Duisburg-Friemersheim. Laut, lauter, Metal. Nach gut drei Jahren trafen sich die Fans wieder an der Mühle in Duisburg-Friemersheim zum Range against Racism-Festival.
Die Macher des Rage against Racism-Festivals hatten eine gute Idee, oben am Vordach der alten Mühle eine Brause zu befestigen. Aus ihr rieselte zwei Tage lang eiskaltes Wasser. Es war eine willkommene Abkühlung bei Temperaturen bis zu 35 Grad auf dem Gelände der Friemersheimer Mühle. Viele Heavy-Metal-Fans tanzten im herabfallenden Sprühregen zum fetten Sound, der von der Bühne schallte, andere benetzten sich en passant mit den feinen Wassertropfen. Jedenfalls brauchten die Veranstalter des Festivals keine Sorge zu haben, dass nicht genug getrunken wird. Überall an den Getränkeständen bildeten sich Trauben von Menschen, die ihre Kehlen kühlen wollten. Durch diese Einnahmen refinanziert sich das Event seit 2003, als es zum ersten Mal stattfand.
Programm-Macher boten heißes Line-Up in Duisburg Friemersheim
Dem Wetter angemessen hatten die Programm-Macher ein ähnlich heißes Line-Up aufgeboten. Am Freitag überzeugte die aus Mannheim angereiste Formation Cypecore. Die Combo macht progressiven Melodic-Death-Metal, Sänger Dominic und Gitarrist Nils haben nicht nur eine futuristische, dystopische Cyber-Fantasywelt in ihren Songs erschaffen, sie präsentieren diese auch bei ihrem Internetauftritt. Auf der Bühne tragen die Musiker schwarze Kampfanzüge, manche mit einem orange leuchtenden „C“ auf der Brust. Frontmann Dominic hat extra eine post-apokalyptisch wirkende Brille aufgesetzt, post auf den Monitorboxen mit weit ausgestreckten Armen und schmettert Songs wie „The Alliance“ und „My Confession“ unter einem brachialen Gitarrengewitter in die mit den Köpfen wiegende Menge.
„Vier Alben von Cypecore sind bereits auf Spotify erschienen“, erzählt uns ‘Aushilfsdrummer’ Ju später. „Da der Bass über Samples vom Band kommt, spielen wir teilweise über ‘Klick’ im Ohr“, erklärt der 29-jährige Trommler. Man verfahre so, da der ehemalige Bassist Christoph 2018 an Krebs gestorben sei und man ihn in der Band nicht personell ersetzen wolle.
Thrash-Metal vom Feinsten aus Phoenix in Arizona
Zuvor zog die Band „Aeverium“ aus Viersen mit ihrem melodischen Romantic-Metal das Publikum in ihren Bann. Schöne Gitarrenharmonien werden übermalt von Duetten der Vokalakrobaten Marcel „Chubby“ und Vanessa in keyboardlastigen Songs wie „Free your mind“ oder „The other side“- unweigerlich kommt eine Assoziation zu Meat Loaf in seinen Duetten auf. Seit 2018 hat Vanessa den weiblichen Gesangspart inne: „Ich stamme ursprünglich vom Bodensee, mag die Mentalität der Menschen hier am Niederrhein aber sehr“, sagt die im luftigen Schwarz gehüllte Sängerin.
Als Headliner des Freitags drehen Flotsam and Jetsam noch mal richtig an den Lautstärkepegeln. Die Band gilt als Wiege des Heavy-Metals aus den 80er-Jahren, war doch der einstige Bassist von Metallica und Voivod, Jason Newsted, Gründungsmitglied bei Flotsam and Jetsam. Thrash-Metal vom Feinsten verbreitet die Formation aus Phoenix, Arizona, gefühlt 1500 Leute stehen dicht gedrängt vor der Bühne und schütteln ihre Haare. Eine freie Interpretation des Titels „Iron Maiden“ der gleichnamigen Band sorgt für Unordnung in der Audienz.
Überhaupt klingen sie fast wie diese, nicht nur wegen des harmonischen Spiels der Gitarristen, auch weil Sänger Eric A. K. Knutson den Tenor in ähnliche Höhen schraubt wie Iron-Maiden-Shouter Bruce Dickinson. Neben Klassikern wie „Suffer the masses“ and „Wading through the darkness“ gibt es auch neue Titel wie „Violator“ im Programm, danach noch ein Bier backstage und es geht für die Band direkt weiter zum Hellfest nach Paris.
Für jeden Geschmack war beim Festival in Duisburg-Friemersheim etwas dabei
Michael Horst findet das Programm sehr vielfältig, es sei für jeden Geschmack etwas dabei. Der 59-jährige Hobby-Gitarrist betont: „Egal welche Stilrichtung man jetzt bevorzugt, ich war begeistert, von der Live-Performance der einzelnen Bands und auch vom ausgewogenen Sound.“ „Mein Favorit war heute Cypecore“, gesteht Marianne Hoffmann, die extra aus Borken anreiste.
Auch interessant
Auch an Tag Zwei gab es unterschiedliche Spielarten zu hören, angefangen von Folk-Metal der Düsseldorfer Band Fabula Rasa, sowie zwei Power-Metal-Formationen Ignition und Fallprawl aus Duisburg und vom Niederrhein. Eine Mischung aus Alternative-Metal gepaart mit Deutsch-Punk steuerte die Combo „The Other“ bei. Und auf eine Reise mit einem Piratenschiff im Stile von „Fluch der Karibik“ lud die österreichische Formation „Visions of Atlantis“ die Zuschauer ein mit ihrer charismatischen Frontfrau Clémentine Delauney zu Klängen des Symphonic-Metals.
3000 Gäste feierten wie immer friedlich beim Rage against Racism
Als Abräumer agierten dann die Norweger „Borknagar“, die mit vertracktem düsterem Black-Metal aufwarteten, der allerdings über viele folkloristische Elemente verfügte, besonders über den gutturalen Joik-Gesang, den der Vokalist und Gitarrist Simen Hestnaess pflegte. Wie immer blieb es friedlich unter den etwa 3000 Gästen, die an den zwei Tagen das Festival besuchten.