Duisburg-Rheinhausen. Ein Investor plant hinter der Mühle zwei Gebäude für betreutes Wohnen und würde auch das Denkmal sanieren. Die Festivalwiese ist nicht gefährdet.
Manchmal verbirgt sich das Große unscheinbar im Kleinen. Dass sich die Rettung der Bergheimer Mühle auf der Zielgeraden befindet, mochte bislang noch niemand in aller Deutlichkeit hinausposaunen. Vielleicht haben die Beteiligten aus Politik und Verwaltung noch den letzten Anlauf mahnend vor Augen, als sie das in im Kern gutes Projekt nicht über die Ziellinie bringen konnten.
Damals wurden Fehler gemacht und wurde auch zuwenig in Alternativen gedacht. Zu früh sei ein überholter Konzeptentwurf öffentlich gemacht worden, der bei der Bevölkerung dann auf breite Ablehnung gestoßen war, beklagten vor knapp drei Jahren die Vertreter de Werkvereins Gelsenkirchen. Rund um die Mühle wollte der zur Diakonie zählende Verein ein Arbeits- und Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung realisieren und auch die Mühle zu einem Begegnungszentrum umwandeln.
Die Wiese wurde für einen symbolischen Preis an die Gemeinde verpachtet
Der Haken war, dass die Projektentwickler zwei - bis dreigeschossige Gebäude auf der Wiese realisieren wollten, die von der benachbarten evangelischen Gemeinde „Auf dem Weg“ für vielfältige Veranstaltungen genutzt wird: vom regelmäßigen Trödelmarkt über das Mühlenfest bis zum Folkfest, das bis zu 10.000 Besucher anlockt. Um die Durchführung dieser wichtigen Veranstaltungen zu sichern, wurde die Wiese inzwischen längst an die Gemeinde von der Stadt für einen symbolischen Preis verpachtet. Da hatte der Verein schon sein Vorhaben fallen gelassen.
Es gibt aber noch zwei schmale Freiflächen auf beiden Seiten einer bestehenden Bebauung zwischen Schwarzenberger Straße und der Mühle, die bebaut werden können. Die eine befindet sich an der Ecke zur Schrootenstraße und ist durch Bäume von der Veranstaltungswiese abgetrennt.
Die Verhandlungen mit dem neuen Investor laufen bereits
Seit August liegen für die Bebauung diese Grundstücke, die nicht zusammenhängen, Bauvoranfragen, die die Verwaltung positiv beschieden hat. „Die Verhandlungen zum Erwerb des städtischen Grundstücks an der Jägerstraße durch den künftigen Eigentümer befinden sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium“, ließ Ferdi Seidelt, CDU-Fraktionschef kürzlich in der Bezirksvertretung bei der Erläuterung eines Antrages durchblicken, der eine Nebensächlichkeit zum Inhalt hatte: den geplanten Neubau einer Bushaltestelle, dessen Lage und Baubeginn mit dem Investor des geplanten Bauprojektes an der Jägerstraße abzustimmen sei.
Der Investor, der noch ungenannt bleibt, sei bereit, gemeinsam mit der Verwaltung den Neubau und die Gestaltung der Bushaltestelle abzustimmen. Er sei auch bereit, die neue Bushaltestelle bautechnisch und gestalterisch in die Gebäudeplanung zu integrieren. Daran hat er ein Interesse, denn bislang war vorgesehen, dass das zum Verkauf stehende Grundstück durch die Haltestelle schrumpfen sollte. Dadurch würde sich aber auch die bebaubare Fläche verringern. Es ist also ein wichtiges Detail. „Ziele sind, Platzbedarf der Haltestelle und die Kosten zu reduzieren und die Gestaltung zu optimieren“, sagt Seidelt.
Die Bergheimer Mühle soll weiterhin zugänglich bleiben
Auf Nachfrage erklärt er, dass es sich erneut um ein diakonisch-soziales Projekt handele. Geplant sei ein Betreutes Wohnen für Menschen mit Demenz. Der Investor wolle auch die gastronomisch ausgestattete Mühle sanieren, für die es derzeit noch unterschiedliche Ideen gebe. Sie solle aber auch für die Bevölkerung zugänglich bleiben. Der Investor dieses Millionen-Projektes sei regelrecht in die Mühle verliebt. „Nach Lage der Dinge können schon im nächsten Jahr die Bagger rollen“, hofft Seidelt, der hierbei nur Gewinner erkennt.
Er ist zuversichtlich und sieht derzeit keinen Punkt, der das vielversprechende Projekt noch gefährden könnte. Die Chance sei groß, dass auch der Eigentümer der Mühle, der mit dem Gebäude jährlich großen Verlust mache, das Denkmal zu einem angemessen Preis veräußern könne.
Für die 1794 gebaute Mühle, die im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde und dann von Gerhard Bücken wieder neu aufgebaut wurde, ist eine baldige Sanierung elementar. Der Erhalt und zwar in Gänze mit Flügeln sei der CDU wichtig, betont Seidelt, der, um Druck zu machen, vor zwei Jahren die Verwaltung nach dem Zustand der Bausubstanz fragte.
Die Mühle steht jetzt seit knapp zehn Jahren leer und darf nicht mehr betreten werden
Die Bergheimer Mühle, die seit 1985 unter Denkmalschutz steht, ist eine von sechs noch erhaltenen Windmühlen in Duisburg. Nach mehreren gastronomischen Nutzungen steht sie seit knapp zehn Jahren leer und rottet vor sich hin. Inzwischen darf sie aufgrund statischer Probleme nicht mehr betreten werden. Da die Lager der Flügel und das hölzerne Kreuzgestell witterungsbedingt marode sind, wurde die Mühle bereits im vergangenen Sommer, auch zum Schutz der Festivalteilnehmer, eingezäunt. Auch in den Fugen des Mauerwerks sollen Pflanzen sprießen, was für die Stabilität abträglich ist.
Für eine Sanierung ist mit mindestens 500.000 Euro zu rechnen. Vergeblich hatte sie vor zwei Jahren ein Mülheimer Makler für 390.000 Euro angeboten.