Duisburg-Rheinhausen. Anwohner der Bismarckstraße in Friemersheim klagen über Dauerlärm. Das Tempo-30-Schild ignorieren hier viele Fahrer. Das sagt die Stadt Duisburg.
Sie können nicht mehr. Es ist der Punkt, an dem vier Anwohner der Bismarckstraße in Friemersheim langsam aber sicher verzweifeln. Wolfgang Schaale, Katja Valder, Fabian Fonken und Markus Teutenberg werden seit Jahren von Dauerlärm geplagt. Sie wohnen direkt an der Kreuzung, an der die Gaterwegbrücke weiter in den Logport führt. Zahlreiche Lkw sausen tagtäglich unmittelbar in der Nähe des Hauses vorbei. Morgens, mittags, abends, nachts – kaum ein Zeitraum, an dem der Lärm nicht in Haus und Garten schallt.
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Das Problem: Fast niemand der Lkw-Fahrer hält sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h, berichten die Anwohner. Lkw, die von der Brücke weiter Richtung Logport fahren, treten meist unmittelbar vor der Kreuzung zusätzlich auf das Gaspedal – sie wollen die grüne Ampelphase erwischen. Der schlechte Zustand der Fahrbahn tut sein übriges, der Lärmpegel ist bohrend. „Man hat das Gefühl, dass das ganze Haus wackelt“, sagt Wolfgang Schaale. „Der Lärm ist wirklich unerträglich.“
Lkw-Lärm in Friemersheim: Auch im Sommer bleiben die Fenster zu
Den vier Leidgeplagten ist bewusst, dass viele Lkw die Route nutzen. Warum sich die wenigsten dabei aber an die Verkehrsregeln halten, ist ihnen ein Rätsel. „Neulich habe ich gedacht, der Fahrer fährt direkt durch mein Schlafzimmer“, sagt Katja Valder. Die Fenster der Anwohner sind nachts geschlossen, selbst bei den heißen Temperaturen der vergangenen Tage. Wach werden sie nachts trotzdem regelmäßig, an Ausschlafen ist schon lange nicht mehr zu denken. „Der Schlafmangel schlägt auf den Körper“, berichtet Valder. „Ab 5 Uhr geht hier gar nichts mehr.“
Fabian Fonken und Markus Teutenberg nicken zustimmen. Sie wohnen bereits seit sechs Jahren hier, haben sich mit dem Kauf den Traum vom Eigenheim erfüllt. Mittlerweile drängt sich regelmäßig der Gedanke auf, ob es die richtige Entscheidung war. „Wir waren schon kurz davor hier auszuziehen“, sagt Fonken. „Es geht einfach nicht mehr.“ Vorschläge, wie sich die Situation rund um den Lkw-Lärm entschärfen lässt, haben die Anwohner einige. Ein Kreisverkehr, Blitzer, Schallschutzwände – Maßnahmen, um den Dauerkrach zumindest etwas drosseln.
Lkw-Verkehr trotz Durchfahrtsverbot in Friemersheim
Bereits im vergangenen Jahr haben die vier die Stadt kontaktiert, passiert ist seither wenig. „Wir sind eigentlich sehr geduldig“, erklärt Fonken. Die Geduld sei mittlerweile jedoch aufgebraucht. Sogar über rechtliche Schritte haben sie schon nachgedacht. „Ein Anwalt sagte mir jedoch: Da habt ihr keine Chance“, sagt Schaale resigniert. Auch über die Bismarckstraße selbst brettern die Lkw regelmäßig, beobachten die Anwohner. Und das, obwohl es für Lastkraftwagen ein Durchfahrtsverbot gibt. „Trotzdem sind es bis zu 30 Lkw pro Tag“, die sich durch die viel zu enge Straße ihren Weg suchen, sagen sie. Ein Zustand, der nicht nur an den Nerven zerrt, sondern auch verärgert. „Ich bin auch mal Lkw gefahren“, sagt Fonken. „Und da konnte ich mich auch an die Regeln halten.“
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Das letzte Mal wandten sich die Friemersheimer mit einer Mail im März diesen Jahres an die Stadt. Seit gestern liegen Antworten vor. Demnach hat die Stadt die Lärmsituation im Bereich zwischen dem Gaterweg und der Geeststraße gemäß den Richtlinien für Lärmschutz mit einer Zählung untersucht. Ergebnis: Die Pegelwerte werden an dieser Stelle unterschritten, „verkehrsrechtliche Maßnahmen zum Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm sind deshalb nicht durchsetzbar“, heißt es in der Mail an die Anwohner.
Stadt Duisburg sieht keine Möglichkeiten für einen Kreisverkehr
Auch einen Kreisverkehr lehnt die Verwaltung ab, es gebe in dem Bereich zu wenig Fläche für einen Ausbau. Antworten, die die Anwohner nicht nachvollziehen können. Sie bezweifeln die Ergebnisse. „Die Stadt hat erklärt, dass die Werte nicht gemessen, sondern berechnet worden sind“, sagt Fabian Fonken. Er glaubt nicht, dass dabei auch alle Faktoren einbezogen worden sind: Ein Auto mache demnach weniger Krach als ein Lkw. Und auch die Erklärung zum nicht möglichen Kreisverkehr bezweifeln sie. Der Logport sei ein Beispiel, dass ein Verteilerkreis durchaus ausbremst.
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Die Stadt erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass in diesem Jahr bereits mehrere Verkehrsmessungen stattfanden, allerdings auf der Brücke, nicht im Kreuzungsbereich. „Dabei lagen die Geschwindigkeitsüberschreitungen der verschiedenen Fahrzeuge sogar unter dem Durchschnitt anderer Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet, nämlich bei lediglich 5,4 Prozent der Fahrzeuge“, sagt Stadtsprecher Malte Werning. „Die Blitzer auf der Brücke können wir auch gut sehen“, berichtet Fonken. „Aber unten an der Brücke sind fast alle zu schnell.“
Rheinhausens Bezirksbürgermeisterin möchte der Sache nachgehen
Rheinhausens Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß (SPD) hat zu dem Thema gute Neuigkeiten: Die Straße wird demnächst über die Kreuzung hinaus saniert, das hat die Bezirksvertretung in der vergangenen Sitzung beschlossen. Die Stadt rechnet mit der Umsetzung im kommenden Jahr. Demnächst möchten die Rheinhauser Koalition aus CDU und SPD zudem das Thema besprechen. „Ich werde auch mit dem Bezirksamt sprechen, ob wir an dieser Stelle das Tempo messen können“, sagt Liß. „Man hat immer bessere Argumente, wenn man belegen kann, dass sie wirklich zu schnell fahren.“