Duisburg-Rheinhausen. „Pension Schöller“ ist ein Bühnenklassiker. Nun hat die Bühne47 das Stück in eine Ruhrpottkneipe verlegt. Zum Vergnügen des Publikums.

Was in Berlin geht, klappt in Duisburg schon lange. Das dachte sich Aljoscha Liebert, 1. Vorsitzender des Vereins Bühne 47 und schrieb zum 75. Geburtstag des Amateurtheaters das Stück „Pension Schöller“ einfach mal um. „Das kann doch auch in einer Ruhrpottkneipe spielen“, erklärt der Regisseur selbstbewusst. Und bewies am Wochenende mit zwei Aufführungen, dass es tatsächlich problemlos machbar ist.

Ursprung des Stückes liegt in Berlin

Wenn man dann im evangelischen Gemeindehaus Wedau, wo das Stück am Sonntagabend aufgeführt wurde, ein heimisches Dat und Wat hört und Walter Glaser, der den Klapproth spielt, sagt „der is noch am poofen“, dann weiß man, dass man genau im richtigen Theaterstück ist. Ursprünglich spielt das Lustspiel, das von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs stammt, in Berlin und wurde am 7. Oktober 1890 dort uraufgeführt. Danach trat es seinen Siegeszug an, wurde in vielen Theaterproduktionen auf DVD gebannt, in Verfilmungen gezeigt und erlangte Berühmtheit mit Willy Millowitsch und Elsa Scholten schon 1956 im Fernsehen.

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Es geht ursprünglich um den Gutsbesitzer Philipp Klapproth, der gerne einmal von seinem Neffen Alfred Klapproth eine Irrenanstalt von innen gezeigt bekommen und echte Irre erleben möchte. Alfreds Freund Ernst Kissling empfiehlt ihm, seinem Onkel doch die Pension Schöller zu zeigen, deren Gäste ziemlich verrückt sind. Gutsbesitzer Klapproth hält sie tatsächlich für irrsinnig und hat riesigen Spaß. Bis sie alle plötzlich vor seiner Tür stehen.

Lustspiel auf Duisburger Realitäten umgeschrieben

Aljoscha Liebert hat das Stück für die heutige Zeit und auf Duisburger Realitäten hin umgeschrieben. Da wird dann aus Alfred Klapproth der Vorname Kevin – und schon ist man als Ruhrgebiets-Zuschauer dem Stück ein wenig näher. Genial gespielt wurde Klapproth von Walter Glaser. „Er mimt die Figur schon seit vielen Jahren“, berichtet der Regisseur. Denn immer in einem Jubiläumsjahr wird die „Pension Schöller“ aufgeführt.

Auch zum 60. Geburtstag der Bühne 47 wurde das Stück „Pension Schölle“ aufgeführt. Damals noch in der eher klassischen Variante.
Auch zum 60. Geburtstag der Bühne 47 wurde das Stück „Pension Schölle“ aufgeführt. Damals noch in der eher klassischen Variante. © FUNKE Foto Services | Volker

Das Stück wurde hervorragend besetzt mit Schauspielern, die sich schon äußerlich durch ihre Figur völlig voneinander abgrenzen. So trifft immer wieder der „kleine“ und sehr schlanke Glaser mit dem ausgesprochen großen und körperlich sehr präsenten Robin Wagner zusammen. Die beiden auf der Bühne zu erleben, ist schon – ohne die schauspielerischen Leistungen – ein echtes Erlebnis. Auch Andrea Legrand als Ulrike und Jolene Schäfer als Ida spielen ihren Part ausgezeichnet.

Weit über dem Niveau vieler Akteure im Amateurtheater

Die Spielkünste aller Schauspieler, die in dem Stück auftreten, liegen weit über dem Niveau vieler Akteure in Amateurtheatern. Auch Bühnendeko und Kleidung sind passend und zum Teil witzig ausgewählt. So erscheint Robin Wagner von der verrückten Truppe plötzlich mit einem Affenkopf-T-Shirt über der breiten Brust, darüber ein buntes Hemd und als Krönung einen Strohhut auf dem Kopf. Ein echter Hingucker.

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Die Leidenschaft des Schauspielens und die Lust an der Aufführung strahlt auf die circa 50 Zuschauer ab. Die Stimmung ist gut, die Gags sind pointiert gesetzt. Keine Verhaspler bei den teilweise langen Dialogen. „Solche Stücke auswendig zu lernen, hält einen fit“ erzählt Aljoscha Liebert, der vor neun Jahren zur Bühne 47 stieß und mit Begeisterung dabei ist. Einmal pro Woche wird geprobt, 50 Mitglieder halten dem Verein seit Jahren die Treue. „Wir sind sparsam mit den Ausgaben, denn wir spenden ja das Geld der Einnahmen immer für soziale Zwecke. Eine viertel Million ist in den Jahrzehnten schon zusammengekommen“, freut sich der 1. Vorsitzende. Und weiter geht’s: Die Proben für das Wintermärchen starten schon in dieser Woche.

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Die nächste Vorstellung ist am Samstag, 27. August, um 19 Uhr an der Dorfkirche in Friemersheim. Als Teil des Friemersheimer Kultursommers wird “Pension Schöller“ unter freiem Himmel aufgeführt. Am Sonntag, 28. August, steht um 18 Uhr eine weitere Vorstellung im Krupp-Gymnasium Rheinhausen, Flutweg 62, an.
Tickets für beide Vorstellungen gibt es unter www.buehne47.de