Duisburg-Rheinhausen. Mit über 50 entschied sich Sabine Sebes noch einmal eine Ausbildung zu absolvieren – in der Pflege. Sie erklärt, ob es sich für sie gelohnt hat.
„Ich habe die Entscheidung keine Sekunde lang bereut, ich bin super glücklich“, lächelt Sabine Sebes und wirkt tatsächlich so, als sei sie jetzt genau dort angekommen, wo sie beruflich schon immer sein wollte. Nämlich in einem medizinischen Beruf. „Ich habe schon als Schülerin davon geträumt, Krankenschwester zu werden, doch das hat direkt nach der Schule nicht geklappt, da hätte ich längere Zeit Leerlauf gehabt“, erzählt sie.
Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]
Auf Anraten der Mutter machte sie eine Ausbildung zur Apothekergehilfin, schulte später auf MTA um und dann kamen zwei Kinder. Sabine blieb einige Zeit daheim und dann passierte natürlich das, was viele Frauen, die heute um die 60 sind, noch gut von damals kennen. „Auf einmal war ich zu lange weg, bekam nirgends einen Job. Ich wollte mich damals schon zur Krankenschwester umschulen lassen, aber das Arbeitsamt hat sich quergestellt“, erinnert sie sich und ist immer noch ein wenig sauer. Doch statt beleidigt den Kopf in den Sand zu stecken, bewarb Sebes sich um eine 450 Euro-Stelle im Pflegebereich, wurde sofort genommen und seitdem quasi nie wieder losgelassen.
Rheinhauserin: „Pflege kann man nicht lernen, das liegt einem irgendwie im Blut“
Doch ungelernt einer Tätigkeit nachzugehen ist finanziell wenig attraktiv, auch wenn man den Beruf liebt. Und das tut die Rheinhauserin. „Pflege kann man nicht lernen, das liegt einem irgendwie im Blut“, sagt sie bescheiden und zeigt die grau melierte Fleecejacke, auf der aufgeflockt steht: „Bine die Mutter der Station“. Ein Geschenk der Kollegen. Das Team und vor allem die Chefin legten ihr 2015 dann nahe, doch die Ausbildung zu machen. „Ich hielt das zuerst für verrückt, aber eigentlich hatte ich nichts zu verlieren.“ Das Gehalt wurde anteilig vom Arbeitsamt übernommen und wenn sie durch die Prüfungen gerasselt wäre, dann wäre alles beim Alten geblieben. Rein theoretisch eine super- Ausgangsposition.
Allerdings ist es nicht so leicht, als Mutter von zwei erwachsenen Kindern mit über 50 noch einmal die Schulbank zu drücken. „Ich hatte vor der ersten Klausur wahnsinnigen Bammel, aber als ich die erste Eins geschrieben hatte, da war ich auch mega stolz“, grinst sie. Da war sie bei weitem nicht die Einzige, denn auch Ehemann Uwe hat seine bessere Hälfte nah Kräften unterstützt: „Wir hatten hunderte Karteikarten, die ich sie ständig und überall abgefragt habe. Sogar im Urlaub haben wir gelernt“, erinnert er sich und blickt stolz zu seiner Frau hinüber. Wenn es bei ein paar lateinischen Begriffen gehakt hat, dann hat Uwe Klebezettel mit den richtigen Lösungen zur Vertiefung an den Kühlschrank gepinnt.
Duisburgerin arbeitet seit fünf Jahren im Johanniter-Krankenhaus in Rheinhausen
Außerdem hat er sich daran erinnert, dass die Kinder früher Geld für gute Noten bekommen haben. Fair muss fair bleiben und so bekam auch Sabine für jede Eins fünf Euro. Und zwar nicht nur vom Gatten, sondern auch von der eigenen Mama, die das Vorhaben ihrer Tochter ebenfalls vorbehaltlos unterstützt hat. Später ging es von dem vielen Geld in den Urlaub. Mit so viel positivem Rückenwind und dem klaren Ziel vor Augen, examinierte Altenpflegerin zu werden, war die Schulzeit gar nicht so schlimm wie anfangs befürchtet. „Die Mitschüler waren alle total nett und die praktischen Module habe ich ja sowieso geliebt, das war super.“ Nun arbeitet Sabine Sebes schon seit fünf Jahren im Johanniter-Krankenhaus und verdient doppelt so viel wie vorher. „Ich kann nur jedem Menschen raten, sich auch mit über 50 Jahren noch zu Neuem aufzuschwingen und ins kalte Wasser zu springen. Für mich war es genau das Richtige.“