Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Der Gemeinschaftsgarten an der Liebigstraße in Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen hat nun einen Kräuterkasten.

Schuld an dem wild romantisch wuchernden Gemeinschaftsgarten an der Liebigstraße 7 war eigentlich ein Autounfall vor knapp zehn Jahren. Damals hatte Kräutergarteninitiator Daniel Martens nicht etwa eine göttliche Vision – nein, er wollte einfach kein neues, teures Auto als Statussymbol kaufen und stieß als erfolgreicher Agenturchef damit auf breites Unverständnis in seinem Umfeld.

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Das setzte bei ihm einen Denk- und Wandlungsprozess vom Yuppie zum Öko in Gang (O-Ton Martens), auf den er heute sehr stolz ist. Sein neustes kreatives Produkt ist seit gestern frisch am Start. Gemeinsam mit seinen Hobbygärtnern und der Bürgerstiftung Duisburg als Projektträger hat er einen Kräuterkasten aufgebaut, an dem sich alle Nachbarn, Freunde, Vorbeiwandernden und Passanten kostenlos mit frischen, ökologisch gewachsenen Küchenkräutern versorgen können.

Die sind entweder schon portioniert oder können direkt aus der Kräuterspirale, dem Kräuterberg oder der Wildwiese geerntet werden. Jeder kann sich mit einer Gartenschere und einem kleinen Papiertütchen bewaffnen und die Würze für sein Abendessen selbst schneiden.

Kräutergarten in Duisburg: Die Eberraute schmeckt wie Cola

Momentan wuchern Minze, Salbei, Majoran, Zitronenmelisse und Rosmarin so enthusiastisch, dass die Gärtner schlichtweg nicht mehr wissen, wohin mit den schmackhaften Gewächsen. Neben dem Kasten findet sich ein Portfolio von unterschiedlichen Rezeptkarten mit spannenden Verarbeitungsvarianten für Brennnessel, Löwenzahn oder auch der weniger bekannten Eberraute. „Die schmeckt als Limonade frisch zubereitet wie Cola. Allerdings sollte man nicht zu viel trinken, dann gibt’s Verdauungsprobleme“, erklärt Martens und weist dann direkt ein paar Schritte weiter auf ein dunkelgrünes Gestrüpp mit kleinen knötchenartigen Blattenden. „Das ist Beifuß. Die meisten Supermärkte verkaufen das frisch mit Stängel und schreiben nicht drauf, dass der Stängel besser nicht mitgegessen wird, weil er gesundheitlich bedenkliche Stoffe enthält.“

Den Naturgarten an der Liebigstraße in Rumeln-Kaldenhausen darf jeder besuchen, der Lust hat.
Den Naturgarten an der Liebigstraße in Rumeln-Kaldenhausen darf jeder besuchen, der Lust hat. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Der autodidaktische Kräuterexperte freut sich, wenn ihn demnächst viele Leute in seinem Naturwohnzimmer besuchen kommen und er sein Wissen über das reichhaltige Angebot teilen kann. Wichtig ist allerdings, dass sich das Selbstbedienungsangebot ausschließlich auf die Kräuter beschränkt. Auf dem Areal gedeihen seit 2017 ganz unterschiedliche Gemüsesorten, die in Sektoren aufgeteilt von Gärtnerinnen und Gärtnern gehegt und gepflegt werden, die die Früchte ihrer Arbeit gerne selbst ernten möchten. Also Finger weg vom Rettich, es sei denn, die Gärtner sind vor Ort und man fragt nett, ob man gegen ein wenig Mithilfe den einen oder anderen Schatz mit nach Hause nehmen darf.

Kräutergarten in Rumeln-Kaldenhausen: Gärtner empfehlen eine App

Sollte zufällig mal niemand vor Ort sein, der die Stauden und Rabatten genau zeigen kann, dann empfehlen Martens und Co. die Nutzung der „Flora Incognita App“, die dem Nutzer eindeutig die Unterschiede zwischen harmlosen Kräutern und hochgiftigen Pflanzen erklärt. „Damit kann man nichts falsch machen und wirklich gefährliche Sachen wachsen bei uns gar nicht mehr, seitdem ich den Stechapfel entfernt habe“, erzählt er lachend und ist dann thematisch schon bei der Brennnessel angekommen: Fachmännisch zupft er ein Blättchen, faltet es in ein kleines Paket und kaut genüsslich, ohne das Gesicht zu verziehen.

Scheint also irgendwie geklappt zu haben. Schmunzelnd verrät er auch hier den Trick: „Man muss die Blätter von unten anfassen und möglichst nicht die Ecken berühren. Beim Falten brechen dann die feinen Gifthärchen ab und man kann die Pflanze ganz normal essen.“ Laut Rezeptblatt schmeckt Brennnessel super als Butter oder auch in Form von Brennnessel-Soja-Medaillons. Der Clou aber ist anscheinend frisch aufgebrühter Tee. „Nur etwa eine Minute ziehen lassen, das schmeckt nach frischem Waldmeister“, erklärt der Profi.

>>>DER KRÄUTERKASTEN IN RUMELN-KALDENHAUSEN

  • Der Gemeinschaftsgarten an der Liebigstraße 7 in Rumeln-Kaldenhausen (direkt hinter der blauen Bücherzelle) ist frei zugänglich und die Kräuter dürfen auch geerntet werden, wenn gerade keiner der Gartencrew anwesend ist.
  • Wer aber viel über Kräuter und die Wunder der Flora und Fauna lernen möchte, der sollte versuchen, Daniel Martens und seine Kollegen live vor Ort zu erwischen.