Duisburg-Friemersheim. Seit 24 Jahren lässst Frank Weirauch seine Schafe im Friemersheimer Rheinvorland weiden. Im Frühling ist das besonders schön, die Lämmer sind da.

  • Rund 200 Lämmer tummeln sich jetzt im Frühlng auf den Wiesen und Deichen des Rheinvorlandes
  • Der Schäfer beweidet die Deichflächen, das sind 1,8 Kilometer vom Chempark bis nach Alt-Friemersheim
  • Seit 1994 hat Frank Weirauch auch die Jagdaufsicht im Rheinvorland und darf Füchse schießen

Was ist eigentlich ein „eierlegendes Wollmilchschwein“? Ein Betrieb, der nur Vorteile hat, alle Bedürfnisse befriedigt, allen Ansprüchen genügt. So könnte man den Pachthof des Rheinhausers Frank Weirauch im alten Dorf Friemersheim bezeichnen. Denn auf seinem alten Bauernhof an der Friemersheimer Straße hält der 47-jährige Tierliebhaber, der „Schäfer von Friemersheim“, rund 800 Schafe. Darunter 350 Muttertiere, sieben Böcke und 200 Lämmer, die sich gerade munter auf dem Gelände tummeln.

Im Garten dahinter pflügen drei Wildschweine, zwei Säue namens „dicke Berta“, Keiler „Horst“ aus der Eifel und sieben Frischlinge das Gelände um. Dazu grasen 18 Galloway-Rinder friedlich auf einer Weide. Und dann halten Frank Weirauch und Lebensgefährtin Anna-Lena auf dem Backstein-Anwesen obendrein noch Hühner. Geflügel und Eier werden täglich direkt auf dem Hof verkauft, sind aber nur ein „Beibrot“. Denn Frank ist selbstständiger Dachdecker, Anna-Lena Tierpflegerin im Zoo Duisburg, das sind ihre eigentlichen Berufe.

Die 180 Hektar großen Deichflächen des Friemersheimer Rheinvorlandes beweidet der Schäfer mit seinen Tieren.
Die 180 Hektar großen Deichflächen des Friemersheimer Rheinvorlandes beweidet der Schäfer mit seinen Tieren. © Tanja Pickartz

Die eigentliche Leidenschaft von Frank Weirauch gilt den Schafen, die er seit 24 Jahren auf den Wiesen und Deichen des rund 180 Hektar großen Friemersheimer Rheinvorlandes weiden lässt: „Ich beweide die Deichflächen, das sind 1,8 Kilometer vom Chempark bis nach Alt-Friemersheim. Dieses Handwerk habe ich schon als Jugendlicher beim alten Schäfer in Rheinvorland gelernt. Damals zog ich mit 16 Jahren Drillingslämmer mit der Flasche groß. Und in Australien habe ich früher saisonweise Schafe geschoren. Das hat Spaß gemacht. Man sagt scherzhaft: Wer einmal Schafswolle zwischen den Zähnen hatte, kommt nicht mehr von Schafen los. Es ist aber wirklich so!“

Was Schafzucht angehe, sei er Fundamentalist, lächelt Weirauch: „Sie müssen für ihre Tiere hundertprozentig da sein, rund um die Uhr. Wenn man keine Tierliebe mitbringt, braucht man damit erst gar nicht anfangen. Das ist das Wichtigste.“ Zu den schönsten Momenten bei seiner Arbeit gehört für Weirauch das Lammen, die aktuelle Lammzeit.

Man weiß es aus der beliebten Fernsehserie „Shaun, das Schaf“: „Schafe sind schlauer als man denkt. Sie wissen immer, wo sie durchschlüpfen können. Als Schäfer darf man an keinem Tag Schwächen zeigen“, so Weirauch. Die Paarhufer sind auch nützlich, sie sorgen nicht nur für die Festigkeit der Deiche: „Schafe fressen Gehölze und sind für die Landschaftspflege sehr vorteilhaft.“

Jagdaufseher im Rheinvorland

Und weil es Frank Weirauch soviel Spaß macht, sind zwei Jobs für den drahtigen Friemersheimer nicht genug: Seit 1994 hat er auch die Jagdaufsicht im Rheinvorland. „Jagdaufsicht ist die Hege und Pflege eines Gebietes. Ich vermittle den Menschen Wissen über die Natur, damit sie achtsamer mit ihr umgehen.“ Diese Aufgabe erledigt Weirauch meist abends, während er im Rheinvorland mit seinen Hunden unterwegs ist, seine Schafe weiden lässt und hütet.

Der Nachwuchs ist natürlich besonders niedlich.
Der Nachwuchs ist natürlich besonders niedlich. © Tanja Pickartz

Welche Qualifikationen braucht man für die Jagdaufsicht? „Man braucht dafür einen Jagdschein, einen Jagdhund und Kenntnisse von der Natur, von den Tieren, nicht nur vom Schießen also, sondern auch vom Waidwerken.“ Was ist dabei wichtig? „Wir müssen die Arten, die wir hier haben - Feldhasen, Rehe, Fasane, Rebhühner oder Uhus - schützen.“

Allein im Herbst 78 Füchse geschossen

Dabei hat Jäger Weirauch stets auch den Fuchs, einen ausgemachten Beutemacher, im Visier: „Von den Städten wandern immer Füchse nach, weil es hier genug Futter gibt.“ Das führe zu einer Überpopulation. Das gesamte Revier würde fünf bis sechs Füchse verkraften, aber wir haben allein im letzten Herbst 78 Füchse geschossen.“ Auch Kaninchen dürfen geschossen werden, denn: „Sie schaden den Deichen. Wenn Kaninchen die Deiche kaputt machen oder die Felder der Bauern verwüsten, werden auch Kaninchen gejagt.“

Einmal im Jahr, im Herbst , dürfe im Rheinvorland und auch am Toeppersee gejagt werden: „Dann muss das aber immer mit mir und meinem Vorgesetzten, dem Duisburger Revierförster Axel Freude, abgesprochen werden. Der Überschuss, also die Tiere, die geschossen werden können, müssen von uns vorher dafür frei gegeben werden.“ Schließlich müssten Jagd und Naturschutz stets kombiniert werden, betont Frank Weirauch.

Schäfer, Dachdecker, Jagdaufseher, Naturschützer – wie schafft er das alles? „Ich muss sehr strukturiert arbeiten, dann habe ich auch genug Freiraum für mein Hobby. Daher habe ich einen geregelten Zeitplan.“ Zum Beispiel versorge er alle Tiere am Tag in nur einer Stunde, in nur einer Runde. „Die Arbeiten laufen relativ parallel, abhängig von der Jahreszeit. Alles greift schön ineinander. Zwar muss er nachts manchmal raus oder stören ihn tags freilaufende Hunde im Rheinvorland stören. Aber das ist eine andere Geschichte... Frank Weirauch: „Mir macht es einfach nur Spaß! Wenn man für eine Sache lebt, lässt sich das alles schaffen.“