Rheinhausen. Mit sechs Einrichtungen gilt Rheinhausen als überversorgt. Das Haus der Jugend soll geschlossen und von der St. Peter Gemeinde bezogen werden
Der Aufwand scheint erheblich: Zur Neuausrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit wurden Gesprächskreise mit den freien Trägern gegründet, umfangreiche Befragungen an Schulen durchgeführt, zahlreiche Sozialdaten erhoben und eine wissenschaftliche Begleitung organisiert. Das Ergebnis ist dann allerdings so ernüchternd wie phantasielos: Zwei Einrichtungen im Westen sollen geschlossen werden, beziehungsweise würde ihnen der Zuschuss gestrichen werden, was auf dasselbe hinausliefe.
Neben dem Haus 45 in Homberg ist es das Haus der Jugend in Rheinhausen, das die Stadt aufgeben möchte. In diese Räume soll dann das Jugendheim der katholischen Kirche St. Peter ziehen, das baulich in einem schlechten Zustand ist und wohl nicht mehr ohne weiteres zu renovieren ist.
Die BV in Homberg hat Einschnitte abgelehnt
Die Bezirksvertretung von Homberg hat sich kürzlich bereits gegen das Konzept der Verwaltung ausgesprochen. Gute Arbeit würde bestraft, lautete die Kritik und jeder Euro sei eine gute Investition. Einsparungen würden sich später als Kosten an anderer Stelle in vielfacher Höhe rächen. Am Donnerstag berät die Bezirksvertretung Rheinhausen über das Konzept, zu dem voraussichtlich der Rat der Stadt am 25. November das letzte Wort hat.
SPD: „Wir werden die Folgen in ein paar Jahren spüren“
„Eine ersatzlose Schließung wäre fatal. Wir werden die Folgen in ein paar Jahren spüren“, ist sich die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende in der BV, Karin Hanske, sicher. Die SPD will das Konzept nicht widerspruchslos hinnehmen und die Verwaltung auffordern, nach alternativen Räumen für das städtische Jugendheim zu schauen.
CDU: „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“
Die CDU kann mit dem Vorschlag auch nicht zufrieden sein. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Fraktionschef Ferdi Seidelt und zollt der katholischen Kirche Respekt und Anerkennung dafür, dass sie ihre erfolgreiche und tolle Arbeit künftig an anderer Stelle fortsetzen will. „Würde sich die Gemeinde in dieser Situation still und leise aus der offenen Jugendarbeit zurück ziehen, würde kein Hahn danach krähen.“ Seidelt kennt beide Einrichtungen noch aus dem eigenen Erleben aus den späten 60er Jahren, erinnert sich an Kultchef Helmut Ponto von St. Peter und ist daher auch betrübt über die Planung. Wichtiger erscheint ihm aber, dass das Jugendheim in der Eisenbahnsiedlung gesichert werden konnte. Das Jugendamt will es wegen seiner Insellage erhalten. „Allerdings sollte eine deutliche Reduzierung der Mietkosten angestrebt werden“, heißt es in der Beschlussvorlage.
Bedarf insgesamt ist gestiegen
Die Verwaltung erkennt zwar einen erhöhten Bedarf an Angeboten für Kinder und Jugendliche in Duisburg insgesamt an, aber was tun, wenn das Tischtuch eh zu knapp ist? Es lässt sich nur von rechts nach links zerren und die Not kaschieren. Immerhin ist mit dem Konzept eine Anhebung der Regelförderung verbunden. Die Zahl von Kindern und Jugendlichen aus Südosteuropa ist in Duisburg zwischen 2015 und 2018 um 3000 angestiegen, die Anzahl der Flüchtlinge um 4000. Die Sozialanalyse bezieht sich allerdings nur auf das Jahr 2015, beschreibt also den Zustand vor dem großen Zuzug durch die Flüchtlinge.
Für Rheinhausen kommt das Jugendamt zu dem Ergebnis, dass es mit sechs Einrichtungen eine Überversorgung gebe. Das ist eine Diagnose, die Hanske nicht teilen kann. „Wir dürfen die Jugendlichen nicht alleine lassen“, fordert sie. In Hochemmerich seien die Probleme schon jetzt deutlich. Würde eines der beiden Zentren geschlossen, „wird es nicht besser.“ Außer den beiden Zentren gebe es dort nichts. Sie würden gut angenommen. Weite Wege zu anderen Einrichtungen würden Jugendliche nicht zurücklegen.
Unter Berücksichtigung der zehn am stärksten benachteiligten Ortsteile seien zukünftig laut Verwaltung fünf geförderte Einrichtungen angemessen. „Das Gebäude der Einrichtung von St. Peter weist erhebliche Schäden und Mängel auf, so dass hier ein Weiterbetrieb der Einrichtung mittelfristig nicht möglich ist“, heißt es in der Vorlage. Er ist aber die einzige katholische Einrichtung, die man deshalb gerne behalten würde. Aus der eigenen personellen Not - es fehlen Sozialarbeiter, andere gehen in Ruhestand - möchte die Stadt dann eine Tugend machen.
Noch ist es ein frommer Wunsch
Noch ist das allerdings nicht mehr als ein frommer Wunsch. Die kirchlichen Gremien haben noch nichts beschlossen, heißt es auf Nachfrage aus dem Pfarrheim und das Bistum müsse auch noch ins Boot geholt werden. Auch Details sind noch offen. Grundsätzlich begrüße man die Idee. Pascal Rusche, der seit zwölf Jahren die Einrichtung leitet, ist da zurückhaltender. Er spricht von einer vertanen Chance. Es hätte um Inhalte und Qualität gehen können, doch stand nur die Struktur im Vordergrund. Ursprünglich hieß es vor vier Jahren zum Start des Prozesses, die Verwaltung werde mit den Freien Trägern gemeinsam ein Konzept erarbeiten. Am Ende wurden sie nur informiert. Er ist Mitglied der Steuerungsgruppe. Vor zwei Jahren hat sie sich zum letzten Mal getroffen. Aber er freut sich auf den Umzug. „Die haben ein tolles Außengelände.“