Duisburg-Bergheim. Spektakuläre Aktion: Das Dach von Duisburgs ältester Mühle ist ab. Warum sich die Flügel auch nach der Sanierung nicht mehr drehen werden.
So hat man die Bergheimer Mühle noch nie gesehen. Die Flügel sind weg, das Dach ist ab und der backsteinerne Mühlenturm ist verpackt wie ein Werk von Christo. Unter der Plane steht Abdul auf einem Gerüst und beackert das Mauerwerk mit einem Stemmhammer. Das Werkzeug macht ordentlich Lärm und der Handwerker ist von Kopf bis Fuß mit Staub gepudert. Er arbeitet für die Firma Strotmann, die sich darauf spezialisiert hat, historische Fassaden wie die von Duisburgs größter und ältester Mühle in Bergheim zu erhalten.
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Norbert Wonning, der von den Mühleneigentümern mit der Überwachung der Sanierung beauftragt wurde, führt uns über die Baustelle. Auf dem Weg zur Rückseite des Denkmals schlingt sich stacheliges Gestrüpp um die Beine. Dornröschen lässt grüßen. Die Mühle erwacht zwar nicht aus einem hundertjährigen Schlaf, aber seit 2010 steht sie leer und verfällt immer mehr. Das soll sich jetzt ändern. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Denkmalförderprogramm wird das Bauwerk wieder hergerichtet.
Kürzlich konnten Nachbarn eine spektakuläre Aktion beobachten: Ein Krahn hat die acht Tonnen schwere Kappe angehoben und von der Mühle gehievt. Jetzt liegt sie auf dem Boden, so dass man auf Augenhöhe durch das Giebelfenster am Flügelkreuz ins Innere hineinschauen und sogar die Dachschindeln anfassen kann. „Das muss fast alles erneuert werden“, sagt Norbert Wonning. Die Eichenbalken sehen seiner Meinung nach zwar noch gut aus, aber ob sie erhalten bleiben können, wird erst die genauere Untersuchung zeigen.
Die Bergheimer Mühle wurde im Jahr 1794 im heutigen Duisburg gebaut
Aktuell wird in einem Spezialbetrieb eine komplett neue Flügelwelle angefertigt. „Die wird aus einem Guss erstellt“, erklärt Wonning. Im Jahr 2021 war einer der maroden Holzflügel abgefallen. Die Mühle wird neue bekommen – allerdings werden sich die Flügel nicht mehr drehen können. „Das wäre zu teuer, die komplette Technik zu erneuern.“ Schwerpunkt der jetzigen Arbeiten ist das Mauerwerk. Die Mühle wurde 1794 gebaut und hat ein Alter erreicht, in dem man etwas tun muss. Die Fugen bröckeln, die Steine haben Risse, Moos hat sich breit gemacht.
Abdul und seine Kollegen kümmern sich darum, dass die Fassade fit für das nächste Jahrhundert gemacht wird. Fachmann Wonning erklärt, dass die Fugen erst mal ausgestemmt werden müssen. Der Mörtel muss raus. Außerdem werden die stabilisierenden „Maueranker“ aus Metall freigelegt und mit Rostschutz bearbeitet. Zum Schluss wird das Ganze noch mit einem „Strahlverfahren“ gereinigt und wieder neu verfugt. Wie viele der Originalsteine so kaputt sind, dass sie erneuert werden müssen, steht noch nicht fest. „Vielleicht so um die 1000“, schätzt Wonning.
Oben ohne? Die Mühle in Duisburg-Bergheim hat jetzt ein Notdach
Ganz oben ohne ist die Bergheimer Mühle während der Bauarbeiten übrigens nicht. Sie hat zum Schutz vor Regen ein Notdach bekommen. So lange, bis die reparierte Kappe wieder draufgesetzt wird. Ende des Jahres könnte es frühestens so weit sein. Wahrscheinlicher ist Anfang 2024. Und wie sieht es drinnen aus? In die Mühle hineingehen können wir aus Sicherheitsgründen leider nicht. „Da liegt jede Menge Gerümpel“, beschreibt Norbert Wonning die Lage in dem alten Gemäuer, wo bis 2010 ein Restaurant war.
Die Kücheneinrichtung, die immer noch da ist, soll langfristig entsorgt werden. „Hier wird vermutlich keine Gastronomie mehr reinkommen“, sagt Wonning. Wobei – ganz ausschließen kann er das nicht. An einem Konzept, wie das Denkmal nach der Sanierung genutzt werden könnte, wird seit vielen Jahren getüftelt. Vielleicht gibt es im kommenden Jahr ja eine Zukunftsperspektive. Das wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk: Die Bergheimer Mühle wird dann 230 Jahre alt.