Duisburg-Homberg/Rheinhausen. Politiker fürchten um das Haus 45 in Homberg und das Rheinhauser Haus der Jugend. In der Bezirksvertretung kam das Problem jetzt auf den Tisch.
Die angestrebte Neuorganisation der offenen Kinder- und Jugendarbeit ist für den städtischen Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke eine Stärkung der Strukturen. Es gibt mehr Geld vom Land, in mehreren Stadtbezirken mit Nachholbedarf können durch die Förderung Stellen aufgestockt oder neue geschaffen werden. Die finanziellen Mittel sollen auch umgeschichtet werden - aber das ist nur eine gesamtstädtische Sicht. Es gibt in den Stadtbezirken neben vielen Gewinnern aber auch zwei Verlierer: Homberg und Rheinhausen. Der Betrieb von Haus 45 der evangelischen Kirchengemeinde in Homberg und das Haus der Jugend in Rheinhausen stehen auf der Kippe.
„Wir schließen keine Einrichtung“, betont Hinrich Köpcke in der Sitzung der Homberger Bezirksvertretung am Donnerstag. Aber was ist es sonst, wenn man die Fördermittel streicht? „Es ist so, als würde man einen Baum nicht mehr gießen“, sagt CDU-Fraktionschef Klaus Radny.
Die Politik lehnt ein Ranking der belasteten Stadtbezirke ab
Das Vorhaben stieß bei den Bezirksvertretern auf entschiedene Ablehnung. „Wir lehnen eine Aufrechnung und Einteilung in kleinste und belastete Stadtbezirke ab und folgen nicht der Logik, daraus eine Schließung einzelner Einrichtungen abzuleiten“, so SPD-Fraktionschef Hans Gerd Bosch und betonte die Kurzsichtigkeit dieses Konzeptes. „Jeder in die Jugendarbeit investierte Euro spart spätere Kosten“, so Bosch und er griff den alten SPD-Gedanken „kein Kind zurücklassen“ wieder auf.
Dem gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen, sämtliche Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit zu erhalten, schlossen sich alle Fraktionen der Bezirksvertretung an. Damit ist das Vorhaben der Verwaltung aber noch nicht vom Tisch. Es ist Sache des Stadtrates, die letzte Entscheidung zu treffen und somit hängt die Zukunft der Einrichtungen auch davon ab, wie gut sich die Bezirksvertreter in ihren Fraktionen durchsetzen können.
Gespräche mit Trägern und Experten gingen voraus
Grundlage für das Konzept der Verwaltung sind umfangreiche Gespräche mit den freien Trägern, Experten der Praxis und Wissenschaft, auf deren Inhalt Köpcke nicht näher einging, und vor allem eine Sozialraumanalyse. In diese Analyse fließen unterschiedliche Daten ein.
Dazu gehören demografische Angaben, wie der Anteil der Jugendlichen, der Migranten, der Alleinerziehenden und der Kleinkinder; Angaben zur Bildung wie Deutschkenntnisse der Vorschulkinder, die Übergänge in die weiterführenden Schulen sowie Sprach- und Sprechstörungen bei Vorschulkindern; weitere Indikatoren zum Arbeitsmarkt, zur Gesundheit, zur Familienhilfe und Kriminalität runden dann die Untersuchung ab. All diese Daten bieten dann die Grundlage für eine Rangfolge der Stadtbezirke.
Statistisch haben sich die Bedingungen in Rheinhausen und Homberg gebessert
Im Vergleich zur letzten Untersuchung von 2009 gehören Rheinhausen und Homberg zu den Bezirken, in denen sich die Rahmenbedingungen verbessert haben. Allerdings basieren die Daten auf Erhebungen aus dem Jahr 2015, stammen also aus einer Zeit vor der großen Zuwanderung.
An der Aussagekraft dieser Daten hat Hans Gerd Bosch seine Zweifel und hat bereits bei der Verwaltung hinterfragt, ob man diese Daten linear fortschreiben kann. Für ihn sei die von der Jugendarbeit geleistete Hausaufgabenhilfe von großem Wert. So etwas dürfe nicht wegfallen.
Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke betonte ausdrücklich, dass die Entscheidung keine Bewertung der Arbeit in den Einrichtungen darstelle und allen Beteiligten auch nicht leicht gefallen sei. Im Haus 45 werde ausgezeichnete Arbeit geleistet. Höchste Anerkennung zollte auch Klaus Radny dieser Arbeit und beklagt: „Dieses Konzept bestraft denjenigen, der viel tut und erfolgreich ist.“ Das werde man keinesfalls hinnehmen.