Duisburg-Homberg. Der Homberger Kegelclub „Keiner steht immer“ trifft sich mittlerweile in Alpen. Neben der Leidenschaft fürs Kegeln stehen auch Ausflüge an.

In 50 Jahren kann viel passieren. Doch nichts war so gravierend, dass Karl-Heinz Geldermann sich nicht mehr in der Lage sah, einmal im Monat die Kugel zu schieben. Kegeln ist seine Leidenschaft und während viele Athleten gleicher Sportart im Alter eher kürzertreten, legt Geldermann erst richtig los. „Seit zwei Jahren bin ich regelmäßig in Düsseldorf beim Sportkegeln. Das ist total spannend, denn ich lerne auch nach 50 Jahren noch viele neue Sachen“, erzählt der eigentlich alte Hase und nun wieder Frischling begeistert.

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Der Kegelsport hat ihn begleitet, seitdem er 14 Jahre alt ist. „Mein Cousin hatte damals eine Wirtschaft und ich war Kegeljunge. Das war super fürs Taschengeld.“ Für alle Jüngeren: Früher wurden die Kegel nicht mechanisch, sondern händisch wieder aufgestellt. Das erledigten die Kegeljungs, die am hinteren Ende der Bahn saßen und nach jedem Wurf zum Einsatz kamen. „Das war ganz unterschiedlich. Bei älteren Damen rollte alle fünf Minuten mal eine Kugel, das war entspannt, bei den jüngeren Herren hatte ich viel zu tun. Doch bei Ersteren war das Trinkgeld meist besser“, feixt er.

Homberger „Jungs“ gründeten einen Kegelclub

Mit dieser Vita war es natürlich nicht weiter verwunderlich, dass Geldermann irgendwann gemeinsam mit acht weiteren Jungs einen eigenen Club gegründet hat. Da waren sie so 18 oder 19, gerade bei der Bundeswehr, oder begannen ein Studium und alle kamen sie aus Homberg. Doch vor allem waren sie begeistert, ungebunden und hatten viel Spaß am damaligen Volkssport. „Wir blieben natürlich nicht sehr lange unter uns“, erinnert Geldermann sich.

Nach und nach kamen weibliche Bekanntschaften, zukünftige Ehefrauen etc. dazu und sie mussten den ursprünglichen Jungenclub in einen gemischten Club umbenennen. Das war natürlich gar kein Problem, denn so kamen mit der Zeit gut und gerne 35 Personen mehr oder minder regelmäßig samstags um 16 Uhr zum Kegeln. „Irgendwann wurde das mit den Bahnen schwierig, denn in Homberg haben viele kleinere Gaststätten mit Kegelbahn dicht gemacht“, erinnert er sich an die Odyssee kreuz und quer durch Duisburgs Kegelgastronomie.

Kegelclub aus Homberg: Sechs verschiedene Bahnen in zehn Jahren

Im Zeitraum von zehn Jahren hat der Club sechs verschiedene Bahnen bespielt. Besonders erinnert er sich an den damaligen Lindenwirt: „Die Kegelbahneinrichtung sah aus wie ein Wohnzimmer, da standen überall Sofas, Tische etc. rum, das war kurios, aber toll.“ Im Bügeleisenhaus an der Moerser Straße haben sie lange gekegelt, das war für Geldermann besonders nett, denn er hat lange direkt gegenüber gewohnt. Danach zog der Verein „Keiner steht immer“ ins Haus Gerd um, und vor gut zehn Jahren haben die letzten verbliebenen Kegelgeschwister beschlossen, dem Duisburger Westen ganz den Rücken zu kehren und nach Alpen auszuwandern. Dort kegeln sie nun in der Gaststätte „Zum Dahlacker“.

„Ich wohne schon seit 25 Jahren in Meerbusch und auch die anderen hat es ins umliegende Gelände verschlagen, sodass Alpen ein bequemer Anlaufpunkt für alle ist.“ Immerhin hat der Club es geschafft, über so eine lange Zeit hinweg zu existieren. Natürlich sind einige ausgeschieden, neue hinzugekommen, aber die Verbliebenen, die mittlerweile entweder im Rentenalter oder kurz davor sind, tun ihr Möglichstes, um einmal im Monat dabei zu sein. Nicht primär für den Sport, sondern für die Gemeinschaft. Denn die hält zusammen und unterstützt sich gegenseitig, auch wenn Schicksalsschläge einzelne Familien beuteln.

Kegelclub aus Homberg spendet viel Geld für den guten Zweck

So kam auch der Kontakt zum Kinderonkologischen Zentrum in Krefeld und dessen Förderverein zustande, an den der Verein neulich eine Flasche Asbach Uralt gespendet hat. „Wir haben eine große Flasche, in die wir immer die Strafgelder einzahlen. Da wir das Ding 1991 das letzte Mal geleert haben, war sie nun ziemlich voll“, so Geldermann. 1.003,70 waren im Bauch vom Asbach versteckt, worüber der Verein sehr glücklich war. Den Club hat es gefreut, helfen zu können, aber natürlich wäre ein Kegelclub kein Kegelclub, wenn er nicht vom erkegelten Geld gelegentlich Ausflüge unternehmen würde.

Alle drei Jahre fahren sie gemeinsam auf Städtetour und waren schon in Hamburg beim Musical, in Bremen, an der Mosel und im Weinkeller in Traben Trabach. Karl-Heinz Geldermann hat seine Leidenschaft für den Kegelsport nie infrage gestellt und ist nach wie vor Feuer und Flamme für seinen Sport, egal, ob beim Genuss- oder beim Fitnesskegeln.