Matthias Reuter ist der einzige Kabarettist der Welt, der zwei Patenhühner im Kaisergarten hat, das Sumatra-Kampfhuhn Pauline und den Brahma-Hahn Alfred.

„Wenn die mal ihre Eltern verlieren, dann ziehen die zu mir“, erklärt der Kabarett-Pate sein tierisches Engagement, das darin gipfelt, dass er bei seinen Engagements ein Spar-Huhn aufstellt und so schon 250 Euro für die Federviecher gesammelt hat.

Was hat der weltweit einzige Sterkrader Kabarettist sonst noch so? Einen Hochschulabschluss in Germanistik, Geschichte und Philosophie „in gutem Zustand in die Schublade gelegt, wo er bis heute verblieb“, „zwei Programme im Angebot“ und 300 Exemplare seines gerade erschienenen ersten Buches in seine Wohnung im 4. Stock getragen. Der Magister bleibt erstmal wo er ist, die Programme sind auf dem Markt und die Bücher trägt er auch einzeln wieder herunter, wenn berechtigtes Kaufinteresse besteht, versichert er.

Wenn man, wie dieser Reuter, ständig eine still über sich selbst in sich hineinlächelnde gute Laune verströmt, ist es da nicht schwer, knackig-anklagendes Kabarett zu machen?

„Lieder und so Texte“

„Ich hab’ noch nie was Richtiges gemacht“, schätzt er sich selbst erstmal anderweitig beruflich ein. Wobei andere wohl anderes sagen würden – siehe Magister oder seine durchaus achtbare Tätigkeit als Musiklehrer, denn Klavierspielen kann Reuter zum Beispiel richtig gut.

Und weil ihn schon im Studium ernsthaft der Ruf ereilte, einiges wohl nicht so richtig ernst zu nehmen, belegte er ein paar Kabarett-Seminare, schrieb Texte und Lieder und trat auf – „immer wenn es eine Möglichkeit dazu gab“. Und jetzt hat er zwei abendfüllende Programme, „Lieder und so Texte“, sagt er, „und dann gibt’s ja jetzt dieses Buch da.“

Das Buch heißt „Schrecken des Alltags“, neben Liedern und Texten sind auch wunderbare Zeichnungen drin und kleine ganz köstliche Gedichte, obwohl Reuter seit einiger Zeit nicht mehr Mitglied des Maggi-Koch-Clubs ist. Ob Letzteres ursächlich mit seinen Patenhühnern zusammenhängt – beim Eintritt in den Mitgliederbereich der entsprechenden Internetseite bekam er nach eigenen Angaben zwei Tüten „Maggi-Fix für Paprika-Sahnehühnchen“ geschenkt – bleibt vorerst sein Geheimnis.

Dafür erfahren wir, wie er sich seine Zukunft vorstellt, nämlich in etwa so, wie die Vergangenheit und Gegenwart seiner Vorbilder: „Mich motiviert, alte Kabarettisten zu sehen“, sagt der Fan von Hüsch, Hader, Hohler und Hildebrandt, um wegen der Alliteration nur die mit H zu nennen. „Wenn ich Glück hab’, dann fällt mir immer was ein, und dann geht’s so weiter.“

Gerade ist ihm übrigens noch ein Bier- und Leseabend eingefallen – okay, den hat er gemeinsam mit Susanne Fünderich vom Ebertbad ausgeheckt, die als Agentin ja auch schon für die Italo-Alstadenerin Carmela De Feo alias „La Signora“ da ist.

„Schriftlich 3, mündlich 4“

Solcherart und mittlerweile auch von Christiane Weber als „regiethematischer Diskussionspartnerin“ betreut, will Reuter am 27. Oktober ab 20 Uhr in der Theaterkneipe Falstaff unter dem Titel „Schriftlich 3, mündlich 4“ was für seine mündliche Note tun. Unterstützt wird er dabei von seinen Aufzeichnungen in Buchform, außerdem von Katinka Buddenkotte, Sebastian Krämer und Dagmar Schönleber. „Publikum wär’ auch nicht schlecht“, schmunzelt Matthias Reuter still in sich hinein.

Schrecken des Alltags – Die Taschenbuchparty

Herr Reuter gibt sich jeden Tag schrecklich viel Mühe, den Menschen sein Buch mit dem Titel „Schrecken des Alltags“ näher zu bringen. So hat er sich jetzt die erfolgreiche Marketingstrategie eines amerikanischen Plastikdosenherstellers zu eigen gemacht und bietet Taschenbuch-Partys an. Wer den Kabarettisten zu einer Lesung an einem mehr oder minder ungewöhnlichen Ort einlädt und Publikum stellt, bekommt mehrere Plastikdosen (mit Deckel) geschenkt. Im Gegenzug wird Reuter versuchen, möglichst unauffällig viele Bücher zu verkaufen. Info: www.matthiasreuter.de.