Duisburg-Rheinhausen. Houssein Kousa, 23, packt überall mit an. Als Dolmetscher, beim Umzug oder auch als Kinderanimateur. Die Diakonie ist stolz auf den jungen Mann.

Verunsicherung und nicht zuletzt auch ein wenig Langeweile prägen heute den Alltag vieler. Die Krimskrams-Schubladen sind längst aufgeräumt, die Steuererklärung ist fertig. Und nun? Oftmals sind gesellschaftliche Ausnahmesituationen Anstoßpunkte, die die Menschen dazu bringen, einfach mit anzupacken und da zu helfen, wo es nötig ist. So wie auch Houssein Kousa es gemacht hat und bis heute macht. „Ich helfe da, wo es nötig ist und wo ich Sachen besser verstehe als andere. Genauso, wie mir früher geholfen wurde“, erzählt der 23-jährige Syrer.

2015 kam er aus dem syrischen Afrin nach Duisburg

Wobei „früher“ noch gar nicht so furchtbar lang her ist. 2015 ist er mit seiner Mutter und zwei seiner Geschwister aus Afrin in Syrien geflohen. Zuerst in die Nähe von Bielefeld, dann nach Rheinhausen. Houssein sprach Kurdisch und Arabisch, hatte das syrische Abitur in der Tasche und war damit – erst einmal chancenlos, denn ohne Deutschkenntnisse läuft nicht viel. „Ich war damals so froh, dass eine ehrenamtliche Helferin der Diakonie uns bei Behörden- und Arztbesuchen geholfen hat“, erinnert er sich. Ohne diese Starthilfe wäre es sehr schwierig geworden für die Familie.

Houssein hat das Problem mit der Sprache schnell erkannt und losgelegt, bevor er überhaupt einen Platz in einem Sprachkurs zugewiesen bekommen hat. Autodidaktisch, mit Smartphone, Youtube-Videos und Stift. Buchstabe für Buchstabe hat er die eckigen Zeichen entziffert und in Laute und schließlich auch Bedeutung umgesetzt. Das gelang dem aufgeweckten jungen Mann so gut, dass er ganz schnell zum Dolmetscher für Neuankömmlinge wurde und nun selbst bei den Ämtern zugegen war, wenn es galt, Probleme zu lösen.

Gerade macht er eine Ausbildung zum Bauzeichner

Kousa dolmetscht ein gutes Jahr nach seiner Ankunft in Deutschland auch für die Flüchtlingshelfer der Grafschafter Diakonie und wird zu einer wichtigen Stütze, sowohl für die Geflüchteten, als auch für die Helfer. Er und seine Familie verankern sich mehr und mehr in der Gemeinde. Durch den engen Kontakt mit dem Stadtteilzentrum Regenbogenhaus übernimmt der junge Mann weitere Ehrenämter: „Wir haben Spiele für die Kinder organisiert, mein Bruder hat Styling-Workshops angeboten, da er in der Ausbildung zum Friseur war, wir haben ganz viel gemacht“, erzählt er.

Als nach und nach Umzüge anstanden, haben Houssein und seine Familie ebenfalls mit angepackt, geschleppt, organisiert und geplant, alles, was man eben so macht, wenn jemand Hilfe benötigt.

Anderen Menschen zu helfen, ist für ihn ganz normal

Ehrenamt ist für Houssein kein Wohlfühl-Kompliment, sondern ganz normal. In schwierigen Zeiten sollten alle füreinander da sein, da ist Kousa sich ganz sicher. „Vielleicht kann meine Geschichte dem einen oder anderen in einer ähnlichen Situation Mut machen, einfach zu helfen und dadurch neue Wege für sich selber zu finden.“ Vielleicht auch in Corona-Zeiten ein Ansatz für viele, deren Leben gerade die gewohnten Bahnen verlassen hat.

Houssein konzentriert sich momentan wieder ganz aufs Lernen. Er absolviert eine Ausbildung als Bauzeichner und macht abends das deutsche Abitur nach. Da ist gerade wenig Zeit für ehrenamtliches Engagement, aber Houssein ist sich sicher, es kommen auch wieder andere Zeiten - mit mehr Freizeit für andere.

Wer ehrenamtlich im Bereich der Diakonie helfen möchte, der meldet sich bei Carmen Stanjohr ( oder per E-Mail an: stanjohr.carmen@diakonie-duisburg.de