Duisburg. Am 24. April ließ der Gerichtsvollzieher die Wohnung von Werner K. (47) an der Uerdinger Straße in Duisburg-Mündelheim räumen. Seinen Vermietern bleibt unterm Strich ein Schaden von mehr als 10.000 Euro. Mittlerweile hat Mietnomade Werner K. drei Vermieter um einen Teil ihrer Einnahmen geprellt.

Am 24. April ließ der Gerichtsvollzieher die Wohnung von Werner K. (47) an der Uerdinger Straße räumen (wir berichteten). Seine Vermieter hatten zwar die Zwangsräumung der Wohnung durchgesetzt, beklagen aber zusammen mit nicht gezahlten Mieten einen finanziellen Schaden von über 10 000 €. Sie sind nicht die ersten Vermieter, die K. geprellt hat. Wir verfolgten seine Spur zurück. Sie beginnt in Baerl, in der Straße Am Gorreshof.

Dort suchte eine junge Düsseldorferin im Spätsommer 2007 über einen Makler neue Mieter für ihre Eigentumswohnung, vier Zimmer und 126 Quadratmeter groß. Sie vermietete sie schließlich an K., damals selbstständiger Unternehmensberater, und eine angestellte Buchhalterin, die anstandslos die Makler-Provision, die Mietkaution und auch anfänglich die Miete bezahlten. Allerdings wurde die Miete stets von ihr überwiesen. Ab November 2008 fehlten dann erstmals zwei Monatsmieten. Die Vermieterin leierte eine Gehaltspfändung bei der Buchhalterin an, unternahm aber sonst nichts, da danach wieder gezahlt wurde. Im Mai/Juni 2009 fehlten jedoch wieder zwei Monatsmieten. Da hatte die Vermieterin bereits erfahren, dass die Buchhalterin ihre Stellung verloren hatte. Ihr Gehalt konnte nicht mehr gepfändet werden. Diesmal sprach die Vermieterin die fristlose Kündigung aus, ließ sich dann aber weichklopfen, weil es hieß, K. leide an Krebs, seine Firma sei Anfang Juni geschlossen worden und die Partnerin habe psychische Probleme. Sie zog die Kündigung zurück. „Man will ja kein Unmensch sein“, sagt sie. Im Dezember 2009 erfuhr sie dann per Zufall, dass die Ex-Buchhalterin aus der Wohnung ausgezogen war. Sie meldete im April wegen Überschuldung Privatinsolvenz an. Bis Januar 2010, berichtet die Vermieterin vom Gorreshof, sei noch Miete, rund 900 € warm, gezahlt worden, dann nicht mehr. Sie erreichte niemanden mehr. Bei Nachbarn hieß es, der Sohn würde jetzt dort mit wohnen.

Um elf Monatsmieten und Nebenkosten geprellt

Nach Mahnbescheiden ließ die Düsseldorferin im März 2010 die fristlose Kündigung folgen und reichte Räumungsklage ein. Sie erwirkte ein Versäumnisurteil auf Zahlung von zehn säumigen Monatsmieten, nachdem K. zum Gerichtstermin nicht erschienen war. „Es gab noch einen telefonischen Streit“, berichtet sie. K. habe ihr vorgeworfen, unmenschlich zu sein, weil sie einen Todkranken aus der Wohnung schmeiße.“ Nach einem Monat Gnadenfrist räumten „Vater und Sohn“ dann die Wohnung - untapeziert, entgegen ihrer vertraglichen Pflicht. Auch die Düsseldorfer Vermieterin beklagt einen fünfstelligen Schaden: elf Monatsmieten und fehlende Nebenkosten-Vorauszahlungen. Sie selbst wohnt in Düsseldorf zur Miete.

K. und sein junger Lebensgefährte P. hatten inzwischen Brigitte Sikorski (71, siehe zweite Artikelseite) mit ihrem netten und bescheidenen Auftreten dafür gewinnen können, ihnen eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 110 Qua­dratmetern in ihrem Haus an der Rheindeichstraße, einer stattlichen alten Villa in Baerl, für 860 Euro warm zu vermieten. Sikorski war vom gepflegten Zustand der alten Wohnung angetan. Als Kröte musste sie schlucken, dass K. einen großen Hund mit in die Wohnung nahm. Später sei dann, berichtet sie, entgegen dem Mietvertrag noch ein zweiter hinzugekommen, aber angeblich nur „zur Pflege“.

2000 Euro Belohnung für den Auszug 

Brigitte Sikorski war K. und O. zwar auf den Leim gegangen, wie andere vor und nach ihr auch, aber sie ist eine resolute Dame, hatte beide täglich im Visier, da sie im gleichen Haus wohnt. Schon mit der Zahlung der Mietkaution, immerhin 1320 €, klappte es nicht. „Die wollte ich bar auf die Hand“, sagt sie.

Die beiden arbeiteten damals, vermutlich auf 400-€-Basis, in einer Gaststätte in Baerl. Der Wirt, hieß es, sei erkrankt, seine Frau könne den Lohn nicht auszahlen. Sikorski rückte auch so die Schlüssel raus. Bis Mitte Oktober 2010 kamen weder erste Miete noch Kaution. Dafür berichtete ihr eine Nachbarin, ein Fremder habe bei K. das Autokennzeichen abgeschraubt. „Später“, erzählt sie, „stellte sich heraus, dass es der Verkäufer des Wagens war, der seine Rate nicht erhalten hatte.“ Als sie sich bei den Nachbarn der vorherigen Wohnung umhörte, erfuhr sie, dass K. der Zwangsräumung zuvorgekommen war. Sie hörte sich auch bei dem Wirt um, erfuhr dort, P. sei wegen Diebstahls entlassen und K. krank gemeldet, als er tatsächlich auf Wohnungssuche war. Auch K. habe diesen Job verloren.

Brigitte Sikorski war klar, dass sie an diesen Mietern keine Freude haben würde und machte ihnen das Angebot, noch zwei Monate umsonst bei ihr wohnen zu können, wenn sie dann gingen. Sie hätten ihr daraufhin vorgegaukelt, sie besäßen eine Mietkautions-Versicherung und ihnen würden noch 4000 € von dem Wirt zustehen, sie könnten davon alles bezahlen. Sikorski kündigte sicherheitshalber fristlos und fristgerecht - für den Fall plötzlicher Mietzahlungen. Nach Streitigkeiten kam es dann doch zur Räumungsklage. Bis heute ist ihr ein Rätsel, wieso plötzlich das Jobcenter für vier Monate die volle Mieter überwies, obwohl K. und P. eine so große Wohnung nie zugestanden habe. Jedenfalls war die Gerichtsverhandlung damit gegenstandslos. Sie musste noch zugestehen, 2000 € Umzugskosten zu übernehmen, „weil ich sie raus haben wollte.“ „Immerhin“, sagt sie, „ich hatte keine Mietausfälle, wohl aber noch rund 2000 € Reparatur-Aufwand und Gerichtskosten.“

K. und P. hatten sich da bereits, was K. jüngst bestritt, als Vater und Sohn bei den Eheleuten Ruth und Bernhard Kamp um eine neue Mietwohnung in Mündelheim beworben, wo sie auch wieder sieben Mieten schuldig blieben.