Duisburg-Rheinhausen. Zwei Wohnhäuser samt Tiefgarage sollen im Duisburger Stadtteil Bergheim am Grabenacker entstehen. Die Anwohner befürchten ein Verkehrschaos.
Bergheim ist ein lebenswerter Stadtteil. Darüber sind sich die Anwohner am Grabenacker einig. Ein gutes Umfeld haben sie hier, Kindergärten und Schulen in der Nähe – und mit dem Toeppersee ein Naherholungsgebiet in Reichweite. „Kein Wunder, dass Bergheim als Wohnanlage sehr gefragt ist“, findet Anwohner Michael Brockmann.
Ein großes Bauprojekt, dass nun an einer Seitenstraße am Grabenacker realisiert werden soll, scheint da nicht recht ins Bild zu passen. Zwei Mehrfamilienhäuser sollen hier entstehen, inklusive Tiefgarage mit 28 Stellplätzen. Vielen Anwohnern bereitet das Sorgen. „Der Grabenacker, der in diesem Bereich schon jetzt nicht genügend Parkplätze aufweist, soll durch zwei Bauvorhaben vollends am aufkommenden Verkehrsaufkommen ersticken“, fasst Brockmann zusammen, was viele seiner Nachbarn denken.
Bauvorhaben in Bergheim: Anwohner befürchten Verkehrschaos
Die Zufahrt zu den neuen Häuser würde über die kleine Seitenstraße erfolgen, eine Ampel soll den Zufluss regeln. Der Grabenacker selber ist ohnehin schon eine Sackgasse. Neben den Autos der neuen Bewohner, erwarten die Anwohner auch Verkehrsaufkommen durch Besucher, Lieferungen, Handwerker und Co. Und: Auch, wie in Notfällen Feuerwehr und Krankenwagen durch die schmale Straße fahren sollen, ist ihnen ein Rätsel.
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Mit einem Schreiben hat die Nachbarschaft das Verwaltungsgericht Düsseldorf kontaktiert, um ihre Bedenken zu äußern. Die ernüchternde Nachricht: „Das Verwaltungsgericht teilte uns mit, dass keine Nachfragen oder Änderungsanträge möglich sind“, heißt es. Höchstens eine Klage käme in Frage, verbunden mit horrenden Gerichtskosten.
Wohnhäuser und Tiefgarage: Anwohner wurden nicht informiert
Die Nachbarschaft möchte Antworten. Vor allem auf die Frage, warum niemand von ihnen im Vorhinein informiert worden ist. „Die Nachbarschaft ist gesammelt der Meinung, dass ein solch überdimensionales Bauvorhaben einer betriebswirtschaftlichen Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf soziale Faktoren dient“, heißt es auch in einem Schreiben an die Bauaufsicht der Stadt Duisburg.
Wie werden sich die Mietpreise ändern? Wie die Lebensqualität? Die Anwohner betonen: Niemand habe etwas gegen ein Bauprojekt, um das Grundstück sinnvoll zu nutzen. Aber: Es sollte sich in die bereits vorhandene Bebauung einfügen.
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Die Stadt Duisburg bestätigt auf Anfrage: „Im Zuge einer Bauvoranfrage wurden zwei Mehrfamilienwohnhäuser mit Tiefgarage für 28 Stellplätze beantragt und genehmigt. Eine solche Bauvoranfrage ist keine Baugenehmigung.“ Aktuell sei ein Klageverfahren zu dem Bauvorbescheid anhängig, die Entscheidung stehe noch aus. Die Stadt erklärt weiter: Laut Rechtssprechung steht einem Grundstückseigentümer kein unbeschränktes Abwehrrecht zu, was Bauvorhaben auf Nachbargrundstücken betrifft. Voraussetzung wäre, dass die erteile Baugenehmigung gegen Baurecht verstößt, dieser Verstoß nicht ausgeräumt werden kann und die Nachbarn tatsächlich beeinträchtigt werden. „Diese Voraussetzungen sind hier nach Einschätzung der Unteren Bauaufsicht nicht gegeben“, heißt es.
Bauvorhaben am Grabenacker Thema der Bezirksvertretung Rheinhausen
Mittlerweile ist das Bauvorhaben auch Thema der Lokalpolitik, wie Rheinhausens CDU-Fraktionschef Ferdi Seidelt auf Anfrage bestätigt. Zusammen mit der SPD haben die Christdemokraten eine gemeinsame Anfrage für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Rheinhausen formuliert.
„Die Menschen haben bei uns Gehör gefunden, dass sowas nicht geht“, sagt Seidelt. „Augenscheinlich ist es so, dass die Behörde auf die Zustimmung der Nachbarschaft verzichtet hat.“ Ein Vorgang, den Seidelt in seiner lokalpolitischen Karriere nur selten erlebt hat.