Duisburg-Rheinhausen. Die Musical Kids haben ein Benefizkonzert für die Ukraine organisiert. Fünf junge Sängerinnen, geflüchtet vor dem Krieg, sorgten für Gänsehaut.
Über dem Musikpavillon sind blau-gelbe Luftballons drapiert, immer abwechselnd in den Farben der ukrainischen Nationalflagge flackern sie im Wind. An allen Verkaufsständen erinnert das Blau-Gelb an die Schrecken des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, es fordert schon unterbewusst Solidarität ein.
Beim Spendenkonzert, das von den Musical Kids Rheinhausen zugunsten der Initiative „Hoffnungsschimmer22“ veranstaltet wurde, kommen knapp 500 Zuschauer zusammen, um ihren Beistand für das angegriffene Volk zum Ausdruck zu bringen – oder einfach nur Musik an der lauen Sommerluft im Volkspark zu genießen. Eine meterhohe, gläserne Spendensäule, die am Stand der Musical Kids aufgestellt ist, füllt sich im Laufe des Nachmittags immer weiter mit Münzen und Geldscheinen.
Traumatische Erlebnisse auf der Flucht
Für fünf aus der Ukraine geflüchtete Mädchen mag sich dieses Fest aufgrund ihrer traumatischen Erlebnisse zunächst surreal angefühlt haben. Über den Beistand aus Rheinhausen dürften sie sich aber freuen. Sie kommen aus einer kleinen Stadt nahe der Grenze zu Weißrussland, erzählen sie. Vier Tage sind sie in den Westen Deutschlands auf ihrer ungewollten und nicht geplanten Reise unterwegs gewesen.
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„Wir haben uns in unserer Kirchengemeinde am Ort getroffen, von dort haben wir unsere Flucht organisiert. Am 4. März sind wir mit unseren Müttern und anderen Familien in mehreren Autos aufgebrochen“, erinnert sich Anna. Sie ist 17 Jahre alt und mit ihren beiden Schwestern, sowie zwei Freundinnen irgendwie nach Olpe gelangt. Dort gehen sie jetzt zur Schule und haben sich spontan zu einer Gesangsgruppe zusammengetan. „Es ist ein Segen, heute hier für Euch singen zu können“, sagt Anna.
Sechs ukrainische, von der Folklore geprägte Popsongs oder Gospels singen die Fünf mit Klavierbegleitung und ernten großen Applaus für ihre Performance von den Zuschauern. Was sie sich für die Zukunft wünschen? „Ich möchte Frieden und ein normales Leben und hoffe, dass der Krieg bei uns bald aufhört“, betont Anna.
Musical Kids werden 25 Jahre alt
Hannes Becker, Mitveranstalter der Musical Kids, ist durch Umwege an die Mädchengruppe gelangt. „Ich habe ein Musikvideo von den jungen Ukrainerinnen durch Zufall zugespielt bekommen und dann haben wir die Gruppe hierhin eingeladen“, sagt der 71-jährige Gründer der Musical Kids, die übrigens im nächsten Jahr 25 Jahre alt werden. Thomas Sefzig, Leiter der Musikvereinigung Duisburg West, sitzt auch im Publikum und findet: „Dafür, dass die Mädchen kaum proben konnten, war es ein ordentlicher Auftritt.“
Weiter geht es mit den „Lollypops“, einer jungen Tanzgruppe aus Ruhrort, die mit schwierigen Spreizsprüngen und Hebefiguren überrascht. Beim Auftritt der Minis von den Musical Kids stehen viele Mütter von ihren Sitzen auf, um das bestmögliche Foto von ihren Kleinen zu ergattern. Etwa 30 Kids, im Alter von sieben bis elf, tummeln sich auf der Bühne. Begleitet von Hannes Becker am E-Piano und angefeuert durchs Dirigat von Natalie Stepniak spielen sie ein 20-minütiges Set, darunter auch der Titel „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, bei dem die kleinen Musiker auf der Bühne ausgelassen agieren.
Die gläserne Spendensäule füllte sich
Geradezu verdoppelt habe man sich in Windeseile, sagt die Leiterin: „Letztes Jahr waren wir noch zu zwölft auf der Bühne, heute haben wir fast 30 Minis.“ Da schauen die größeren Musical Kids, die Zwölf- bis 25-Jährigen, etwas neidisch auf die Minis, denn so schnell „wachsen“ sie momentan nicht. Unter Leitung von Katharina Schedlinski und Jens Jonathan Becker avancierten die „Großen Mukis“ aber zu Headlinern des Nachmittags.
Ein breites Potpourri aus Gospel und christlichen Popsongs boten sie dem Publikum: ein Song der Black-Life-Matters-Bewegung „Lift your voice and sing“ war auch darunter. „Make it loud“, die Musical Kids „machten es laut“, wie es überall auf ihren T-Shirts und Plakaten stand, während sich die gläserne Spendensäule bis über die Hälfte füllte. Auch Gudrun Tomberg vom Kulturbüro der Stadt zeigte sich begeistert: „Das haben die Musical Kids richtig gut organisiert hier.“
>>> DIE HILFSORGANISATION „HOFFNUNGSSCHIMMER22“:
„Hoffnungsschimmer22“ unterstützt Menschen in Notsituationen vor Ort. Im Jahr 2021 generierte die Initiative Spenden für Opfer der Flutkatastrophe, um dann aktiv in den betroffenen Gebieten der Eifel zu helfen. Dieses Jahr werden die Flüchtlinge aus der Ukraine unterstützt.