Mündelheim.

Großes Aufatmen gestern an der Uerdinger Straße. Ruth (76) und Bernhard Kamp (79) konnten es noch nicht fassen: „Er ist raus“. Seit Februar 2011 hatten sie einen Mietnomaden in ih­rer Wohnung, haben viele Nerven gelassen. Aber am Vormittag sorgte der Gerichtsvollzieher endlich für die Räumung.

„Es wird einen Verlierer geben und das sind ihre Eltern“, hatte Werner K. (47) erst im November in einer SMS an die Tochter der Kamps geschrieben. Lächelnd und mit verschränkten Armen, berichtet sie, habe er gestern den Möbelpackern zugeschaut.

Vor 20 Jahren hatten die Kamps sich die Eigentumswohnung zugelegt, um die Rente aufzubessern. Sie selbst wohnen in Ungelsheim. Bis auf Kleinigkeiten gab es nie Ärger. Ab Februar 2011 war die 80-Quadratmeter-Wohnung dann frei. Ruth Kamp schaltete eine Kleinanzeige. Es gab mehrere Bewerber. Ein Gespann, dass sich als Vater und Sohn P. vorstellte, bekam den Zuschlag.

Die Kamps besuchten sie in Homberg, fanden eine gepflegte Wohnung vor, wunderten sich nur, dass sie ungeheizt war. Die Vermieterin würde sie schikanieren, hieß es.

Ruth Kamp ließ beide eine Absichtserklärung unterschreiben. Den Mietvertrag füllte sie zwar aus, erhielt ihn aber nie unterschrieben zurück. Er sei beim Umzug der Ps verloren gegangen. Die Kamps setzten auf Vertrauen statt auf Kontrolle, verzichteten auf Ein­kommensnachweise. Vielmehr gaben sie Ende Januar den Ps schon die Schlüssel.

500 € Mietkaution, eine Kaltmiete, war vorgesehen. Weder sie noch die Februar-Miete wurden pünktlich überwiesen. Als sie vor Ort nachfragten, bemerkten die Kamps einen anderen Namen an der Türe. Nicht Vater und Sohn waren eingezogen, sondern ein Pärchen. Vater P. war in Wahrheit Werner K.

Ein Katz-und-Maus-Spiel setzte ein. Das Paar hielt - es war nicht vorgesehen - einen großen Hund - angeblich zur Pflege. Ende Februar wurde dann überwiesen - aber nur die Kaltmiete. Irgendwann wurden auch mal 100 € Kaution gezahlt. Bis Juni gab es dann Mietzahlungen.

Als die Kamps im Juli nachfragten, wo denn die neue Miete bliebe, berichten sie, habe der Jüngere ihnen gesagt, erstens wohne er gar nicht mehr dort und zweitens habe er keinen Vertrag mit ihnen. In der Tat war er da schon nach Bottrop gezogen. Erst im Oktober wurde wieder Miete bezahlt, diesmal vom Jobcenter, aber bis Jahresende nur 415 € pro Monat. Auskünfte darüber bekamen die Vermieter nicht: Da­tenschutz.

Inzwischen liefen die Mühlen der Justiz an, denn ein Anwalt der Kamps hatte im März den Mietvertrag wegen arglistiger Täuschung angefochten und die fristlose Kündigung ausgesprochen. Ende Juli reichten die Kamps Räumungsklage ein. Im Dezember gab das Amtsgericht ihr statt. Aber weil Werner K. pro forma Berufung dagegen einlegte, die ohne Chance war, konnte der Gerichtsvollzieher erst jetzt tätig werden. Zuletzt hatte K. seinen Auszug noch hinauszögern wollen - als Härtefall. Das wies das Amtsgericht Montag zurück. K. hat übrigens die eidesstattliche Versicherung ab­gegeben. Bei ihm ist nichts zu holen.

Achim Horstmann, auf Mietrecht spezialisierter Anwalt aus Essen, kann im Vorgehen der Eheleute keine großen Fehler erkennen. „So ein Mietverhältnis soll ja auf Vertrauen beruhen“, sagt er. Und eine Schufa-Auskunft einzuholen, setze gleich Zweifel an den Anfang.