Freiwillig ins Heim wollen die wenigsten Pflegebedürftigen. Pflegeplan der Stadt zeigt neue Formen auf

Die Pflege alter und chronisch kranker Menschen wird sich in den nächsten Jahren völlig neu aufstellen müssen. Wie, das beschreibt die Fortschreibung des Pflegeplans der Stadt, die in der Bezirksvertretung Süd durchgewunken wurde.

Rund 600 der heute insgesamt 4 876 Plätze in Duisburgs Pflegeheimen sind erst nach der Jahrtausendwende entstanden. Bestand damals ein Platzmangel, so sind die Dauerpflegeplätze mittlerweile nicht mehr voll ausgelastet. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung der Stadtverwaltung in Zukunft fortsetzen, weil Alternativen zur vollstationären Pflege immer bedeutsamer werden.

Im Trend liegen Wohnformen, die ein Zwischenschritt zwischen klassisch ambulanter und vollstationärer Versorgung darstellen. Als Beispiele nennt der Pflegeplan eine neue ambulant versorgte Wohngemeinschaft in Wedau und das betreute Wohnen im Christophorushof in Buchholz.

Nicht klären kann der Pflegeplan den Sonderfall in NRW, dass in Duisburg die Zahl der Empfänger von Leistungen der Pflegeversicherung zuletzt stark rückläufig war. Einer der Bausteine der Altenpflege der Zukunft ist die Tagespflege, bei der die Betreffenden zur Entlastung ihrer Angehörigen nur tagsüber in eine Pflegeeinrichtung gebracht werden. Die 77 Tagespflegeplätze in Duisburg sind praktisch ständig ausgebucht.

Zwölf von ihnen gibt es im Malteserstift Sankt Hedwig in Huckingen. Da die Kosten dafür seit Sommer 2008 nicht mehr voll vom Pflegegeld für häusliche Pflege abgezogen werden, besteht ein verstärkter Anreiz zur Tagespflege. Das Gegenteil von Tagespflege ist die Nachtpflege, bei der tagsüber Angehörige die Betreuung der Pflegebedürftigen übernehmen, jedoch nachts von Profis abgelöst werden, um Ruhe zu finden. Die ersten beiden Nachtpfle- geplätze im Stadtgebiet sind laut Pflegeplan im Süden geplant, aber nach Angaben der Stadt noch nicht konkret. Ebenfalls der Entlastung von pflegenden Angehörigen dient die Kurzzeitpflege, also die vorübergehende vollstationäre Pflege bei Urlaub oder Krankheit des pflegenden Angehörigen.

Die Anzahl dieser Plätze hat sich seit der Jahrtausendwende in Duisburg zwar auf 178 verdreifacht. Bei der Mehrzahl der Kurzzeitpflegeplätze handelt es sich umDauerpflegeplätze, die bei Bedarf für Kurzzeitpflege genutzt werden, um Unterbelegungen auszugleichen. Die Auslastung der reinen Kurzzeitpflegeplätze ist von 30 % im Jahre 1998 auf über 80 % in 2007 gestiegen. Im Bezirk Süd stieg die Anzahl der vollstationären Pflegeplätze zwischen 2001 und 2007 von 571 auf 648 an. Fast zwei Drittel dieser Plätze sind Einzelzimmerplätze. Bis 2018 muss ihre Quote aber 80 %betragen. Sowohl räumlich als auch von der Anzahl her gilt der Bedarf an Dauerpflegeplätzen im Bezirk Süd als gedeckt.

In Wedau wäre aber ein Anbau, in Huckingen ein Neubau möglich. Männer sind mit 23 % der Heimbewohner weiterhin die Minderheit. Regelrecht rar sind Migranten (2,0 %). Vor allem bei Muslimen sei selbstverständlich, dass sie in ihren Familien gepflegt würden, so die Stadt. Ihr steigender Anteil an der Duisburger Bevölkerung und die generelle Tendenz zu Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege wird die Auslastung der Dauerpflegeplätze weiter vermindern. „Die ohnehin schon geringe Akzeptanz wird weiter abnehmen”, so die Stadt.