Duisburg-Homberg. Tobias Iserhot war selbst an Leukämie erkrankt. Jetzt sucht er für eine Fotoreihe Menschen, die ihre Krebserkrankung überstanden haben.

Zurzeit muss Tobias Iserhot wieder etwas kürzer treten. Er hat sich das Handgelenk gebrochen, ein Unfall. Beim Mountainbiken ist das passiert, irgendwas Wildes über Stock und Stein, ein Männer-Ding. Der 38-Jährige muss grinsen. Nicht, weil er seinen Sturz über den Lenker besonders lustig gefunden hätte. Im Gegenteil, war schmerzhaft. Sondern, weil er exemplarisch für das steht, was Iserhot derzeit genießt: wieder mitten im Leben zu stehen, mit allen Erfahrungen, mit allen Sinnen.

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Dieses gute Gefühl ist es, das er weitergeben möchte, um Anderen Mut zu machen. Für ein Fotoprojekt sucht der ehemalige Krebspatient Menschen, die ihre Erkrankung überstanden haben. Willkommen ist jeder, vom Kind bis zum Greis. Der Lebenswille zählt.

Duisburger Tobias Iserhot: Diagnose Leukämie

Denn Iserhot kennt auch die anderen, die richtig schlechten Zeiten. Er war nicht mal Mitte 30, als er die Diagnose Leukämie bekam. Der Homberger hat über seine Krankheit auch in dieser Zeitung öffentlich gesprochen. Das möchte er nicht wiederholen. Nur so viel. Er hatte Glück. Er hatte Vertraute, hatte seine Freundin. Und er ließ sich nicht unterkriegen. 2016 erhielt er die rettende Stammzellentransplantation. In diesem Jahr im November ist das fünf Jahre her. Ein privater Jahrestag. Und Anlass für sein Fotoprojekt.

Der Weg dorthin verlief nicht ohne Rückschläge, wie er offen erzählt. Kaum halbwegs über den Berg, bekam er starke Gleichgewichtsstörungen. Nach langem Hin und Her diagnostizierten die Ärzte das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom, eine seltene Nervenkrankheit, die mit einem starken Zittern einhergeht. Doch auch da hat er sich herausgekämpft, buchstäblich Schritt für Schritt.

Duisburg: Ehemaliger Krebspatient möchte Freude teilen

Inzwischen fühlt sich der Homberger wieder kerngesund. Er hat Gewicht zugelegt, treibt regelmäßig Sport - also normalerweise. Aktuell macht er noch Reha wegen seiner Hand, ist aber fest entschlossen, so bald wie möglich wieder aufs Rad zu steigen. „Ich bin tatsächlich ein bisschen stolz, dass ich mir etwas gebrochen habe“, gesteht er. Frisch und fröhlich fühle er sich. „Und das möchte ich mit anderen Menschen teilen. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass es auch gut laufen kann.“

Luna sitzt ganz nah bei ihm. Luna ist vier und ein Podenco, ein Jagdhund. Entsprechend sportlich ist die Kleine aufgelegt. Tobias und sie sind dicke Freunde. Luna kam als junger Hund zu ihm und zwang ihn bereits während der Krankheit, regelmäßig an die Luft zu gehen, erinnert sich Tobias. „Und das war richtig gut.“

Vom Laien zum ehrgeizigen Hobby-Künstler

Zu dieser Zeit hat er auch angefangen zu fotografieren, vielleicht begonnen, die Welt mit anderen, offeneren Augen zu sehen. Zunächst überließ ihm sein Vater seine alte Kamera. Es folgten „10 000 Bilder vom Hund“ und die frohe Erkenntnis: „Ich kann das ja ganz gut!“ Mittlerweile sind die Fotoapparate professioneller geworden, und aus dem Laien wurde ein ehrgeiziger Hobby-Künstler samt Studio, Equipment und Leidenschaft für die, so sagt Iserhot, „People-Fotografie“.

Und um die geht es jetzt. Geplant ist eine Reihe mit und über Menschen, gern vom Leben gezeichnet, die zeigen, dass es für sie trotz Krebs-Diagnose weitergegangen ist und dass sie wieder im Leben stehen. Eine Ausstellung wäre natürlich eine Supersache, vorausgesetzt, es fände sich ein geeigneter Raum. Ein Buch wäre eine Idee. Aber auch, wenn das alles nicht klappt, wird Iserhot sein Kunstprojekt im Internet zeigen.

Duisburger freut sich über viele Rückmeldungen

Einige Modelle konnte er bereits gewinnen, darunter ein Mädchen, das einen Hirntumor überstanden hat. Iserhot schweben Porträts vor, aber auch Szenen, etwa spielende Kinder oder der wieder genesene Handwerker beim Job - Paare, die ganz selbstverständlich miteinander umgehen. Augenblicke, heilender Alltag. Ihm selbst kommt dabei das gemeinsame Kochen mit seiner damaligen Freundin in den Sinn, das ihm so gut getan hat, als er auf dem Weg der Besserung war.

Iserhot freut sich über jede Rückmeldung. Für ihn ist es ein „Herzensprojekt“. Er kann nur jedem raten, den Kopf mit aller Kraft über Wasser zu halten. Die Diagnose Krebs ist furchtbar, aber sie muss nicht endgültig sein. Es gibt es, das Leben danach. „Man muss kämpfen und darf nicht aufgeben“, sagt Iserhot. Für ihn nicht zuletzt auch ein Impuls in diesen trostlosen Corona-Zeiten: „Es geht auch wieder voran.“ Er selbst denkt aktuell über 2022 nach. Da steht eine Alpen-Cross-Tour mit dem Mountainbike auf dem Programm. Aber dieses Mal will er dann doch ein bisschen vorsichtiger fahren.

Hobby-Fotograf Tobias Iserhot: So kann man Kontakt aufnehmen

• Wer Kontakt zu Tobias Iserhot aufnehmen möchte, kann ihn telefonisch unter 0174/3841028 erreichen.