Duisburg-Buchholz. .

Kabarettist Matthias Reuter begeisterte das Duisburger Publikum bei der Lesung aus seinem ersten Buch „Der Schrecken des Alltags“. Die Anekdoten handeln von alltäglichen Situationen. Die überspitzte Darstellung macht sie auf makabere Art humorvoll.

Gewöhnlich leiht man sich in einer Bibliothek Bücher aus, der Oberhausener Kabarettist Matthias Reuter brachte entgegen den üblichen Gepflogenheiten am Donnerstagabend aber eines mit, dazu noch ein selbst geschriebenes. Sein Erstlingswerk „Der Schrecken des Alltags“ stellte er in der Bezirksbibliothek mit einer Lesung vor. Reuter ist dem Buchholzer Publikum bestens durch seine Kleinkunstreihe „Kabarett für’n Hut“ bekannt, daher sorgte weder sein aufgebautes Keyboard noch die Anwesenheit von Musikerkollege Alexx Marrone für Irritationen.

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© NRZ

Da kommt der Sprudel her

Der große Plüschbär hingegen, der inmitten der Zuschauer saß, zog den einen oder anderen skeptischen Blick auf sich. Reuter hatte ihn dort platziert, als sich abzeichnete, dass viele Plätze unbesetzt bleiben würden. Um die Anwesenheit der rund 30 Duisburger Gäste ins rechte Licht zu rücken, stieg der Kleinkünstler mit einer in seinem Buch verewigten Erzählung über seinen gescheiterten Auftritt in Gerolstein („Da kommt der Sprudel her“) ein, wo er nur vor einer Handvoll Menschen auftrat.

Wer eine verstaubte Autorenlesung erwartet hatte, sollte enttäuscht werden, denn der Auftritt des Oberhauseners stand einem regulären Kabarettabend in nichts nach, nur hielt er eben oft sein Buch in der Hand und las daraus vor. Das jedoch so engagiert, mal voller Skepsis, mal voller Humor, mit verstellten Stimmen und wechselnden Rollen. Enttäuschte Gesichter waren aber nicht zu sehen.

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© Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo

Terroristen-Rap kommt in Frage

Reuters Anekdoten, die vereinzelt sogar in seinem Kabarettprogramm integriert sind, handelten oft von alltäglichen Situationen, die nüchtern betrachtet alles andere als zum Lachen sind, durch überspitzte Darstellungen allerdings fast zwingend komisch wurden: Jugendliche, die mit lärmenden Handys im Bus fahren und sich Gangster-Rapper zum Vorbild nehmen, obwohl große Bösewichter wie Al Capone, der Pate oder Darth Vader alle nicht gerappt haben. Demnächst käme dann vielleicht sogar „Terroristen-Rap“ in Mode.

Für viele Lacher sorgte das Gespräch zwischen dem einsamen und mitteilungsbedürftigen Rentner Herrn Förster und der Telefonist Denise, beide gesprochen von Matthias Reuter. Aber auch Ü30-Partys, ein Opa, der auf dem Kindergeburtstag des Enkelsohns so richtig aufdreht und der richtige Umgang mit „Buchholzer Bibliotheksbuch-Vernichtern“ wurden den Duisburgern präsentiert.

Heute klatsche ich mal nicht

Absurdes hatte am Donnerstagabend auch seinen Platz, beispielsweise Kamasutra-Veganer, eine bezirzende Buchstabensuppe oder André Rieu als Anheizer für die Band Slipknot beim Auftritt in einer Bankfiliale.

Spaß-Lieder gehörten auch zum Repertoire sowie deren Schlussakkorde, die im weihnachtlichen Alkoholrausch entstanden sein sollen. Kurzausflüge in die Lyrik kamen in Buchholz aber nicht gut an. „Manchmal kann man auch zu recht sagen: Heute klatsche ich mal nicht“, kommentierte Matthias Reuter den ausbleibenden Applaus nach einem Limerick über einen Lehrer, der lieber als Schlammlurch leben will. Ehrliche Selbstkritik („Nicht alle Seiten sind gleich gut“) erzeugte wiederum Lacher.

Alexx Marrone steuerte wie gewohnt mit seiner tiefen, rauchigen Stimme ernste, zumeist englische Lieder als Kontrastprogramm bei. Der Oberhausener Musiker wagte jedoch mit einem sozialkritischen, derben Stück von Hannes Wader einen kurzen Ausflug in kabarettistische Gefilde.