Duisburg-Rheinhausen. Im Briefzentrum Duisburg wird noch einiges von Hand sortiert. Die Post will modernisieren und erweitern. Warum die Genehmigung so lange dauert.

Liebesbriefe, Knöllchen, Geldgeschenke, Steuerunterlagen, Weihnachtsgrüße, Werbung, Geburtstagseinladungen, Rechnungen, Trauerkarten, Bücher – so bunt wie das Leben ist auch das, was in Umschlägen verpackt rund um den Globus geschickt wird. 381,2 Millionen Sendungen: so viele Briefe von Standard bis Maxi sind im Jahr 2022 durch das Briefzentrum der Deutschen Post in Asterlagen in Rheinhausen geschleust worden. Klar, dass die 550 Voll- und Teilzeitkräfte, die hier arbeiten, solche Massen nicht von Hand sortieren können. In Zeiten wie diesen sorgt jede Menge Technik dafür, dass sowohl frohe Botschaften als auch unliebsame Rechnungen rechtzeitig ihr Ziel erreichen.

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Georg Schikowski ist mit flottem Schritt in der 223 mal 60 Meter langen Halle unterwegs. Seit 20 Jahren leitet er das Briefzentrum im Gewerbepark und hat in dieser Zeit die technische Aufrüstung des Standorts begleitet. Über unseren Köpfen surren etwa zwei Kilometer Förderband, auf denen zwischen 18 und 21.30 Uhr rund 220 000 Standard- und Kompaktbriefe, 50 000 Großbriefe und 30 000 Maxibriefe für den Postausgang verarbeitet werden. Also alles, was aus den Postleitzahlbereichen 46 und 47 verschickt wird. „Um 22 Uhr wird hier dann der Schalter umgelegt“, erklärt der Chef. Dann werden 860 000 Sendungen erwartet, die aus aller Welt hereinkommen, in Asterlagen sortiert und dann von Emmerich über Duisburg bis Bocholt verteilt werden.

Georg Schikowski leitet das Briefzentrum der Deutschen Post in Duisburg-Rheinhausen seit zwanzig Jahren. Er zeigt einen Maxibrief, der in Zukunft von einer Maschine sortiert werden könnte.
Georg Schikowski leitet das Briefzentrum der Deutschen Post in Duisburg-Rheinhausen seit zwanzig Jahren. Er zeigt einen Maxibrief, der in Zukunft von einer Maschine sortiert werden könnte. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Bei unserem Besuch um 18 Uhr nimmt der Haupt-Betrieb gerade Fahrt auf. Immer mehr gelbe Laster halten an den 24 Eingangstoren. Ihre Ladung, die aus Briefkästen, Postfilialen oder von Großkunden stammt, wird in kompakten Kisten auf Rollwagen hereingebracht. 80 Lkw werden es bis 20 Uhr sein. Schnell muss es gehen. „In Spitzenzeiten arbeiten hier 120 Leute gleichzeitig“, erklärt Schikowski und führt uns einmal quer durch die Halle zur automatischen Entladevorrichtung. Ein mechanischer Arm transportiert die Behälterwagen mit der Eingangspost aufs Förderband.

550 Mitarbeiter hat die Post im Briefzentrum in Duisburg-Rheinhausen

Dann nimmt der ausgeklügelte logistische Akt seinen Lauf. Manches geschieht noch klassisch von Menschenhand. Zum Beispiel einer der ersten Arbeitsschritte am „Format-Trennband“, wo die Umschläge, die auf dem Förderband vorbeiziehen, grob nach Größen vorsortiert werden. Wer das ganze Prozedere inklusive der Funktionsweise der Maschinen durchblicken will, braucht schon fast ein kleines Diplom in der Wissenschaft des Postsortierens. Es gibt Steigbänder und Trichter, die mithilfe von Schwerkraft und Geschwindigkeit dafür sorgen, dass die Briefe „vereinzelt“ werden und an der „teilautomatisierten Briefordnerei“ so ordentlich gestapelt bei den Mitarbeitern ankommen, dass sie die Umschläge mit einem Handgriff packen und in Kisten stecken können.

Semra Gül (rechts) und ihre Kollegen sortieren die Post im Briefzentrum Duisburg am Förderband grob nach großen und kleinen Umschlägen. Der Standort im Gewerbegebiet Asterlagen soll erweitert werden.
Semra Gül (rechts) und ihre Kollegen sortieren die Post im Briefzentrum Duisburg am Förderband grob nach großen und kleinen Umschlägen. Der Standort im Gewerbegebiet Asterlagen soll erweitert werden. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Georg Schikowski könnte vermutlich die ganze Nacht hindurch erklären, wie jeder Handgriff und jeder Apparat dazu beiträgt, dass am Ende aus dem Durcheinander der vielen tausend Umschläge fein säuberlich sortierte Postsendungen werden, die von Rheinhausen aus ihren Weg finden. Aber eigentlich sind wir ja hier, um über die geplante Erweiterung des Briefzentrums zu sprechen. Die ist nämlich wichtig, damit das Briefzentrum in Asterlagen auch in Zukunft noch Arbeitgeber für 550 Menschen sein kann. „Standortsicherung“ ist das Wort, das Georg Schikowski an diesem Abend noch häufiger sagen wird.

Briefzentrum Asterlagen

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Das Postgeschäft hat sich gewandelt. „Die Leute verschicken weniger Briefe“, sagt Georg Schikowski. Dafür wird viel mehr im Internet bestellt als früher. Das bedeutet: Was im Briefzentrum Asterlagen sortiert werden muss, ist mittlerweile meist viel größer als der klassische Briefumschlag, auf den hier anfangs alles ausgerichtet war. Um in der Konkurrenz mit anderen Briefzentren Schritt halten zu können, muss die Deutsche Post in Rheinhausen also technisch aufrüsten.

„Lukrative Warenpost“ aus den Niederlanden wird in Rheinhausen sortiert

„Es geht nicht darum, Personal abzubauen“, stellt der Chef klar und erklärt: Es geht darum, mit der vorhandenen Mannschaft so gut aufgestellt zu sein, dass noch mehr Sendungen angenommen werden können. Die Nähe zur A 40 hat dem Briefzentrum Rheinhausen vielversprechende Kundschaft aus dem Nachbarland beschert. Schikowski spricht von der „lukrativen Warenpost“ des niederländischen Internetversandhandels. Aber: Um dieses Stück vom Postkuchen nicht an andere Standorte zu verlieren, muss die Arbeit in Asterlagen auch bei den größeren Sendungen schneller werden.

Das Briefzentrum im Gewerbepark Asterlagen in Duisburg-Rheinhausen soll um eine 30 mal 60 Meter große Halle erweitert werden. Die Genehmigung lässt auf sich warten.
Das Briefzentrum im Gewerbepark Asterlagen in Duisburg-Rheinhausen soll um eine 30 mal 60 Meter große Halle erweitert werden. Die Genehmigung lässt auf sich warten. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Angeschafft werden soll deshalb eine Maschine, die sich „Multiformatsorter“ nennt. Das Gerät kann nicht nur die steigende Anzahl von Maxibriefen sortieren, sondern alle Sendungen bis zu einer Dicke von zehn Zentimetern. Das Problem: Die Sortiermaschine passt nicht mehr in die Halle. Und genau deshalb möchte die Post ihr Briefzentrum in Asterlagen um einen Anbau von 30 mal 60 Metern erweitern. Insgesamt „eine Investition im niedrigen zweistelligen Millionenbereich“, wie Pressesprecher Dieter Schuhmachers erklärt.

Seit mehr als zwei Jahren läuft das Genehmigungsverfahren für die Erweiterung

Seit mehr als zwei Jahren läuft das Genehmigungsverfahren. Man spürt, wie kribbelig Georg Schikowski das Abwarten macht. Dennoch betont er die „sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt“. Und übt sich in Geduld. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis der sportliche Leiter des Briefzentrums mit seinem schnellen Schritt 30 weitere Hallenmeter durchschreiten kann, um nach dem Multiformatsorter zu schauen. Das Verfahren schreitet voran, aber ein Ende ist noch nicht in Sicht.

>>> Details zur geplanten Erweiterung des Briefzentrums in Duisburg-Rheinhausen:

  • Vor mehr als zwei Jahren ist die Deutsche Post mit dem Wunsch an die Stadt herangetreten, das Briefzentrum in Asterlagen um eine 30 mal 60 Meter große Halle zu erweitern. Anke Steinbicker vom Amt für Stadtentwicklung erklärt, warum dieses Genehmigungsverfahren so lange dauert. „Wir haben zunächst sehr viele verschiedene Varianten diskutiert“, sagt sie über die Vorarbeiten dazu, wie und wo ein solcher Anbau realisiert werden kann.
  • Das Problem: Das bisherige Grundstück im Gewerbepark ist zu klein. Sowohl der Bebauungsplan als auch der Flächennutzungsplan müssen für das Projekt geändert werden. Und da für eine solche Ausdehnung in die Landschaft zahlreiche Gutachten nötig sind, dauert das Prozedere seine Zeit. „Wir haben gemeinsam überlegt, wie wir den Eingriff in die Landschaft so gering wie möglich gestalten können“, sagt Anke Steinbicker.
  • Mittlerweile sei das Verfahren in der „Endphase“ angekommen, aber nun folgt die „formale Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden.“ Die Bezirksregierung muss noch zustimmen und auch ein Ratsbeschluss ist nötig. Auf eine zeitliche Prognose mag sich die Sachbearbeiterin nicht festlegen. Nur so viel: „Wir wollen alle, dass dieses Verfahren gut und zügig läuft.“