Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Duisburger Martinsgänse pfeifen auf Corona: Der Geflügelhof Möbius in Rumeln- Kaldenhausen kommt mit Hilfe der Stammkunden gut durch die Krise.

Während Schweinebauern wegen der Überbelegung der Ställe durch die Corona-Krise momentan die Schweißperlen auf der Stirn stehen, lehnt Lothar Möbius sich entspannt zurück und betrachtet glücklich sein Federvieh, das gerade quietschfidel über die Wiese watschelt und sich begeistert im Matsch suhlt. „Gänse lieben das Suhlen und Matschen in den Pfützen“, erklärt er und zeigt auf einen Ganter, der gerade den Schnabel bis über beide Augen in der braunen Brühe versenkt und irgendwie recht glücklich dabei aussieht.

Lothar Möbius hat auf seinem Geflügelhof ca. 200 Gänse, die auf einer riesigen Wiese umherlaufen können.
Lothar Möbius hat auf seinem Geflügelhof ca. 200 Gänse, die auf einer riesigen Wiese umherlaufen können. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Auf den weitläufigen Wiesenflächen an der Stadtgrenze zu Krefeld geht es den 180 Gänsen nebst Hühnern und Puten prima. Daran ändert auch Corona nichts. Erstens, weil schon ganz viele Tiere vorbestellt sind und zweitens, weil Gänse komplett pflegeleichte Genossen sind und der Legende nach auch bis zu vierzig Jahre alt werden können.

Bald wird für St. Martin geschlachtet

Wer also in diesem Jahr dem Bräter entgeht, kommt nächstes Jahr auf einen der vorderen Listenplätze. Das ist allerdings nicht unbedingt der erste Plan, denn die lustige Schar soll den Jahreswechsel eigentlich nicht überleben. „Wir schlachten in den kommenden Wochen für St. Martin und dann noch mal kurz vor Weihnachten.“ Dann ist die Wiese wieder leer und wartet auf die Neuankömmlinge, die so Anfang Mai im Alter von 14 Tagen bei Familie Möbius einziehen. Zuerst in den Stall und dann nach etwa acht weiteren Wochen auf die saftige Wiese.

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„Die kleinen Gänse müssen erst genug Federn bilden, sonst erkälten sie sich, wenn sie nass werden. Das nennt man durchfedern“, erklärt der Fachmann, der den Betrieb schon von seinen Eltern übernommen hat. Auch die ersten Ausflüge ins Freie unternimmt der Nachwuchs anfänglich nur unter Aufsicht, denn die kleinen Gänschen sind auch ein Leckerbissen für Elstern und größere Vögel. „Wir sind dann ebenfalls draußen, reparieren die Zäune und haben ein Auge auf die Herde.“ Ansonsten versorgt das muntere Völkchen sich selber und muss lediglich vor dem Fuchs geschützt werden. Das ist keine Kinderbuchlegende, Meister Reinecke liebt Gänse genauso sehr wie wir.

Nicht nur Füchse sind ein Problem. Auch vor Dieben muss sich der Betrieb schützen

Mit „zweibeinigen Füchsen“ hatte der Chef allerdings auch schon seine liebe Not. Vor ein paar Jahren haben Diebe nachts 120 Gänse gestohlen. Auch wenn die Tiere selbstverständlich versichert waren und Lothar Möbius sein Geld zurückbekommen hat, ist das kein kompletter Ersatz für so ein Geschöpf, was bei aller pittoresken Tierliebe auch ein Wirtschaftswert weit über den Versicherungswert hinaus ist. „Wir haben ja zusätzlich noch einen Catering-Service, für den das Geflügel weiterverarbeitet wird. Aus den Teilen, die nicht so gut verkäuflich sind, kochen wir Fonds und nutzen sie vielfältig weiter“, erklärt Möbius, auf dessen Gelände nicht nur Geflügel untergebracht ist, sondern auch der eine oder andere Oldtimer auf seine Renaissance wartet.

Die Puten haben sich schon jetzt in den Stall verzogen. Nasskühles Wetter mögen sie gar nicht.
Die Puten haben sich schon jetzt in den Stall verzogen. Nasskühles Wetter mögen sie gar nicht. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

„Natürlich hab ich nie wirklich Zeit für das Schrauben, aber wenn ich mal dazu komme, dann macht es riesig Spaß und ist ein Ausgleich“, erklärt er. Aber wenn die Gänse verkauft sind, wollen ja nach wie vor die Hühner und Puten versorgt werden. Letztere sind jetzt Ende Oktober schon in den Stall gezogen. Den selteneren schwarzen Puten ist das nasskalte Wetter zu ungemütlich. „Die Damen und Herren sind jetzt ins betreute Wohnen umgezogen“, lacht Möbius und tatsächlich macht keines der Tiere freiwillig den Versuch, dem warmen Stall zu entkommen.

Familien mieten sich Hühner bei Möbius

Die Hühner, die noch gemeinsam mit den weißen Kollegen über die Wiesen hüpfen, sind da robuster. Sie sind nur zum Schlafen im Hühnerstall. „Das hier sind alles Miethühner. Das Konzept funktioniert so gut, dass tatsächlich alle Tiere vergeben sind “, erklärt er. Viele Familien mit Kindern haben Miethühner bei Möbius. Das heißt, sie zahlen für die Versorgung ihres Tieres, dürfen die Eier nutzen und einmal im Monat ist auf dem Hof irgendein Event, bei dem die Kleinen herumtoben und das Landleben kennenlernen dürfen. Das kommt nämlich bei den meisten heute viel zu kurz, da ist der Herr des Geflügels sich sicher.

Alles in allem sieht Lothar Möbius nicht allzu pessimistisch in die noch kommende Corona-Zukunft. Er verkauft seine Produkte primär an lokale Kundschaft, die seine Qualität kennt und schätzt. Auch den Verlust eines Großkunden hat er in der Vergangenheit schon überstanden. „Ein Unternehmen hat bei mir Gänse bestellt und an Mitarbeiter als Weihnachtsgratifikation verschenkt. Als das nicht mehr ging, ist die Belegschaft als Privatkunde vorbeigekommen und hat die Tiere trotzdem weiter gekauft.“ Qualität setzt sich eben durch. Das wissen auch die Besucher des Ratinger Wochenmarktes, auf dem der Geflügelhof ebenfalls dreimal in der Woche seine Produkte anbietet.

>>> INFORMATIONEN ZUM GEFLÜGELHOF MÖBIUS

Der Geflügelhof von Lothar Möbius liegt im Grünen. Gänse und Puten wachsen auf 10 000 Quadratmetern Weiden auf. Geschlachtet werden sie vor Ort – ohne quälende Transporte.

Öffnungszeiten des Hofladens an der Kirchenallee 55 in Rumeln-Kaldenhausen: mi 9-15, do/fr 9-18, sa 8-13 Uhr. Kontakt: 02151/40 02 43, www.gefluegel-hof.de