Duisburg-Rheinhausen. Wirtschaftlich wird die Situation für das Kom’ma-Theater immer enger. Die Bühne bekommt die Spielstätte mietfrei, zehrt aber von der Substanz.
Wirtschaftlich steht dem Kom’ma-Theater das Wasser bis zum Hals. „Viele unserer Aufführungen sind ausverkauft. Aber damit machen wir nicht nur keinen Gewinn, sondern jedes Mal Verlust“, erzählt Renate Frisch. Die Schauspielerin ist eine von den drei heute noch aktiven Gründungsmitgliedern, die das älteste freie Kinder- und Jugendtheater des Landes vor 44 Jahren aus der Taufe hoben.
Was das siebenköpfige Ensemble antreibt ist Idealismus, die Lust am Spiel und die Gewissheit, dass eine Stadt von der Größe Duisburgs, in der es auch soziale Probleme gibt, dringend ein engagiertes Kinder- und Jugendtheater braucht. „Das wichtigste ist es, dass die Menschen nicht vergessen, dass es uns gibt, und nicht aufhören, in Theater zu gehen.“ Man könne sich in der Krisenzeit nicht dauerhaft zu Hause einsperren und nichts wahrnehmen. Auch sie hätten es mit digitalen Formaten versucht. Doch das könne dauerhaft kein Ersatz sein.
Emotionale Achterbahn
Emotional sind die letzten Monate für das Ensemble immer eine Achterbahnfahrt. „Wir schwanken zwischen Energieschüben, bei denen wir neue Ideen mit Feuereifer verfolgen, und Niedergeschlagenheit, wenn wir in tiefe, schwarzen Löcher fallen.“ In der Not hilft immer wieder Humor. Dass das Wasser bislang noch nicht höher als Oberkante Unterlippe gestiegen ist, sei vor allem zweierlei zu verdanken.
Die Stadt überlässt dem Ensemble die Spielstätte seit 26 Jahren mietfrei. Außerdem hat das Kom’ma, das auch eine kleine Strukturhilfe des Landes erhält, in den letzten Jahren so gut gewirtschaftet, dass eine kleine Rücklage aufgebaut werden konnte. Doch diese eiserne Reserve ist bald aufgezehrt. Fünf Monate lang war das Kom’ma geschlossen, Lockdown und Theaterferien zusammengenommen. Die spielzeitfreie Zeit wird immer genutzt, um neue Produktionen einzustudieren. So war es auch in diesem Jahr, obwohl die Abstands- und Hygieneregeln auch einen normalen Probebetrieb erschweren.
Ein praller Spielplan
Der Spielplan sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz normaler. „Bis Dezember haben wir jede Menge geplant“, sagt Frisch. Prinzipiell fasst der Theaterraum in normalen Zeiten 199 Besucher. Meist wird aber nur die Tribüne, auf die 120 Besucher passen, genutzt und das Parkett zur Bühne umfunktioniert. Bei den Abstandsregeln ist es gut, dass es noch eine höhere Bühne gibt. Freiwillig hat das Theater die Kapazität auf 50 Gäste begrenzt, damit sich die Zuschauer sicher fühlen.
Erheblicher Aufwand
Der Aufwand allerdings steigt. Das Ensemble, das nur zwei Beschäftigte für Buchhaltung und Büro fest angestellt hat, muss jedes Mal einen eigenen Sitzplan erstellen. Auch die Stühle wurden nummeriert. Familien mit bis zu fünf Personen erhalten eine Insel, der Abstand zur Nachbarinsel beträgt eineinhalb Meter, erklärt Frisch. Bei der bislang wärmeren und trockenen Witterung konnten Foyer und Kasse quasi vor die Tür verlegt werden. Auch ein Getränkeverkauf konnte durch ein geöffnetes Fenster erfolgen. „Die Gäste müssen einzeln zu ihrem nummerierten Platz geführt werden. Was früher zwei Leute machten, müssen inzwischen vier machen“, erklärt die 69-Jährige. In der kalten Jahreszeit kann auch das kein Dauerzustand sein.
Dreifache Belastung durch neue Verordnung
Ein Schock war eine Verordnung des Landes am Freitag vergangener Woche, die dem Theater gleich drei Mal das Überleben erschwert. „Ich weiß nicht, wer sich solche Regeln ausdenkt? Die sind weltfremd und werden am grünen Tisch gemacht.“ Jetzt dürfen die Theater nur noch 20 Prozent der Plätze belegen. Da wären 39 Plätze, also elf wenige als derzeit. Das würde ein noch tieferes Loch in die Kasse reißen. Außerdem soll um jeden Platz herum, unabhängig von familiären Bindungen, eineinhalb Meter Platz bleiben und schließlich soll dann auch am Sitzplatz Maskenpflicht herrschen. „Ich weiß nicht, wer sich das antun möchte?, fragt sie sich.
Theater ist ein soziales Ereignis: Man trifft sich, redet, denkt gemeinsam. Die Corona-Pandemie hat diesen Aspekt, der ebenso wichtig wie die Aufführung ist, schon genügend erschwert.
Das Kom’ma hat einen Förderverein. Wer das Theater unterstützen will, kann bei den Spielträumen Mitglied werden oder Geld spenden. Weitere Infos und Kontakt im Netz: www.kommatheater.de