Duisburg-Rheinhausen. Parkplätze sollen wegfallen, Fußgänger Vorrang haben. Vorwurf: Bei der Gestaltung der Kaiserstraße kam der nicht motorisierte Verkehr zu kurz.
Als an der Kaiserstraße in Friemersheim 14 Robinien gefällt wurden, sorgte das für Empörung bei den Anwohnern und einen Streit mit den Wirtschaftsbetrieben: Über Wochen diskutierten Experten der Umweltverbände und der WBD über geeignete Straßenbäume. Ein rundes Jahr ist das jetzt her. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet.
„Das ist gelaufen, Schnee von gestern“, sagt Norbert Bömer von der Bürgerinitiative Saubere Luft. Neue Bäume, Felsenbirnen, wurden gepflanzt, Baumscheiben erneuert, Leitungen verlegt und neue Parkbuchten eingerichtet. Trotzdem sind nicht alle zufrieden. Ein Bürgerantrag setzt sich jetzt für mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer ein und schlägt außerdem eine Teilumwandlung der beliebten Geschäftsstraße in einen Shared Space-Bereich vor.
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Dahinter steckt Bömer, Friemersheimer und Gründungsmitglied der Bürgerinitiative. Nach Debatten innerhalb der Initiative, bei denen die Vorschläge sehr gut angenommen wurden, stellt er nun nach Paragraf 24 den Antrag, auf der Kaiserstraße einige Pkw-Parkbuchten aus dem Bestand herauszunehmen und stattdessen Abstellflächen für Fahrräder und insbesondere Lastenräder einzurichten. Eigentlich sei die Verwaltung rechtlich verpflichtet, den nicht motorisierten Verkehr bei der Planung zu berücksichtigen, sagt er. Dies jedoch sei nicht geschehen. Nun also gelte es, sämtliche Chancen zu nutzen, um doch noch eine Verbesserung für alle zu erzielen, „und zwar ohne großen Aufwand.“
In der zweiten Hälfte 2020 wurde die Kaiserstraße neu gestaltet. Dabei, so Bömer, habe man leider nicht berücksichtigt, dass es dort auch Abstellmöglichkeiten für Räder geben müsse.
Die Voraussetzungen seien rein baulich nicht überall gegeben: So seien die Bürgersteige zwischen Windmühlenstraße und Geeststraße derart schmal, dass man dort kein Rad abschließen könne, ohne Fußgänger, Kinderwagen und Menschen mit Rollatoren zu behindern.
Vor der Eisdiele Romeo stören Abgase beim Kaffee trinken
Bömer schlägt deshalb vor: Im ersten Drittel der Kaiserstraße, im Bereich zwischen Windmühlenstraße und dem ehemaligen Netto Laden, sollen zwei bis drei Parkbuchten ausschließlich für Räder/Lastenräder markiert werden, „optimal wären natürlich Fahrradständer“.
Weitere Parkbuchten sollen im Bereich vor der Eisdiele Romeo und ihrer Außengastronomie sowie gegenüber, vor der Geschäftsstelle des Bauvereins, umgewidmet werden. Bömer: „Das hätte den Vorteil, dass die Menschen, die vor dem Eiscafé sitzen, beim Genuss von Eis, Kaffee und Kuchen nicht mehr durch Abgase belästigt werden.“ Immer wieder beobachtete er Autofahrer, die bei laufendem Motor halten, um sich schnell ein Eis holen. Umso ärgerlicher, da die Eisdiele ihre Terrasse gerade erst erweitert habe. Außerdem habe man dort sein Rad gut im Blick.
Genug Parkplätze für Autos bleiben auf der Kaiserstraße trotzdem erhalten
Bömer ist überzeugt: Die Kaiserstraße würde durch all dies deutlich attraktiver. Debatten mit den Einzelhändlern, so sagt er, nimmt er gern in Kauf, zumal er nicht glaubt, dass durch die Veränderungen Kunden wegbleiben würden, „im Gegenteil.“ Genug Parkfläche für Autos bliebe trotzdem erhalten, diese sei ja auf Kosten der Bäume durch den Umbau ohnehin vergrößert worden.
Aber Bömer geht noch weiter. Er bittet die Verwaltung zu prüfen, ob die Einrichtung einer Fahrradstraße sinnvoll sei, die Fußgänger und den Radverkehr bevorzuge. Pkw dürften weiterhin parken und fahren, allerdings durchgehend mit eingeschränktem Tempo.
Möglicherweise könne die Kaiserstraße zwischen Windmühlen- und Geeststraße auch als Shared Space-Bereich gestaltet werden, schlägt er vor. In einem solchen Bereich müssten alle Verkehrsteilnehmer aufeinander Rücksicht nehmen.
Ein Shared Space-Bereich wie am Forum in Duisburg-Rheinhausen
Als Beispiel nennt er die Straßen am Forum am Hochemmericher Markt in Rheinhausen oder den Bereich vor dem Theater in der Innenstadt. Autos müssen dort Schrittgeschwindigkeit fahren - Fußgänger und Radfahrer haben auch ohne entsprechende Wege oder Übergänge Vorrang.
Die kreative Gestaltung der Baumscheiben durch die Geschäftsleute der Straße käme bei der Umsetzung solcher und ähnlicher Vorschläge noch besser zu Geltung, argumentiert Bömer weiter. Er betont: Leider sei die Neugestaltung nicht mit einem Bürger-Beteiligungsverfahren verbunden gewesen, so dass Verbesserungen nur nachträglich erfolgen könnten. „Aber es gibt immer noch Möglichkeiten.“