Duisburg-Rheinhausen. Gegner der Verlängerung der Osttangente haben eine Initiative gegen das umstrittene Bauvorhaben in Duisburg gegründet. Das sind ihre Ziele.

Aufbruchstimmung in Rheinhausen. Am Samstag (9. April) gründete sich die „Initiative für eine gute Lenkung des Lkw-Verkehrs und gegen die Verlängerung der Osttangente.“ Über 60 Personen waren zusammengekommen, die das Thema umtreibt. Initiatoren, Mitglieder verschiedener Verbände, Einzelpersonen, Politiker, Betroffene und Interessierte trafen sich im Vereinsgebäude der Versehrtensportgemeinschaft Rheinhausen an der Fährstraße 25.

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„Wir brauchen einen langen Atem“, erklärte Kerstin Ciesla, Vorsitzende des Duisburger Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Und in zwei Jahren müssen wir fit sein.“ Denn im Rat haben SPD und CDU zugestimmt, dass in den nächsten zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie erstellt werden soll. Für weitere 600.000 Euro. Eine Machbarkeitsstudie bedeute aber nicht, dass das Projekt durchgeführt wird, betonte Kerstin Ciesla. Es werde nur geprüft, ob es überhaupt machbar ist. „Wir müssen uns in den nächsten zwei Jahren so schlau machen, dass wir denen alles um die Ohren hauen und sagen können, wir wissen es besser.“

Osttangente in Duisburg: Ignoranz macht viele Gegner sauer

Der Ärger über das Verhalten der Stadt, der SPD und CDU war bei allen Besuchern groß. „Die SPD möchte jetzt ihre Fehler von vor 30 Jahren heilen. Aber so wie das geplant ist, wird es nicht gehen“, erklärte ein Besucher. Vor allem die Ignoranz gegenüber den Argumenten der Gegner macht viele sauer und fassungslos. „Wir bedauern, dass von Stadtverwaltung, SPD und CDU immer wieder die Verlängerung der Osttangente als eine Art Allheilmittel für die Lkw-Fehlverkehre in Rheinhausen und in Mitte dargestellt wird“, hieß es.

Das Rheinvorland zwischen Brücke der Solidarität und A 40-Brücke in Duisburg-Rheinhausen: Hier könnte die Verlängerung der Osttangente verlaufen. Der Protest wird immer stärker.
Das Rheinvorland zwischen Brücke der Solidarität und A 40-Brücke in Duisburg-Rheinhausen: Hier könnte die Verlängerung der Osttangente verlaufen. Der Protest wird immer stärker. © Thomas Richter

„Bitte beteiligen Sie sich, damit es eine schlagkräftige Bürgerinitiative wird. Jeder ist willkommen, der sich einbringen möchte. Wir wollen vor allem parteiübergreifend arbeiten“ erklärte Matthias Schneider von den Grünen. Es sei völlig unverständlich, dass es in Duisburg kein Lkw-Verkehrskonzept gebe. Dass die Stadt Duisburg das nicht habe und auch nicht in Angriff nehme, sei nicht nachzuvollziehen. „Denn nach wie vor fahren die Lkw durch Wohngebiete. Es gibt keine Lenkung von und nach Logport I und III, Wohngebiete und Wohnstraße sind unglaublich belastet“, betonte Andrea Lutz, Sprecherin Ortsverband West der Grünen und Fraktionssprecherin der Bezirksvertretung Rheinhausen.

Lkw-Verkehr in Duisburg: Kritik an fehlenden Kontrollen

Auch Fehlanzeige bei einem Lkw-Führungskonzept der Stadt. Das führe dazu, dass LKW-Fahrer sich immer den kürzesten Weg suchten, sie stünden bekanntlich unter Zeitdruck. Vor allem ein Zustand, der schon seit Jahren besteht, sorgt für enormen Ärger: Es gibt keine Kontrollen. Das konnten alle Anwesenden der Veranstaltung bestätigen. Die Lkw führen Schleichwege, ignorierten Verbote und Hinweise, führen weiterhin durch Wohngebiete und die Stadt denke nicht daran, das Verhalten durch Kontrollen und Geldstrafen abzustellen. „Wir haben genau dieses Thema oft im Rat angesprochen. Auch mit der Stadt ist das Problem schon diskutiert worden, genauso wie mit den Unternehmen. Um mich vorsichtig auszudrücken, stößt man nicht gerade auf großes Engagement“, erklärte das grüne Ratsmitglied Schneider.

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Die Leidtragenden seien die Menschen, die in den belasteten Siedlungen wohnen. Natürlich wurden auch alle Umweltprobleme angesprochen, die durch eine Osttangente entstehen können. Zum Beispiel, wenn auf der Trasse ein Unfall passiert und in den Rheinauen Diesel ausläuft. Oder wie man als Fußgänger die stark befahrene Route überqueren soll. Auch der Vorschlag, einen Tunnel zu bauen, wurde in Frage gestellt. Wie eine vorgeschlagene Tunnellösung unter einem Deich oder einer Deponie funktionieren soll, war nicht nur Detlef Feldmann von den Linken ein Rätsel.

Osttangente in Rheinhausen ist für die Natur „eine Katastrophe“

Für Natur und Erholung sei die Tangente „eine Katastrophe“. Da waren sich alle Besucher einig. Kerstin Ciesla vom BUND wies darauf hin, dass die Stadt Duisburg nicht einmal ein vernünftiges und aktuelles Verkehrskonzept vorlegen könne. „Und zwar mit einer Zählung aller Verkehrsteilnehmer. An welchen Tagen in welcher Zeit gemessen wurde. Die Zahlen sind aus den Jahren 2011 und folgende. Absolut dilettantisch.“

>>> OSTTANGENTE – WER HINTER DER INITIATIVE IN DUISBURG STECKT

  • Gegründet haben die „Initiative für gute Lenkung des Lkw-Verkehrs und gegen die Verlängerung der Osttangente“ Mitglieder von Organisationen, aber auch Politiker und Privatpersonen. Dabei waren Andrea Lutz (Grüne), Dr. Detlef Feldmann, pensionierter Arzt und Linken-Mitglied, Dr. Ulrich Scharfenort, Chemiker und Vorsitzender der Bürgerinitiative Saubere Luft, Uwe Kurzweg (VSG Rheinhausen) Dr. Peter Rolauffs, Biologe und Kerstin Ciesla (BUND).
  • Jede und jeder, ob Einzelpersonen oder Organisationen und Vereine, die demokratischen Prinzipien folgen, sind willkommen, betont die Initiative. Das nächste Treffen wird öffentlich bekannt gegeben. Kontakt kann man aufnehmen unter andrea.lutz@gruene-duisburg.de.