Duisburg-Rheinhausen. Noch immer sprechen viele Anwohner am Toeppersee in Duisburg von „chaotischen“ Zuständen. Warum die Lage weiterhin undurchsichtig ist.
Die Problematik am Toeppersee in Rheinhausen spitzt sich zu. Nicht nur die immer größeren Gruppen der Grillfreunde, die bis spätabends vor Ort bleiben, auch die zunehmende Zahl der jugendlichen Autoliebhaber, die sich nachts zu Wettrennen dort treffen, nimmt kontinuierlich zu (wir berichteten). Anwohner schildern teils chaotische und auch bedrohliche Situationen mit uneinsichtigen Gästen. „Wir haben die Polizei und das Ordnungsamt fast täglich unterrichtet, aber nichts ist passiert, empört sich eine Anwohnerin. „Die kommen einfach nicht!“, lautet hier der Vorwurf.
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Was sagen die einzelnen Behörden zu den Anschuldigungen? Die Polizei erklärt zunächst, dass ihr die Situation natürlich bekannt ist, sie aber ganz klar unterscheiden muss, wann sie zuständig ist und wann nicht. „Wenn die Anwohner uns nachmittags anrufen, weil ein Wildpinkler in ihrem Garten steht, dann ist das primär die Aufgabe des Ordnungsamtes“, erklärt eine Polizeisprecherin und äußert selbstverständlich Verständnis für die genervten Anwohner. „Wir kümmern uns, doch wenn keine Bedrohungslage vorliegt, dann müssen auch wir ein wenig schauen, dass wir Prioritäten setzen“, erklärt sie weiter und meint damit, dass ein parallel stattfindender bewaffneter Raubüberfall eher zu unterbinden ist als Wildpinkeln.
Ärger am Toeppersee: Polizei Duisburg kann Umstände nicht beeinflussen
Das muss dann warten und deshalb kommen die Beamten oftmals so spät. Außerdem betont sie, dass die Polizei ebenfalls nicht dafür zuständig ist, die Umstände zu beeinflussen, durch die die Probleme überhaupt entstehen, was oftmals von den Anwohnern gefordert wird. „Bei der Poserszene ist es ja erst einmal nicht verboten, sich zu treffen, wenn man sich ordentlich benimmt. Wenn das nicht der Fall ist, dann kommen wir natürlich raus und unterbinden das.“ Allerdings könne nur die Stadt veranlassen, Betonschwellen oder Ähnliches am Eingang anzubringen, damit der Platz gar nicht erst erreichbar ist. Das sei nicht Aufgabe der Polizei.
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In anderen Stadtteilen gab und gibt es dazu immer mal wieder Kooperationen zwischen Polizei und Ordnungsamt. Allerdings scheint das am Toeppersee momentan keine Option zu sein, zumindest gibt es laut Polizeisprecherin momentan keine Zusammenarbeit. Fazit: Die Polizei wird tätig in bedrohlichen Situationen, muss dann aber auf ihre Prioritäten achten und sieht bei offenkundigen Ordnungswidrigkeiten die Stadt in der Pflicht.
Stadt Duisburg: „Polizei kann durchaus gerufen werden“
Die sieht die grundlegende Einordnung zuerst einmal ähnlich und hat natürlich ebenfalls Verständnis für die genervten Anwohner. Unlängst wurden zusätzliche Müllcontainer aufgestellt und ein Stadtsprecher erklärte, dass regelmäßige Kontrollen auch an den Wochenenden stattfinden, allerdings vorwiegend in den Mittags- und Nachmittagsstunden. Die Stadt fügt aber hinzu, dass die Polizei durchaus gerufen werden kann, „wenn ein Handeln der Ordnungsbehörde nicht oder nicht rechtzeitig möglich ist.“ Heißt also, wenn beim Ordnungsamt auch keiner Zeit hat, weil die Mitarbeiter an anderer Stelle dringender gebraucht werden, springt nach städtischem Narrativ die Polizei ein.
Nachweisen müssen die Prioritätenlisten im akuten Fall weder die Einen noch die Anderen. Und bei den Beschwerden rund um den See scheint auf beiden Seiten emsige Betriebsamkeit zu herrschen, sodass regelmäßige Kontrollen, Bußgelder oder auch Polizeipräsenz nicht zu einem Umdenken der Gäste führen können. Wie die Kuh hier vom Eis geholt werden kann, ist auch den Anrainern schleierhaft.
Anwohner am Toeppersee schicken Briefe an Duisburgs Oberbürgermeister
Sie haben es mit Briefen an den Oberbürgermeister versucht und einen Ortstermin mit der Bezirksbürgermeisterin arrangiert. Der ist allerdings geplatzt und beide Parteien behaupten jetzt, der jeweils Andere sei nicht erschienen. Neue Bemühungen, eine Lösung zu finden, gibt es vorerst nicht. Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß lehnt alle diesbezüglichen Fragen unserer Zeitung ab. Begründung: Hinter den Kulissen finden gerade intensive Beratungen statt und da sei es kontraproduktiv, jetzt schon etwas zu sagen. In gut drei Wochen könne man aber gerne noch einmal nachfragen.