Duisburg-Rheinhausen. Seit dem Neustart nach dem Lockdown bringen nur wenige ihre Angehörigen ins Rheinhauser „Vergiss mein nicht“. Wir waren zu Gast im Demenz-Café.
Das verflixte siebte Jahr – nun hat es das Demenz-Café „Vergiss mein nicht“ getroffen. Im Moment läuft es nicht wirklich rund bei dem Angebot, das drei Ehrenamtlerinnen bisher so erfolgreich unter dem Dach des Katholischen Bildungsforums gestemmt haben. Denn ausgerechnet im siebten Jahr nach der Gründung macht die Pandemie den Betreuerinnen das Arbeiten schwer. „Durch die lange Pause im Lockdown haben wir unsere Stammgäste verloren“, beschreibt Eugenie Czarnecki, die das Projekt 2014 ins Leben gerufen hatte, die Lage.
Drei Stunden freie Zeit für Angehörige
Weil der Neustart nach der Zwangspause so schleppend lief, hat das Team in der vergangenen Woche zum Schnuppernachmittag geladen und das Mittwochstreffen für Neugierige geöffnet. Tüten voller Weckmänner lagen bereit, denn wie jeden Mittwoch gab es auch diesmal ein Motto: St. Martin. Geteilt werden mussten die süßen Stutenkerle allerdings nicht, denn es gab reichlich für alle. Nur ein einziger neuer Gast gesellte sich zu Hannelore (83) und Elisabeth (85), die seit mehreren Monaten von ihren Töchtern mittwochnachmittags ins Bildungsforum gebracht werden.
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Demenz-Café – das bedeutet drei Stunden freie Zeit für die Angehörigen. Und drei Stunden Unterhaltungsprogramm für Menschen, bei denen das Gedächtnis nicht mehr so will wie früher. Hannelore runzelt die Stirn. Die Frage, ob sie früher mit ihren Kindern Laternen gebastelt hat, kann die 83-Jährige nicht beantwortet. Zumindest in diesem Moment fehlt ihr die Erinnerung daran. Aber das Lied vom heiligen Martin, das kennt sie noch immer auswendig. Alle Strophen!
Eugenie Czarnecki liest eine Geschichte zum Martinsfest vor. Aber heute will das Zuhören bei Elisabeth nicht richtig klappen. Sie sortiert lieber leere Milchdöschen vom Tisch auf den Teller und schiebt die herbstlichen Servietten und bunten Blätter beiseite. Dann überprüft sie immer wieder, ob noch Kaffee in der Tasse ist.
Singen und Wurfspiele im Stuhlkreis sind aktuell nicht erlaubt
Die Betreuerinnen zaubern eine neue Idee aus ihrer Unterhaltungskiste: das Klatsch-Spiel. Immer wenn das Wort „Laterne“ bei der Vorlese-Geschichte ausgesprochen wird, müssen alle in die Hände klatschen. Das Konzept geht auf, mit dieser Beschäftigung lässt sich auch Elisabeth wieder einfangen. Der Ehrgeiz der 85-Jährigen ist geweckt, begeistert klatscht sie mit.
Bevor Corona den Alltag eingeschränkt hat, gab es im Rheinhauser Demenzcafé ganz andere Möglichkeiten. Bei unserem letzten Besuch im Februar 2019 zum Beispiel. Da schunkelten die Seniorinnen und Senioren mit bunten Hütchen auf dem Kopf Hand in Hand zur Karnevalsmusik. Wir dürfen ja momentan nicht mal singen“, beschreibt Eugenie Czarnecki die Corona-Regeln, die nicht nur für die Gäste manchmal schwer verständlich sind. Am Tisch beisammen sitzen und reden ist erlaubt, Lieder singen nicht. Auch das Bälle zuschmeißen im Stuhlkreis darf aktuell nicht auf dem Programm stehen. „Aber wir machen das beste aus der Situation. Wir haben ganz viele andere Ideen, die alle möglich sind.“ Sprichwörter erraten gehört dazu. In dieser Disziplin ist Hannelore ganz weit vorne. Sie hat momentan aber ja auch höchstens zwei Konkurrenten.
Mehr Freude macht all das natürlich, wenn die Runde größer und geselliger ist als jetzt. Platz für neun Gäste hat das „Vergiss mein nicht“, da geht noch was. Das Team hofft, dass sich mehr Menschen trauen, das Angebot des Demenz-Cafés trotz Pandemie anzunehmen. „Wir halten hier alle nötigen Hygienevorschriften und Corona-Regeln ein“, macht Eugenie Czarnecki Mut.
>>> KONTAKT ZUM DEMENZ-CAFÉ:
Das Demenz-Café „Vergiss mein nicht“ findet mittwochs von 14-17 Uhr in den Räumen des Katholischen Bildungsforums an der Händelstraße 16 in Rheinhausen statt. Eugenie Czarnecki, Petra van Geldern und Elisabeth Büschleb kümmern sich in dieser Zeit ehrenamtlich um bis zu neun Besucherinnen und Besucher.
Die Teilnahme kostet 15 Euro, die mit der Pflegekasse abgerechnet werden können. Beim ersten Besuch sollten Angehörige zur Eingewöhnung dabei bleiben. Wer das Angebot ausprobieren möchte, kann sich telefonisch melden unter 02065/9013340 oder unter 0178/5642052 (Eugenie Czarnecki).