Duisburg-Rheinhausen. Während die Hilfsbereitschaft nachlässt, unterstützt der Verein die Neuankömmlinge nach wie vor. Jetzt lernten 14 junge Leute Schwimmen.
Die meisten Flüchtlinge können nicht schwimmen, die Fahrt über das Mittelmeer aber ist langwierig, kräftezehrend und gefährlich, die Versorgung zudem meist unzureichend. Dass sich diese Menschen dennoch an Bord von oft nicht hochseetauglichen Schiffen begeben und somit ihr Leben riskieren, spricht für die Not und die Verzweiflung, die diese Flüchtlinge antreibt. Die Anzahl der Ertrunkenen ist zwar rückläufig, aber Schätzungen zufolge sind alleine im ersten Halbjahr 2019 über Tausend Menschen im Mittelmeer ertrunken.
Berichtet wird darüber aber inzwischen selten. Es sei denn, mutige Menschen wie die Kapitänin Carola Rackete beweisen Zivilcourage oder Schiffe wie die Open Arms kreuzen 19 Tage mit 109 Menschen, die unter erbärmlichen und unzumutbaren Zuständen leben müssen, über das Meer - in der Hoffnung auf Erbarmen und einen sicheren Hafen.
Die Welle der Hilfsbereitschaft ist auch in Rheinhausen abgeebbt
Die Welle der Hilfsbereitschaft ist längst abgeebbt, auch in Rheinhausen. Aber es gibt noch immer Ehrenamtler, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Der Verein Mehr Flüchtlingshilfe, der inzwischen aus einem harten Kern an Aktiven von zehn Personen besteht, hat gerade einen Schwimmkurs angeboten. Zwei Wochen lang kamen 14 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak im Alter von 8 bis 24 Jahren, die inzwischen gut Deutsch sprechen, zu einem 14-tägigen Schwimmkurs ins Hallenbad Toeppersee. „Die Schwimmanfänger haben direkt die Schwimmlehrer Doris und Mario Pattek in ihr Herz geschlossen“, freut sich Claudia Leiding von Mehr Flüchtlingshilfe. „Es war wirklich toll, als die achtjährige Rama aus dem Irak nach nur fünf Stunden ihr Seepferdchen schaffte.“ Alle haben das Mädchen angefeuert und sich über ihren Erfolg gefreut.
Gefunden hat sich der Kreis, der mal aus 50 Aktiven bestand, Ende 2013, als die Anzahl der Geflüchteten stieg. Die Vereinsgründung folgte dann 2015, als von der Flüchtlingskrise die Rede war.
Nur durch Kontakte kann Integration gelingen
Tobias Stein lebte damals nur einen Steinwurf entfernt von der Traglufthalle, in der die Menschen untergebracht wurde. „In Rheinhausen sind wir Multikulti gewohnt. Wenn in der Nachbarschaft Not herrscht, dann geht man da hin und fragt, was man tun kann. Da kann man nicht tatenlos bleiben“, das war für den inzwischen 36-Jährige, der sich auch hauptberuflich mit dem Thema Flüchtlinge befasst, ganz klar. „Eine Sache der Menschlichkeit.“
Allein 15 Geburten habe er dort bei drückender Hitze nahezu hautnah miterlebt. Einige der Kinder hat er inzwischen beim Großwerden beobachtet. „Man taucht da in eine andere Welt ein.“ In der Siedlung an der Franz-Schubert-Straße der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag, die ursprünglich abgerissen werden sollte, wurden damals rund 600 Flüchtlinge einquartiert. Der Initiative stellte die Gebag zwei Drei-Zimmer-Wohnungen mietfrei zur Verfügung, in denen ein Jugend- und ein Kindercafé eingerichtet wurden, die aber auch von anderen Organisationen wie dem DRK und der Caritas genutzt werden.
60 bis 70 Kinder und Jugendliche kommen jede Woche in die Cafés
60 bis 70 Kinder und Jugendliche und etwa 30 Erwachsene kommen dort jede Woche hin. Wie die Zukunft aussieht, ist aber noch offen. Denn der Abriss der Häuser rückt näher. Einen Termin gibt es allerdings noch nicht. Eine „tolle Sache“ sind Social Days von Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ehrenamtliches Engagements an einem Tag ermöglichen und den guten Zweck noch mit reichlich Geldspenden ausstatten. Zuletzt unterstützte ein Kreditinstitut und eine Immobilienfirma den Verein.
Die Helfer des Vereins bieten vor allem ein Freizeitprogramm an, denn nur durch Kontakte kann Integration gelingen. So kamen Kinder zu einem Fahrsicherheitstraining, fuhren sie mit 50 Kindern zum Irrland nach Kevelaer, zum Baumklettergarten Tree to Tree und zum Reiten. Außerdem begleitet der Verein Flüchtlinge im Verfahren.
Es gibt Menschen, die seit sechs, sieben Jahren hier leben und immer noch keinen gesicherten Status haben. „Das macht lethargisch“, sagt Tobias Stein. Er und auch die Kinder leiden darunter. Mit Sorge verfolgt er die Strategie der Abschottung am Mittelmeer. Die Anzahl der Klimaflüchtlinge wird steigen. Auch die Zustände in den Gefängnissen in Libyen seien unhaltbar.
Informationen stehen im Internet: www.Mehr-fluechtlingshilfe.de