Duisburg-Homberg. Ob Alpha-Pflegedienst oder Wohngruppen. Beim Sozialwerk ist man bereit, in den Notfallmodus zu schalten. Hier werden viele Risikogruppen betreut.

Zuerst die beste Nachricht: Es gibt aktuell keine Verdachtsfälle in den Einrichtungen und Diensten des Sozialwerks Sankt Georg. Geschäftsführer Thomas Kaczmarek lässt sich auch in Corona-Krisenzeiten nicht erschüttern, obwohl er einräumt, eine vergleichbare Situation in 30 Dienstjahren noch nicht erlebt zu haben. Und dennoch: In Homberg, wo das Werk drei Wohngemeinschaften betreibt und durch den Pflegedienst Alpha stadtweit rund 200 Klienten ambulant betreut, ist man gut vorbereitet. „Vernunft und Nervenstärke sind die Gebote der Stunde“, mahnt der studierte Sozialpädagoge und Krankenpfleger. „Wir haben ein tolles Gesundheits- und Pflegesystem und sind in der Lage, mit der Situation umzugehen.“

Dabei hätte Kaczmarek durchaus einigen Anlass, beunruhigt zu sein. Er und sein Team haben überwiegend mit Patienten zu tun, die zu den Corona-Risikogruppen gehören. Gerade in den Wohngruppen leben Menschen mit einem hohen Pflegebedarf und demenziellen Beeinträchtigungen. Der Altersdurchschnitt liegt hier jenseits der 70. Außerdem ist es wegen ihrer mangelnden Gedächtnisleistung doppelt schwer, den Klienten die Situation und ihre Erfordernisse zu vermitteln. Beim ambulanten Pflegedienst wurde bislang auf Schutzkleidung verzichtet. „Die sollen nicht wie die Alien herumlaufen“, so der St. Georg-Chef: „Das macht vor allem den psychisch erkrankten Patienten große Angst.“

Aktuell gilt es in Homberg in erster Linie, die Menschen zu beruhigen

„Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit besteht aktuell darin, Menschen zu beruhigen“, berichtet Kaczmarek. Angehörige sorgten sich um ihre Verwandten, Mitarbeiter fühlten sich unsicher. Und so wurden im Sozialwerk Krisenstäbe eingerichtet, in denen man sämtliche Not- und Krisenszenarien einer Pandemie durch das Corona-Virus durchgespielt habe, konzernweit und auch an den einzelnen Standorten.

Das Sozialwerk St. Georg

Die Sozialwerk St. Georg Niederrhein gGmbH mit dem Pflegedienst Alpha hilft seit 1999 im Raum Duisburg bei der Versorgung psychiatrisch und gerontopsychiatrisch erkrankter Menschen.

In Homberg gibt’s ein Demenzkompetenzzentren mit Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz und ambulantem Pflegedienst. Darüber hinaus bietet St. Georg stationäre und ambulante Hilfsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen an.

Längst steht man im engen Austausch mit Gesundheitsämtern, Arbeitsschutz und Arbeitsmedizinern. „Wir versuchen, unsere Organisation darauf vorzubereiten, dass sie in den Notfallmodus schalten kann“, so Kaczmarek. Dazu zähle ein ausreichender Vorrat an Masken, Kitteln, Desinfektionsmitteln - dazu zähle aber auch, den Betrieb für den Fall sicherzustellen, dass Mitarbeiter erkranken oder wegen der Betreuung ihrer Kinder bestimmte Schichten nicht mehr übernehmen können: Auch in NRW werden jetzt die Kitas und Schulen geschlossen.

Es wird genau abgestimmt: Welchen Dienst braucht wer?

„Wir haben uns die Dienstpläne angesehen und geklärt: Welchen Dienst braucht wer?“, so Kaczmarek. Auch mit Schutzmaterial sei man gut ausgestattet. Im Sauerland wurde ein Lager des Unternehmens aufgelöst und sämtliche Materialien auf die insgesamt 50 Standorte verteilt. Kaczmarek: „Wir haben auch mit Lieferanten gesprochen und falls nötig, auch höhere Preise bezahlt.“ Aktuelles Fazit: „Wir sind voll reaktionsfähig.“

Konzernweit wurde eine Pandemie-Hotline eingerichtet, an die sich Mitarbeiter wenden können. Zudem wurden den Teams Verhaltensanweisungen an die Hand gegeben, die regeln, was zu tun ist, wenn in ihrer Einrichtung ein Verdachtsfall auftritt. Ansonsten gelten die üblichen Vorsorgemaßnahmen, die das medizinische Fachpersonal ohnehin verinnerlicht habe: Abstand halten, Hände waschen, desinfizieren, zählt Kaczmarek auf.

Er begrüßt die aktuellen, großangelegten Schutzvorkehrungen; jede Verlangsamung einer Ausbreitung des Virus sei gut und richtig. Und dennoch: „In allen Krisen ist Ruhe das Wichtigste.“ Zumindest eins hat ihm die Corona-Krankheitswelle bereits jetzt einmal mehr vor Augen geführt: „Ich habe sehr tolle und flexible Mitarbeiter.“