Duisburg-Süd. .
Die "Zeitzeugenbörse" lässt Erinnerungen an alte Kneipen und Cafés des Duisburger Südens wieder aufleben. Viele dieser Treffpunkte sind aus dem Stadtbild verschwunden. Fünf Mal im Jahr findet die neue Reihe der Bezirksbibliothek statt.
In der Kneipe trafen sich die Mannesmänner nach der Arbeit - nachdem die Frauen vorher am Werkstor die Lohntüte abkassiert und ihren Männern ein paar Mark für Bier und Korn zugeteilt hatten. Hier wurde gekegelt, Skat gekloppt und natürlich getrunken.
Fotos und Anekdoten von Besuchern
Viele dieser Treffpunkte sind aus dem Stadtbild verschwunden. Bei der Veranstaltung „Wo Oma und Opa einkehrten“ am 20. Januar in der Bezirksbibliothek Buchholz lassen Harald Molder und Reinhold Stausberg von der Zeitzeugenbörse die Duisburger Kneipen und Cafés auferstehen. Und die Zuhörer sind eingeladen, ihre persönlichen Anekdoten und Fotos beizusteuern.
Bei Petermann, der Traditionsgaststätte an der Düsseldorfer Landstraße - dort, wo heute die Sparkasse firmiert - spielte am Wochenende eine Kapelle. Hier trafen sich die Huckinger zum Tanzen und auch zum Anbandeln. Zu „Kornwebel“ im Rahm ging man, wenn es etwas zu feiern gab. Und die „Rheinlust“ in Wanheim war beliebtes Ausflugsziel am Sonntag, ein wunderbares Gartenlokal mit Terrasse zum Rhein. In Haus Rheinblick in Ehingen führte Mutter Gertgens das Regiment. „Das muss eine sehr resolute Dame gewesen sein, die bei Saalschlägereien persönlich eingriff“, so Molder.
Ansturm auf Kneipen mit Fernseher
Allein in Huckingen gab es in den 60er Jahren zehn, zwölf Kneipen. Heiß begehrt waren die Lokale mit Fernseher. „Einen eigenen Apparat hatte zur WM in Bern 1954 ja kaum jemand. Da drängten sich dann hundert Leute in der Kneipe vor einem kleinen Bildschirm. Sehen konnten die meisten nichts“, so Molder. Das war auch nebensächlich. Das gemeinsame Mitfiebern war entscheidend, so wie heutzutage beim Public Viewing.
Heimatforscher Harald Molder wird am 20. Januar ab 17 Uhr viele spannende Geschichten über Duisburger Kneipen und Cafés erzählen. Reinhold Stausberg hat aus seinem immensen Bildarchiv historische Aufnahmen dazu herausgesucht. Die Veranstaltung ist Teil einer neuen Reihe in der Bezirksbibliothek an der Sittardsberger Allee. Fünfmal im Jahr erinnern Zeitzeugen und historisch Interessierte daran, wie es im Süden mal ausgesehen hat. Eine spannende Sache für die Alten, die diese Zeit selbst miterlebt haben, und ebenso für die Jungen, die erfahren, wie’s früher mal aussah.