Duisburg. . Viele Menschen leiden unter Schmerzen am Schultergelenk. Der Chefarzt am Johanniter-Krankenhaus stellt Behandlung mit der Arthroskopie vor.
Gummibärchen als Schleimbeutel, nun ja, was tut man nicht alles, um Medizin und Chirurgie anschaulich zu machen: An einem Schultergelenkmodell zeigte das Johanniter-Krankenhaus beim WAZ-Medizinforum, wie minimal-invasives OP-Besteck mit Mini-Kamera und Zange filigrane Operationen an der Schulter erledigt. Am Bildschirm konnten die WAZ-Gäste live erleben, wie sich die leckere Gelantine quasi als entzündetes Weichteil aus dem Schultergelenk entfernen lässt.
Ungewöhnliche Praxisübung also beim WAZ-Medizinforum am Mittwochabend im Rheinhauser Johanniter-Krankenhaus. Sie war nicht das einzige Anschauungsobjekt, das Dr. Martin Fischer, Chefarzt der Unfallchirurgie und der Orthopädischen Chirurgie vorbereitet hatte. Er wollte zeigen, wie Beschwerden, Verletzungen oder Entzündungen am Schultergelenk behandelt werden können. Rund 100 Besucher zählte das WAZ-Medizinforum – und wohl jeder hat Last mit der Schulter, dem beweglichsten aller Gelenke mit solch bemerkenswerten „Bauteilen“ wie dem Rabenschnabelfortsatz und der Rotatorenmanschette.
Konservative Methoden helfen nicht immer
In Fischers Klinik kommen meist die Patienten, bei denen konservative Behandlungsmethoden bei Schleimbeutelentzündungen, Verkalkungen, schmerzhaften Schulterdachverengungen, Fehlstellungen des Oberarmgelenkkopfes, schwersten Reizungen oder Verletzungen der Sehnen nicht mehr helfen. Wobei bei der zunächst empfohlenen Behandlung mit Schmerzmitteln und Physiotherapie oder Krankengymnastik Geduld gefordert ist. „Das geht nicht von heute auf morgen“, bereitete Fischer Betroffene auf eine drei- bis sechsmonatige konservative Behandlung vor, wenn Schulterbeschwerden plötzlich akut auftreten oder durch Überlastung schon chronisch geworden sind.
Solche Schultergelenkspiegelungen sind für die Chirurgen nahezu OP-Alltag – und hilfreiches Werkzeug für die weitere Behandlung von Patienten. Denn mit der minimal-invasiven Technik können die Chirurgen eben entzündete Schleimbeutel entfernen, verletzte und gerissene Sehnen nähen und an den Knochen verankern. Und sie können Verkalkungen entfernen oder mit kleinen Fräsen Knochensporne glätten, die schmerzhaft auf die Sehnen drücken. Fischer: „Wir können uns damit überall umsehen und wenig belastend und risikoarm operieren.“ Ziel dabei: vor allem Schmerzlinderung und Wiederherstellung der Beweglichkeit des Gelenks.
Stationär oder ambulant?
Stationär oder ambulant? Fischer rät zum zwei- bis dreitägigen Klinikaufenthalt, weil nur dort eine post-operative Schmerzkatheter-Behandlung möglich ist. Wichtig ist auch eine frühzeitige Krankengymnastik, damit sich das Narbengewebe nicht später bemerkbar macht. Zudem rät der Chirurg zu einer ambulanten Reha-Maßnahme im Anschluss. Nach drei bis vier Monaten sollte die Schulter dann wieder voll bewegungsfähig sein.
>>> DAS KÜNSTLICHE SCHULTERGELENK
Beim Schultergelenk steht bei den Ärzten der Erhalt des Gelenkes an erster Stelle. Der Ersatz ist komplizierter als bei Hüfte oder Knie, nur zwei Prozent aller Gelenkprothesen entfallen auf der Schultergelenk.
So beweglich wie das natürliche Gelenk ist das Kunstgelenk nicht. Vergleichsfaktor sollte aber nicht der ursprüngliche Zustand sein, sondern das aktuelle Krankheitsbild, gibt der Chirurg zu bedenken.