Tausend Feuer an der Ruhr: Der Arbeitskampf in Rheinhausen
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Duisburg-Rheinhausen. Am 23. Februar 1988 bildeten 80.000 Menschen innerhalb von 15 Minuten eine Menschenkette. Das Aus eines Hüttenwerks verhinderten sie aber nicht.
Um die Dimensionen zu erfassen, die mit dem legendären Arbeitskampf um das Rheinhauser Hüttenwerk verbunden ist, reicht eine Zahl: 47.000. 47.000 Menschen waren am 20. Februar 1988 beim sogenannten „Auf Ruhr“ Konzert im Walzwerk auf dem Krupp-Gelände dabei. Ein solch’ großes Hallen-Konzert – dabei waren jede Menge Stars - hatte Europa bis dahin noch nicht gesehen. Rheinhausen war in Aufruhr, die Menschen kämpften, letztlich dann doch vergeblich, um „ihr“ Werk, sie standen in großer Solidarität zusammen. Sie und das gesamte Ruhrgebiet.
Tausend Feuer an der Ruhr- Der Arbeitskampf in Rheinhausen
Zurück ans Ende des Jahres 1987: Am 30. November protestierten bei einer Belegschaftsversammlung im alten Walzwerk rund 10.000 Bürger und Stahlkocher gegen die drohende Schließung. Zwei Tage später blockierten 1000 Stahlarbeiter die Rheinbrücke von Rheinhausen nach Hochfeld. Um daran zu erinnern, nennt der Betriebsratschef Manfred Bruckschen die Rheinquerung im Februar 1988 in „Brücke der Solidarität“ um. Es sollte täglich, über Wochen und Monate, Kundgebungen und Mahnwachen geben. Einer der Höhepunkte der explosiven Stimmung: Krupp-Chef Cromme wurde mit Eiern beworfen.
Am 20. Februar blickte dann ganz NRW, manche sagen, die ganze Welt, auf das Hüttenwerk. Beim „Auf-Ruhr“-Konzert im Walzwerk feiern 47.000 Menschen unter anderem Die Toten Hosen, Herbert Grönemeyer, Rio Reiser und Klaus Lage.
Umfangreiche Investitionen für die Region Duisburg
In Bonn tagt wenig später die „Kanzlerrunde“ zur Stahlkrise, Resultat: Die Schließung des Rheinhauser Werks kann nicht verhindert werden. Doch das Gremium beschließt umfangreiche Investitionen für die Region Duisburg. Diese werden in den folgenden Jahren auch umgesetzt. Ein Beispiel: Der Business Park im Ortsteil Asterlagen. Der steht mehr als 30 Jahre nach der Grundsteinlegung nach wie vor zu 30 Prozent leer. Jüngst war ein Projekt des chinesischen Staates zum Bau eines Handelszentrums krachend gescheitert. Doch auch das ist irgendwie eine andere Geschichte.
Noch einmal zurück ins Jahr 1988: Nach einem einwöchigen Protest-Streik und einer Mahnwache vor dem Landtag erklärte sich Ministerpräsident Johannes Rau bereit zu vermitteln. Am 3. Mai nahm die Belegschaft des Krupp-Stahlwerkes die Ergebnisse der Verhandlungen an, die der Landesvater mit der Krupp-Stahl AG erzielt hatte. Damit endete nach 164 Tagen der längste Arbeitskampf in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Ein großer Teil der Krupp-Belegschaft erhielt neue Arbeitsplätze und Abfindungen. Am 15. August 1993 wurde schließlich der letzte Hochofen ausgeblasen...
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