Duisburg-Bergheim. Jahrelang gammelte sie vor sich hin. Jetzt startet die Sanierung von Duisburgs ältester Mühle. Aber: Hinter den Kulissen geht das Drama weiter.
An der Bergheimer Mühle tut sich etwas. Zumindest so viel ist sicher in dieser hoch komplizierten Angelegenheit. Nachdem Duisburgs älteste Mühle in den vergangenen Jahren mit bröckelnder Fassade und heruntergefallenen Holzflügeln auf ihren desolaten Zustand aufmerksam gemacht hat, scheint die längst überfällige Sanierung jetzt tatsächlich zu beginnen.
Ein Gerüst umhüllt das fast 230 Jahre alte Denkmal. Laut Bezirksregierung passiert hier bis spätestens Ende 2024 Folgendes: „Instandsetzung der Mühlenflügelanlage, Sanierung der Mauerwerksfassaden, Instandsetzung der Giebelseiten sowie Dacheindeckung der Turmkappe samt Klempnerarbeiten.“
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Für genau diese Arbeiten gibt es Geld vom Denkmalförderprogramm NRW. Der „Bewilligungsbescheid“ für die öffentliche Fördersumme, deren Höhe die Bezirksregierung auf Anweisung der Eigentümer der Mühle nicht verraten darf, trägt das Datum vom 19. Mai 2022. Gut zwei Monate später, Ende Juli 2022, hätte die Sanierung laut Vorgabe der Behörde eigentlich beginnen müssen.
Bergheimer Mühle in Duisburg: Streit zwischen Eigentümern und Mühlengruppe
„Das ist nicht passiert“, sagt Dieter Recksiegel. Der pensionierte Stadtplaner, der sich freiberuflich in einer Projektgruppe für die Mühle eingesetzt hat, ist stinksauer. Nach jahrelanger Zusammenarbeit mit den nur im Hintergrund agierenden Eigentümern des Bauwerks habe sich die „Mühlengruppe“ jetzt mit den Eigentümern überworfen.
Somit sind nun nach einem mehr als zehn Jahre langen Auf und Ab rund um die Bergheimer Mühle nicht nur sämtliche Konzepte gescheitert, die die Zukunft des Denkmals auch über eine Sanierung hinaus sichern sollten. Der interne Zoff hat auch zur Folge, dass diejenigen, die sich vor Ort auskennen und konkrete Ideen entwickelt haben, nicht mehr mit im Boot sind: Stadtplaner Recksiegel, Architekt Friedrich Porbeck und Reiner Schäfer. Letzterer war bisher als „Bevollmächtigter“ der Eigentümer tätig.
Sanierung der Bergheimer Mühle in Duisburg geht langsamer als geplant voran
Was bedeutet das Zerwürfnis für das Wahrzeichen des Rheinhauser Ortsteils? So wie es aktuell aussieht, geht die Sanierung dennoch ihren Gang – wenn auch langsamer als vorgesehen. Zumindest äußerlich scheint die Mühle wieder so weit hergestellt zu werden, wie es der Denkmalschutz fordert. Den verspäteten Start der Arbeiten kommentiert die Bezirksregierung so: „Der Zuwendungsbescheid wird nicht sofort aufgehoben, wenn es Probleme gibt.“ Wenn die Maßnahme aus nachvollziehbarem Grund nicht wie geplant begonnen werde, könne der Zeitraum auch verlängert werden.
Das Gerüst steht, das Flügelkreuz wurde zur Reparatur abgeholt, die Handwerker rücken an. All das macht den Anschein, dass sich das Drama um die Bergheimer Mühle zum Guten wendet. Alles nur Fassade? Dieser Meinung ist Dieter Recksiegel. „Ein Denkmal will man doch erhalten, um es zu nutzen“, sagt er. Was jetzt geschehe, sei nur das Allernötigste. Die Mühle werde lediglich von außen instandgesetzt. Der Innenausbau war vom Denkmalförderprogramm abgelehnt worden. Und, so Recksiegel, sei auch von den Eigentümern nicht aus eigener Tasche vorgesehen.
Besitzer der Bergheimer Mühle wollen sich nicht öffentlich äußern
Nach ihren aktuellen Plänen befragen konnten wir das Duo nicht. Die beiden Besitzer, die nicht in Duisburg wohnen, wollen sich seit Jahren nicht öffentlich dazu äußern, warum sie das historische Juwel in Rheinhausen gekauft haben und was sie mit dem Denkmal vorhaben. Wer sich einen Oldtimer anschafft, der hegt und pflegt so ein Schätzchen üblicherweise. Anders haben es die Eigentümer der Bergheimer Mühle bisher gemacht: Sie haben das Bauwerk gekauft – und viele Jahre lang sich selbst überlassen. So lange, bis das immer mehr verfallene Gebäude zur Gefahr für andere wurde und mit einem Bauzaun gesichert werden musste.
Nun wird das Äußere also restauriert. Aber die Zukunft des Denkmals bröckelt weiter. Die jüngste Idee, auf zwei städtischen Baugrundstücken an der Jägerstraße und Schrootenstraße ein Wohnprojekt für Senioren zu realisieren und die Mühle samt Innenraum mit einzubinden, ist vom Tisch. Zuletzt waren im Jahr 2021 wie berichtet Gespräche eines Investors mit der Stadt gescheitert. Laut Dieter Recksiegel hätte dieser zehn Millionen Euro investieren wollen.
Konzept für die Bergheimer Mühle in Duisburg: Bekommen die Planer ihr Geld?
„Die Sache ist total verfahren.“ So lautet aktuell das Fazit des Rheinhauser Stadtplaners, dem, wie er sagt, die Mühle immer auch eine Herzensangelegenheit war. Jetzt wissen er und seine beiden Mitstreiter nicht, ob sie das Geld bekommen, das ihnen zusteht für die Arbeit, die sie im Auftrag der Eigentümer geleistet haben. Viele Jahre lang haben sie nach eigenen Angaben an einem Konzept getüftelt, das die wirtschaftliche Nutzung zweier städtischer Grundstücke in der Nähe der Mühle mit einbezogen hat, um die Erhaltung des Denkmals zu finanzieren.
Aktuell scheint niemand mehr an einer Zukunftsvision für das Bergheimer Denkmal zu arbeiten. So abgedroschen die Redewendung in diesem Zusammenhang auch klingen mag: Es hat etwas von einem Kampf gegen Windmühlen, der da in Rheinhausen ausgetragen wird.