Duisburg-Altstadt. Ilse Niederehe feiert ihren 100. Geburtstag. Sie selbst sagt „Aufmarsch mit Gedöns“ dazu – auch sonst erzählt die rüstige Dame Überraschendes.
100. Geburtstage sind nicht nur selten. Sie sind auch sehr aufregend. Ilse Niederehe jedenfalls war in den vergangenen Tagen ziemlich nervös. Kein Wunder: Die Duisburgerin wird am Mittwoch, 6. September, 100 Jahre alt.
Geboren wurde Niederehe im Jahre 1923. Sie er- und überlebte einen Weltkrieg, wohnte lange in Ruhrort, später im Wasserviertel auf der Fuldastraße. Auch dem Stadtteil Hochfeld war sie jahrzehntelang treu verbunden – vor allem dem dort ansässigen Krankenhaus: Die waschechte Duisburgerin arbeitete 40 Jahre lang als Chefarztsekretärin im Bethesda.
Als sie schon in Rente gegangen war, sprang sie bei Bedarf gerne als Aushilfe ein. „Das Bethesda war meine zweite Heimat“, erinnert sie sich. „Es wäre schön, wenn sich dort noch jemand an mich erinnern würde.“ Aber Niederehe ist realistisch: Nach so vielen Jahren seien sicher alle alten Kollegen und Bekannten „weg“.
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Sie selbst hat bis heute keine größeren gesundheitlichen Probleme. Bis vor kurzer Zeit lebte sie sogar noch zu Hause. Inzwischen ist sie in ein Pflegeheim am Innenhafen umgezogen, wo es ihr gut gefällt. Sie ist noch mobil, weicht aber immer wieder auch auf den Rollstuhl aus. Viel wichtiger ist aber ohnehin für sie, dass sie sich noch unterhalten kann. „Ich bekomme alles mit und bin auch noch in der Lage, Kreuzworträtsel zu lösen“, sagt Ilse Niederehe.
„Stillsitzen und nichts tun, das war nie mein Ding“
In ihren jungen Jahren war sie sehr sportlich. „Ich habe mich immer gerne bewegt. Stillsitzen und nichts tun, das war nie mein Ding“, erklärt die 100-Jährige, die Mitglied in gleich zwei Kegelclubs war, oft schwimmen ging, Tennis spielte und gerne und viel las. „Das mache ich heute noch.“ Hinzu kommt ihr Faible für die Musik: „Früher habe ich gerne Konzerte besucht. Mein Lieblingslied war ‘Ich tanze mit dir in den Himmel hinein’.“
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An ein besonderes Lebensereignis kann sich die Seniorin noch gut erinnern: „Ich bin einen Ford Mustang gefahren, ein Cabrio. Da hab ich ganz schön aufs Pedal getreten“, erzählt Ilse Niederehe mit glänzenden Augen. Ihr Vater hatte ihr das Auto spendiert. „Ich war ja Einzelkind.“ Und der Herr Papa habe sich nur allzu gerne von seiner rasanten Tochter mitnehmen lassen.
Cabrios seien damals noch sehr selten gewesen, deswegen hätten sich oft Menschentrauben um das Auto versammelt, wenn sie es irgendwo geparkt hatte. Am Wochenende habe sie gerne im offenen Cabrio eine Spritztour nach Holland gemacht. Eine schöne Erinnerung: „Das war eine tolle Sache!“
Zur Geburtstagsfeier kommen der Großneffe und eine langjährige Freundin
Mit ihrem Mann war Niederehe lange glücklich verheiratet. Kinder gab es aber keine. Deswegen lässt sich die rüstige Dame, die ihren Geburtstag selbst im original Ruhrgebietsstil „Aufmarsch mit Gedöns“ nennt, am Mittwoch von ihrem Großneffen und einer alten Freundin feiern.
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Zu den Gratulanten gehören auch die Mitarbeiter des Pflegeheims, in dem Niederehe lebt. „Sie ist beliebt und nimmt im Haus gerne an Veranstaltungen teil“, berichten die Ehrenamtlichen, die in dem Seniorenheim mithelfen. „Frau Niederehe ist ein freundlicher Mensch mit einem einnehmenden Lachen.“
Und was ist Ilse Niederehes Rezept für ein langes Leben? „Immer fleißig gearbeitet zu haben“, meint die alte Dame und lächelt. „Ich habe es gutgehabt und das Leben genossen. Ich bin mit meinem Leben zufrieden.“ Traurig hingegen ist sie darüber, dass alle ihre alten Freunde und Bekannten nicht mehr leben. „Aber das ist in meinem Alter so.“
>> Wie viele Duisburger sind 100 Jahre oder älter?
- „Es sind aktuell exakt 98 Personen in Duisburg gemeldet, die 100 Jahre oder älter sind“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning auf Nachfrage.
- Verbesserte Lebensumstände, steigender Wohlstand und medizinischer Fortschritt – das alles sind Gründe, die dazu beitragen, dass die Bevölkerung in Deutschland immer älter wird.
- Im Jahr 2021 lebten in Deutschland gut 23.500 Menschen, die mindestens 100 Jahre alt waren. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) waren das rund 3000 mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Zahl der mindestens Hundertjährigen lag damit auf dem höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre.