Duisburg-Homberg. In der Bezirksvertretung Homberg scheut der 75-jährige CDU-Fraktionschef keinen Konflikt, ehrenamtlich ist er als Streitschlichter erfolgreich.

Zurückhaltung ist seine Sache nicht. Klaus Radny wählt gerne deutliche, manchmal allzu deutliche Worte. Ist der Vorsitzende der CDU-Fraktion in der Bezirksregierung gegen eine Sache und das kommt in einer Stadt, in der die SPD dominiert, häufiger vor, schießt er schon mal über das Ziel hinaus. In der Bezirksvertretung führt das regelmäßig zum heftigen, verbalen Schlagabtausch mit Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann. Das gilt insbesondere beim Themenkomplex Weiße Riesen. „Der Abriss der Hochhäuser kommt nicht voran. Von dem ursprünglichen Plan des Abrisses aller Hochhäuser in Hochheide ist nur noch ein Fragment erhalten. Die Kosten sind explodiert. Das ist nicht nachvollziehbar“, beklagt der 75-jährige.

„Wir sind der einzige Bezirk in Duisburg, der eine klare Opposition gegen die SPD betreibt. Ob die Wähler das honorieren, ist für mich am Sonntag die spannende Frage“, sagt er und hofft, dass die Union die 28 Prozent von 2014 halten kann. Dass die SPD verliert, steht für ihn außer Frage.

Mit Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl

Radny, der 1970 aus Recklinghausen nach Homberg kam und bei der Oberfinanzdirektion Düsseldorf arbeitete, kann auch anders. Seit über zehn Jahren ist er ein gefragter Schiedsmann und beweist dabei das Talent, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und zu schlichten. Das erfordert neben Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen Autorität. „Mich reizt es, in verfahrenen Situationen eine Lösung zu finden. Ich freue mich jedes Mal, wenn es mir gelingt.“ Ohne juristische Kenntnisse gehe das heute nicht mehr.

Klaus Radny sitzt seit 30 Jahren regelmäßig als Wahlhelfer im Wahllokal. Er genießt den Ruf, dass er seine Leute so gut im Griff hat, dass sie fast immer das schnellste Wahllokal Duisburgs sind.
Klaus Radny sitzt seit 30 Jahren regelmäßig als Wahlhelfer im Wahllokal. Er genießt den Ruf, dass er seine Leute so gut im Griff hat, dass sie fast immer das schnellste Wahllokal Duisburgs sind. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Vier, fünf langwierige Fälle hat er derzeit. Dabei gehe es längst nicht mehr wie früher um streitende Nachbarn. „Ich habe auch schon Fälle gelöst, bei denen es um Millionen ging“, sagt er. Als Beispiel nennt er den geplanten Baerler Riegel. Ein Investor plante an der Hubertusstraße einen mächtigen Wohnkomplex, der sich nicht in die Dorfstruktur einfügte. Viele waren dagegen, versuchten das Vorhaben zu verhindern. „Mir ist das in einem Schiedsverfahren gelungen“, sagt er voller Stolz, weil er das mit anderen Mitteln schaffte, was die SPD politisch nur versuchte.

Sein Freund, der Baum

„Man darf nicht nur meckern, man muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er. Dieser Grundsatz habe sein Leben geprägt. Deshalb habe er sich als Jugendlicher bei den Pfadfindern engagiert und wurde Vorsitzender der Duisburger Angler. 1975 trat er der CDU bei, führte mehrere Jahre lang den Homberger Ortsverband. Durch den beruflichen Wechsel zur Landesregierung musste er mehrere Jahre lang seine politischen Ambitionen ruhen lassen. Seit 2011 ist er in der Bezirksvertretung Fraktionsvorsitzender.

Er ist auch ein passionierter Kämpfer für die Natur und sitzt im Landschaftsbeirat. Der geplante Park in Hochheide dürfte die einzige Grünfläche sein gegen die sich der leidenschaftliche Baumfreund engagiert. „Homberg war die Stadt im Grünen. Das soll so bleiben. Daher kämpfe ich für die Erhaltung eines jeden Baumes“, erklärt er.

„Steine geben Sicherheit“

Bei den weißen Riesen ist er aus Sicherheitsgründen gegen den Park. „Die Sicherheit lässt zu wünschen übrig. Durch den Park dürfte sich die Situation verschärfen.“ Nachdem bekannt wurde, dass die Polizeiwache nach Ruhrort verlagert wird, hat er an Landes-Innenminister Herbert Reul geschrieben. Der antwortete allgemein, was Radny als Erfolg verkaufte. „Steine geben Sicherheit“, hält er der SPD entgegen. „Das Polizeischild muss in Hochheide leuchten“, sagt er und fordert für den Bürgermeister-Bongartz-Platz sowie vor der Glückaufhalle eine Video-Überwachung.

Schacht Gerdt zum Gewerbegebiet ausbauen

Künftig möchte er weiter die Umwandlung von Schacht Gerdt in Baerl zu einem Gewerbegebiet forcieren. „Das Gelände ist als Filetstück zu bezeichnen“, findet Radny. An der Kreuzung Lauerstraße und Moerser Straße müsse ein Kreisverkehr für mehr Verkehrssicherheit sorgen und eine Deponie auf der Halde Lohnamnnsheide möchte er weiterhin verhindern. Er will die Wohnqualität verbessern, begrüßt die Trajekt-Promenade. Vorrangiges Ziel bleibe, „den Alleinvertretungsanspruch der SPD zu kippen.“

Hier gibt es mehr Artikel aus dem Duisburger WestenEinigkeit mit seinem Kontrahenten Paschmann gibt es immerhin in einem Punkt: dem Alter. Beide machen weiter. „.Ich habe in der Politik festgestellt, dass das Hintergrundwissen bei etlichen Problemen sehr wichtig ist und sehr hilfreich sein kann. Daher stelle ich mein Wissen gerne der neuen Fraktion zur Verfügung. Wir haben etliche neue Personen aufgestellt.“, erklärt er. Sein Angebot sei dankend angenommen worden. Er zitiert Ursula von der Leyen: „Wir brauchen die Jungen, die können schneller laufen. Aber wir brauchen auch genauso die Älteren, die kennen nämlich die Abkürzungen“.