Duisburg-Rheinhausen. Stadtwerke Duisburg drohen Mietern in Rheinhausen mit der Einstellung der Wasser- und Stromversorgung. Das sagt Vermieter „Adler Wohnen“.

Vielen Mietern in Rheinhausen sitzt der Schrecken in den Gliedern. Sie erhielten vor einigen Tagen einen Brief von den Stadtwerken, in denen ihnen angekündigt wird, dass die Einstellung der Energie- beziehungsweise Wasserversorgung droht. „Leider ist unser Vertragspartner den Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen“, heißt es. Ein Anspruch auf Weiterversorgung bestehe nur, wenn der aufgelaufene Zahlungsrückstand bis zum 11. März 2021 ausgeglichen werde. Die zukünftigen Abschlagsforderungen müssten ebenfalls erfüllt sein.

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„Das ist unfassbar, die Mieter haben doch immer an die Adler Wohnen gezahlt“, betont Mieterin U., die viele andere Mieter kennt, die wütend und besorgt sind. „Und jetzt kommt der Hammer“, sagt die junge Mutter. Ende vergangener Woche gab es in den Häusern plötzlich einen Aushang für die Mieter von Adler Wohnen Service. „Betreff: Wichtige Mitteilung! Anschreiben Wasserausfall“.

Vermieter in Duisburg: Adler Wohnen spricht von einem Missverständnis

„Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass es zu einem Missverständnis mit dem Versorger Stadtwerke Duisburg gekommen ist. Die Zahlungen werden regelmäßig durch uns geleistet. Der Fehler im System wurde behoben und der Sachverhalt geklärt. Es gibt keinen weiteren Grund zur Besorgnis, die Grundversorgung wird wie gehabt weitergeführt werden. Für Ihr Verständnis bedanken wir uns im Voraus.“ So eine Erklärung sei absolut abstrus, ärgert sich die Mieterin. Die zahlenden Mieter, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, in eine solche Situation zu bringen und das mit einem Systemfehler zu erklären, sei wirklich ungeheuerlich.

Zu der konkreten Situation der vielen Mieter in Rheinhausen, die in Wohnungen der Adler Wohnen Service GmbH leben und jetzt in Sorge um ihre Wasserversorgung sind, wollten sich gestern die Stadtwerke noch nicht äußern. Sie sicherten aber zu, sich den Fall noch einmal gründlich anzusehen und zeitnah über die aktuelle Situation zu berichten. Grundsätzlich sei das Verfahren in Mehrfamilienhäusern so, dass der Vermieter der Vertragspartner ist und die Nebenkosten für Wasser, oft auch für Strom und Gas, auf die Mieter umgelegt werden.

Stadtwerke Duisburg: Mahnverfahren gesetzlich vorgeschrieben

Der Wohnungsvermieter zahle an die Stadtwerke, erklärt Pressesprecher Thomas Kehler. Komme es zu einem Mahnverfahren, weil der Vermieter nicht bezahlt, dann seien die Schritte gesetzlich vorgeschrieben. Natürlich werde zunächst einmal der Vermieter angeschrieben und auf den Rückstand aufmerksam gemacht. „In der Regel dauert es Wochen, wenn nicht sogar länger, bis wir zu härteren Maßnahmen greifen.“ Im Mahnverfahren müsse man dann Mindestfristen einhalten. „Eine Sperrandrohung ist wirklich der letzte Schuss vor den Bug, wenn nichts anderes mehr geht“, sagt Kehler.

Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler.
Stadtwerke-Sprecher Thomas Kehler. © Daniel Tomczak / DVV

Denn auch den Stadtwerken sei ja klar, dass die Mieter ihre Nebenkosten an den Vermieter bezahlt hätten und für das Dilemma nicht verantwortlich seien. Schon aus dem Grund versuche man, die Grundversorgung – wenn möglich – aufrecht zu erhalten. Wenn es aber keine Reaktion von Seiten des Vertragspartners gebe, seien die Stadtwerke gezwungen, auch die Mieterinnen und Mieter anzuschreiben und sie auf die kommende Versorgungseinstellung aufmerksam zu machen. Das sei in diesem Fall jetzt geschehen.

Stadtwerke Duisburg bedauern unangenehme Situation

„Wir bedauern die für Sie unangenehme Situation sehr. Da es uns nicht gestattet ist, eine Rechtsberatung zu leisten, empfehlen wir Ihnen, sich bei den bekannten Rechtsberatungsstellen wie beispielsweise den verschiedenen Mieterschutzvereinen über Ihr Recht in dieser Situation aufklären zu lassen“, schrieben die Stadtwerke an die Mieter.

Dr. Rolf-Dieter Grass von der Unternehmenskommunikation der Adler Real Estate AG in Berlin konnte zu den Vorfällen in Rheinhausen nichts sagen. Aber auch er will sich über den aktuellen Stand informieren und dann der Öffentlichkeit berichten. „Grundsätzlich kann es aber immer mal passieren, dass eine falsche Kontonummer angegeben wird oder menschliches Versagen zu einer solchen Lage führt“, sagt er. Eine solche Situation sei das, was niemand wolle. „Wenn die Adler Wohnen Service aber schon einen Aushang gemacht hat, dass es zu keiner Unterbrechung der Grundversorgung kommt, können die Mieter beruhigt sein“, sagt Grass.

Stadtwerke: Mieter können Zahlungsrückstände selbst begleichen

  • Die Stadtwerke Duisburg sind unter anderem für die Wasserversorgung zuständig. Darin haben sie das Monopol für die Stadt.
  • In den Bereichen Gas und Strom können Mieter den Anbieter selbst aussuchen. Vor allem in der Stromversorgung gibt es eine große Palette von Unternehmen, die auch preislich unterschiedlich aufgestellt sind.
  • Mieter, die jetzt eine Ankündigung der Stadtwerke bekommen haben, dass die Versorgung unterbrochen wird, könnten die Zahlungsrückstände natürlich selbst begleichen. „Dann hätten sie aber zweimal gezahlt, denn der Vermieter hat ja schon sein Geld bekommen.“