sich am 11. Oktober 2023 auf die rare Doppelnull. „Mein Vater lebt noch im eigenen Haus, aber natürlich kümmern wir uns täglich um ihn“, sagt Dieter Holtschneider, einer der zwei Söhne von Wilhelm und Auguste aus Rheinhausen.
Als das Geburtstagskind in den Windeln lag, herrschte in Duisburg gerade Ausnahmezustand. 1923 besetzten französische Truppen den Innenhafen und kurz vor Wilhelms Geburt explodierte eine Bombe auf der Rheinbrücke. Das wird den heutigen Jubilar wenig interessiert haben, denn damals war er nicht nur zu klein, auch Duisburg war noch weit weg von Asterlagen, welches gerade erst frisch in Rheinhausen eingegliedert wurde.
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So ändern sich die Zeiten, doch Wilhelm und Auguste sind ihrem vertrauten Fleckchen Erde immer treu geblieben. 1949 heiratete er die Bauerstochter aus Baerl. 1950 folgte Sohn Dieter, zwei Jahre später kam Hermann auf die Welt. „Mein Vater hat damals seine Ausbildung als Maschinenschlosser bei Krupp gemacht und ist dem Unternehmen auch sein Leben lang treu geblieben“, erzählt Dieter. Ebenso wie seinem Lieblingsverein. Oder zumindest so lange, wie es ging, denn Wilhelm war Fan vom Homberger SV. „Mein Vater hat alle Heimspiele gesehen, das hat ihm immer großen Spaß gemacht.“
Duisburger wird 100 Jahre alt: Wilhelm Holtschneider findet Krieg in Europa „unfassbar“
Ab 1969 musste der Fußballfan dann allerdings zum VfB Homberg wechseln, denn der HSV fusionierte mit der SpVgg Hochheide. Mannschaftskürzel hin oder her, Sport ist auch heute noch eines der großen Interessenfelder des Seniors, auch wenn er die Wettkämpfe nicht mehr so intensiv verfolgt wie früher. „Die Nachrichten sind für meinen Vater ein wichtiges Thema, er kann nicht fassen, dass schon wieder Krieg in Europa ist und sich der gleiche Wahnsinn wiederholt“, erzählt Dieter Holtschneider.
Wilhelm war im Zweiten Weltkrieg und hat einen Bruder verloren. Wer diese Erfahrung noch am eigenen Leib gespürt hat, der verfolgt das Tagesgeschehen wahrscheinlich etwas differenzierter. Trotz dessen richtete sich die Familie ein gemütliches Zuhause ein. Früher gab es Hühner und Schweine; später freute Auguste sich über Wellensittiche, denen sie sogar das Sprechen beibrachte, wie Dieter beschwört.
100. Geburtstag: Duisburger feiert mit der Familie
In den Urlaub ging es oft nach Österreich zum Wandern oder auch einmal in die USA nach Minnesota zu ausgewanderten Verwandten. Dieters und Hermanns Mutter verstarb bereits 2001 und seitdem schaut Dieter regelmäßig nach dem Vater, macht morgens Kaffee, bringt das Essen und kümmert sich um Arzttermine. „Das klappt noch ganz gut, denn wir wohnen ja nur 50 Meter entfernt.“ So wird dann auch der 100. Geburtstag im Rahmen der Familie gemütlich und gut gelaunt gefeiert werden.
>>> VIELE HUNDERTJÄHRIGE IN DUISBURG
- Zum Stichtag 30. September 2023 waren in Duisburg 102 Personen im Alter von 100 Jahren oder älter gemeldet. Das berichtet Stadtsprecher Falko Firlus auf Anfrage der Redaktion.
- Im Jahr 2021 lebten in Deutschland gut 23.500 Menschen, die mindestens 100 Jahre alt waren. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) waren das rund 3000 mehr als noch ein Jahr zuvor.
- Die Zahl der mindestens Hundertjährigen lag damit auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre.