Duisburg-Rheinhausen. Das Projekt der Diakonie und des Duisburger Jobcenters ist 2021 gestartet. Was es für Langzeitarbeitslose bietet und wo die Ware verkauft wird.

Schon beim Betreten des großzügigen Lofts an der Hochstraße 17 in Rheinhausen senkt sich eine fröhlich heitere gute Laune-Stimmung auf die Besucher herab. Auch wenn 1000 Quadratmeter Beton und Stahl keine Gemütlichkeit an sich ausstrahlen können, wirkt die Upcycling-Werkstatt – ein Projekt der Diakonie und des Jobcenters – sehr heimelig und lässt sogleich die Augen eines jeden Bastler-Fans leuchten. Es sieht im vorderen Bereich beinahe aus wie eine Kunsthandwerksmesse, denn dort sind sie ausgestellt und liebevoll arrangiert: Die kleinen und großen Schätze, die hier von kundiger Hand unter fachkompetenter Anleitung entstehen.

Duisburg-Newsletter gratis abonnieren + Seiten für Duisburg: Blaulicht-Artikel + MSV + Stadtteile: Nord I Süd I West + Themenseiten: Wohnen & Immobilien I Gastronomie I Zoo]

Taschen, Beutel, Utensilos aus alten Werbe-Plastikverpackungen, handgenähte Lederbörsen und viele, viele andere schöne Dinge, die man nirgendwo sonst als hier oder demnächst wahrscheinlich in den Kaufhäusern der Diakonie kaufen kann. Es handelt sich ausnahmslos um Unikate, hergestellt aus gespendeten Materialien, die die Diakonie erhält. „Wir bekommen so viele Sachen gespendet, die wir manchmal aber auch in unseren Kaufhäusern nicht verkaufen können. Hier fügen wir sie wieder zu etwas Neuem zusammen“, erklärt Gabriele Schmiedchen, Leiterin des „Upcycling“-Projektes und zeigt auf ein kunstvoll genähtes Kissen aus alten Seidenkrawatten und Jeansstoff.

Upcycling-Projekt in Duisburg ist 2021 gestartet

Geschmackvoll in zwei Farbfamilien gehalten, kann dieses Objekt locker noch ein teures Designersofa aufpeppen, denn es ist handwerklich wirklich gut gemacht. „Wer bei uns anfängt, muss keine Vorkenntnisse haben. Wir zeigen jedem Schritt für Schritt jeden Arbeitsgang und alle dürfen in ihrem eigenen Tempo lernen“, erklärt Schmiedchen das Konzept. So gibt es wenig Frust und viele Erfolgserlebnisse. Momentan ist der Betreuerschlüssel eins zu zehn, sodass viel Muße für jedes Niveau vorhanden ist. Außerdem zaubert diese Art zu arbeiten ein beständiges Lächeln auf die Gesichter sämtlicher Anwesenden.

Besuch in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg: Frank Böttcher (v.l.), Geschäftsführer des Jobcenters Duisburg, Teilnehmerin Anna Burzawa, Gabriele Schmiedchen, Leiterin des Fachbereiches Arbeit und Ausbildung im Diakoniewerk, Teilnehmerin Jenny Angioni, und Udo Horwat, Geschäftsführer Diakoniewerk Duisburg.
Besuch in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg: Frank Böttcher (v.l.), Geschäftsführer des Jobcenters Duisburg, Teilnehmerin Anna Burzawa, Gabriele Schmiedchen, Leiterin des Fachbereiches Arbeit und Ausbildung im Diakoniewerk, Teilnehmerin Jenny Angioni, und Udo Horwat, Geschäftsführer Diakoniewerk Duisburg. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ein ebensolches Lächeln steht auch Frank Böttcher ins Gesicht geschrieben, als er von Arbeitstisch zu Arbeitstisch geht und sich mit den Langzeitarbeitslosen unterhält, die durch das Upcycling-Projekt behutsam wieder an eine sinnvolle Tätigkeit herangeführt werden sollen. Für den Geschäftsführer des Jobcenters Duisburg ist dieses 2021 ins Leben gerufene Gemeinschaftsprojekt mit der Diakonie ein wichtiger Meilenstein gerade für Frauen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Duisburgs Arbeitsmarkt nach wie vor überwiegend männlich ist“, erklärt er und ist dementsprechend froh, mit dieser Upcycling-Werkstatt eine Verwirklichungsmöglichkeit eher für weibliche Themenfelder geschaffen zu haben.

Förderung für Upcycling-Projekt in Duisburg läuft im Februar aus

Allerdings sind nicht alle der 25 Arbeitsplätze, die vom Jobcenter gefördert werden, mit Frauen besetzt. Auch Männer lernen hier den Umgang mit Nadel, Faden und Leder, worauf sich beispielsweise die männliche Arbeitskraft hier spezialisiert hat und stolz auf seine handgenähten Portemonnaies oder Laptoptaschen ist. Die Tätigkeit ist ein Qualifizierungs- und Coachingangebot im Rahmen einer gemeinnützigen Zusatzbeschäftigung, die mit einer Mehraufwandsentschädigung von zwei Euro bezahlt wird. „Wichtig ist uns vor allem, den Menschen mit diesem Angebot wieder Selbstvertrauen zu geben. Sie lernen hier Neues, haben Erfolgserlebnisse und trauen sich dann irgendwann auf den ersten Arbeitsmarkt“, erklärt Böttcher die Idee hinter dem Kreativbetrieb.

Echte Schmuckstücke entstehen in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg-Rheinhausen an der Hochstraße.
Echte Schmuckstücke entstehen in der Upcycling-Werkstatt in Duisburg-Rheinhausen an der Hochstraße. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Gerade auch für Frauen mit Migrationshintergrund bietet diese Tätigkeit eine sehr gute Möglichkeit zur Qualifizierung und gleichzeitig zur Integration, denn die Jobcoaches zeigen nicht nur den korrekten Umgang mit der Nähmaschine, sie haben auch ein offenes Ohr für alle Probleme, die das Alltagsleben erschweren können. Gesichert ist die Finanzierung und damit das Fortbestehen bis Februar kommenden Jahres, dann muss Duisburg, wie jede andere Stadt auch, schauen, ob noch genug Geld da ist, um weitermachen zu können. An mangelndem Willen wird es nicht scheitern, da sind sich Böttcher und all seine Kollegen einig.

>>> Besuch der Werkstatt in Rheinhausen ist möglich <<<

  • Wer sich die Werkstatt und die kreativen Erzeugnisse gerne einmal selbst anschauen möchte oder schon auf der Suche nach individuellen Weihnachtsgeschenken ist, der kommt am 4. November von 10 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür an die Hochstraße 10-17.
  • Falls der Termin schon verplant ist, dann freuen Gabriele Schmiedchen und ihr Team sich auch über einen Besuch während der regulären Arbeitszeiten zwischen 9 und 17 Uhr an jedem Werktag.

podcast-image