Duisburg-Rheinhausen. EU-Gelder zur digitalen Ausstattung von Schulen werden nach sozialen Kriterien verteilt. Die Lise-Meitner-Gesamtschule Rheinhausen geht leer aus.

Nicht nur Schulleiter Klaus Stephan ist verblüfft und sauer über die Mitteilung des Schulministeriums, dass die Lise-Meitner-Gesamtschule in Rheinhausen die Kriterien für eine Förderung aus dem „REACT-EU“ Förderprogramm für digitale Endgeräte an Schulen nicht erfüllen würde. Auch Landtagsabgeordneter Rainer Bischoff (SPD) hat sich an dem Thema schon die Zähne ausgebissen.

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In einer kleinen Anfrage an die Landesregierung wollte er erklärt haben, warum ausgerechnet diese Schule, die einen wertvollen Beitrag zur Integration von Migranten und Migrantinnen leistet und den gleichen Einzugsbereich hat wie die Green-Gesamtschule oder die Heinrich-Heine-Gesamtschule, die alle in adäquatem Maß berücksichtigt wurden, leer ausgegangen ist.

Fördergelder für Schulen: Kriterien richten sich nach dem Schulsozialindex

„Ich bin enttäuscht, da mir die Landesregierung nur mitgeteilt hat, dass die Schule außerhalb der Förderrichtlinien liege, was natürlich schwer nachvollziehbar ist“, erklärt er. Die Kriterien richten sich nach dem Schulsozialindex, der vor zwei Jahren von der Uni Bochum erarbeitet wurde. Hauptrichtlinien sind hierbei der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit ausländischer Staatsangehörigkeit, der Anteil der Schüler mit Lern- und Entwicklungsstörungen, der Anteil der Wohnbevölkerung in Mehrfamilienhäusern im Stadt- oder Gemeindegebiet und die SGB-II Quote (Grundsicherung). So auch die Erklärung aus dem Schulministerium auf Nachfragen dieser Zeitung.

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Original dieselbe Antwort bekamen auch schon Bischoff und Stephan. „Die Aufstellung des Sozialindex finde ich richtig und gut. Unsere Schule ist hier mit der Ziffer drei eingestuft“, erklärt Schulleiter Klaus Stephan. Das sollte eigentlich reichen. Komisch wird es, wenn man sich die Liste der geförderten Schulen in ganz NRW anschaut und feststellt, dass auch nahezu alle Gymnasien des Essener Südens großzügig gefördert wurden, was in Bredeney niemand ernsthaft mit dem hohen Anteil an Migranten oder Sozialhilfeempfängern rechtfertigen kann. Die Fördersummen liegen hier zwischen 220.000 und 418.000 Euro pro Schule.

Gesamtschule in Rheinhausen kriegt kein Geld: Schulministerium schweigt

Die Erklärung hierfür bleibt das Schulministerium auch auf explizite Nachfrage schuldig. Ebenso gibt es keine Informationen, wer den von der Bochumer Uni entworfenen Schlüssel intern angewandt und das Geld verteilt hat oder wie viele Schulen insgesamt leer ausgingen. Sowohl die Betroffenen als auch die Politik oder die Presse laufen hier ins Leere und werden im Unklaren gelassen. Klaus Stephan erhielt lediglich die Auskunft, dass an dieser Entscheidung nichts mehr zu ändern sei.

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Im weiteren Verlauf der Stellungnahme verweist das von Schulministerin Yvonne Gebauer unterschriebene Papier darauf, dass unabhängig von den beiden Förderprogrammen „REACT-EU“ und „Ausstattungsoffensive NRW“ der Stadt Duisburg als Schulträger zusätzlich umfangreiche Mittel zur Digitalisierung und Ausstattung zur Verfügung stehen würden, die die Schule alternativ nutzen könnte. „Das sind natürlich zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe, die hier vermischt werden. Ein pures Ablenkungsmanöver“, ärgert sich auch Rainer Bischoff und hat nicht vor, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Auch die Elternschaft der Lise-Meitner-Gesamtschule und der Rektor denken über eine Klage nach, um zumindest Klarheit über den Vorgang zu bekommen.