Duisburg. . In einer Herrensitzung trifft Familienkarneval auf nackte Brüste und derbe Sprüche. Zu Gast bei den Duisburger Musketieren im Kulturzentrum Steinhof. Die Programmpunkte im Sexismus-Check.

Wie viel Sexismus darf sein, wie viel nicht? FDP-Mann Rainer Brüderle hat eine wilde Debatte ausgelöst. Herrensitzungen im Karneval gelten als Oase für Anzüglichkeiten. Die Karnevalsvereine im Duisburger Süden geben sich eher gemäßigt. Was heißt das genau? Zu Besuch auf der Herrensitzung der Musketiere. Die Programmpunkte im Sexismus-Check:

Die Herrensitzung beginnt mit dem Auftritt der eigenen Tanzgarde. Kinder kommen auf die Bühne. Sie zeigen Tänze und Akrobatik. In den Reihen sitzen viele Verwandte. Sie spenden eifrig Applaus. Es wird gelacht. Väter machen Fotos.
Fazit: Schöne Familienunterhaltung am Sonntag.
Sexismus: 0 von 5

Olli, der Köbes, reißt da schon derbere Zoten. Es geht um Frauen und Bier. „Alkoholfreies Bier und Herrensitzung? Das geht doch gar nicht“, tönt der Unterhaltungskünstler. Er ruft: „Hopfen und Malz?“ Der Saal antwortet: „Gott behalt’s.“
Fazit: Typisch Karneval. Man mag es oder mag es nicht.
Sexismus: 2 von 5

Frauen dürfen an diesem Tag nicht in den Saal. Darauf achten die Veranstalter sehr streng. Für’s Bierbringen sind dann aber doch einige Damen da. Die als Kätzchen verkleideten fleißigen Frauen von den Musketieren finden das gar nicht mal schlimm. Sie dürfen an Weiberfastnacht feiern.
Fazit: Typisch Macho. Aber es beschwert sich ja keiner drüber.
Sexismus: 2 von 5

Die Prinzengarde der Stadt Hürth marschiert auf. Die kostümierten Musiker lassen es mächtig krachen. Ein Funkenmariechen tanzt von rechts nach links.
Fazit: Karneval vom Feinsten, aber sehr sexismusfrei.
Sexismus: 0 von 5

Zum Abschluss erreicht die Herrensitzung 5 von 5 Sexismus-Punkten 

Präsident Andre Kolks sagt die Programmnummern an, Kim hält dabei Ziffern in die Luft. Aus den Lautsprechern dröhnt Musik mit wenig jugendfreien Inhalten. Kim marschiert auf und ab, trägt dabei einen Hauch von nichts. Bei Nummer drei geben die ersten Herren im Saal Grunzgeräusche von sich. Der Mann am Nebentisch scherzt über die Länge des Foto-Objektivs.
Fazit: Gehört zu jeder Herrensitzung, spricht die Urinstinkte an.
Sexismus: 4 von 5

Lutz Kniep, der Trompeter, ist für den romantischen Teil des Vormittags zuständig. Das Licht geht aus. Kniep trompetet die Kerzenlicht-Version von „Ein Stern, der deinen Namen trägt“. Männer im Publikum holen die Feuerzeuge heraus und schunkeln.
Fazit: Romantik pur.
Sexismus: 0 von 5

Die Party-Band „Mennekra­ther“ betritt die Bühne. Die Musiker machen ganz große Stimmungsmusik. Sänger Timo wird begleitet von Lena und Sandy, die nicht nur gut aussehen, sondern auch singen können. Lena trägt hochhackige Stiefel, Lack und Spitze. „Ausziehen“, ruft einer im Saal.
Fazit: Ganz große Musik, die nicht nur durch die Optik wirkt.
Sexismus: 1 von 5


Im Saal steigt die Aufregung. Stammgäste wissen, was beim Finale kommt. Voher sind aber die Silver-Stars-Cheerleader aus Oberhausen dran. Die Mädchen machen noch einen ziemlich jungen Eindruck, zeigen dafür aber sehr viel Haut. Die Puschel fliegen nach oben. Im Publikum lauern Männer mit Handykameras darauf, dass auch die Röcke fliegen. An vielen Tischen sind Ausschnitte und Unterwäsche Thema.
Fazit: Beeindruckende sportliche Show, die etwas untergeht.
Sexismus: 2 von 5

Im Saal geht jetzt niemand mehr Bier holen. Alle warten aufs Finale.

Zum Finale darf noch einmal Kim ran. Zuschauer Detlef hat den Hauptpreis gewonnen und darf mit dem Nummerngirl auf die Bühne. Detlef sitzt. Kim tanzt um ihn herum, verliert ein Kleidungsstück nach dem anderen. Die Männer im Saal halten die Szenen für die Ewigkeit auf Video fest. Detlef stellt sich etwas ungeschickt an, als er der Dame beim Ausziehen helfen soll. Im Saal ist Gröhlen, Pfeifen und Jubeln zu hören. Detlef, der ungefähr doppelt so alt ist wie Kim, muss auf die Knie, soll Kim mit den Zähnen die Unterwäsche ausziehen. Das tut er nicht wirklich? Doch, er tut’s. „Schöner kann doch eine Herrensitzung nicht schließen“, sagt Sitzungspräsident Andre Kolks.
Fazit: Normalerweise was für düstere Bahnhofsclubs. Im Karneval geht das als Kultur durch.
Sexismus: 5 von 5