Duisburg. Ein halbes bis ein Jahr bleibt dem einzigen Kneipp-Verein Duisburgs noch, dann droht das Aus. Nur eine Hoffnung bleibt dem Verein jetzt noch.

Es tut der Psyche gut und dem Immunsystem, hilft bei Schlafstörungen und stärkt das Herz-Kreislauf-System: Klingt wie Yoga, gilt aber als weniger hip – die Rede ist vom Kneippen. Dass das nicht so angesagt ist wie andere gesundheitsfördernde Maßnahmen, bekommt Duisburgs einziger Kneipp-Verein zu spüren: Er steht vor dem Aus. Zur Rettung gibt es nur noch wenig Zeit.

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Idyllisch gelegen ist das Vereinsgelände am Strohweg 7: Im Hinterland der Sechs-Seen-Platte, von Wald umgeben, auch das Gelände selber ist von Baumbestand geprägt. 12.000 Quadratmeter Platz sind hier, darauf finden sich – neben einer weitläufigen Wiese – Minigolf- und Boccia-Bahn, Fitnessgeräte, Kinderspielplatz,, Tischtennisplatten und natürlich das Kneipp-Becken samt Duschen. Auch ein Grillplatz ist nutzbar, auf Anfrage.

Kneipp-Verein Duisburg vor dem Aus: Es fehlen neue Mitglieder

Doch nicht nur an diesem herbstlichen Tag liegt das schöne Gelände weitgehend verlassen da. 120 Mitglieder gibt es noch, die meisten zählen „60 bis 85 Jahre“, erzählt die Vorsitzende des Kneipp-Vereins, Doris Gabriel. Zu wenige, und zu wenige Vollzahler – Familienangehörige zahlen nur die Hälfte.

Früher war viel los auf dem großen Gelände des Kneipp-Vereins in Duisburg.
Früher war viel los auf dem großen Gelände des Kneipp-Vereins in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Repro: Kerstin Bögeholz

100 Euro kostet die Mitgliedschaft pro Jahr. Die noch 80 Vollzahler reichen nicht, um den Verein weiterhin zu tragen. Neue Mitglieder werden gebraucht, „100 mindestens, um finanziell wieder auf die Beine zu kommen“, sagt Doris Gabriel. Das große Grundstück pflegen einige Mitglieder ehrenamtlich, trotzdem fallen zu hohe Kosten an: für Wasser, Strom, Versicherungen, „die Pacht ist noch das wenigste“.

Kneipp-Verein Duisburg: eine ruhige Alternative zum berüchtigten Masurenstrand?

100 Euro – dafür bekommen Mitglieder Zugang zu einer parkähnlichen Anlage. „Davon haben Sie ein schönes, großes Gelände. Erholung: Hier herrscht absolute Ruhe“, wirbt die Vorsitzende. Es könnte ein Refugium sein für Menschen, die sich im Sommer nicht zwischen Grillwolken und Müllbergen mit den Massen um einen Platz am Masurensee balgen wollen, aber keinen eigenen Garten haben und trotzdem draußen das schöne Wetter genießen wollen.

Auf dem Grundstück des Kneipp-Vereins Duisburg ist viel Platz auf der Wiese. Hier gibt es auch Fitnessgeräte, Boccia- und Minigolfbahn, Tischtennisplatten und einen Kinderspielplatz.
Auf dem Grundstück des Kneipp-Vereins Duisburg ist viel Platz auf der Wiese. Hier gibt es auch Fitnessgeräte, Boccia- und Minigolfbahn, Tischtennisplatten und einen Kinderspielplatz. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Logistisch wäre das möglich, schon jetzt: Ähnlich wie viele Freibäder öffnet die Kneipp-Vereinsanlage, sobald das Wetter schön genug ist: „Dann haben wir jemanden, der morgens um 9 Uhr mit einem Liegestuhl hier sitzt und alles aufmacht. Der bleibt, bis der Letzte gegangen ist.“ Liegestühle können die Mitglieder vor Ort unterstellen, damit entfällt das regelmäßige Schleppen.

Nur Essen und Getränke müssen die Mitglieder mitbringen, denn die frühere Vereinsgastronomie ist, wie vieles andere, der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen; wie Gymnastik- und Yogakurse (interessierte Kursleiter können sich gerne melden) oder Veranstaltungen. Unmöglich, jetzt einen neuen Pächter zu finden, für so wenige Mitglieder.

Kneipp-Verein ist offen für neue Ideen – „Es muss nicht Wassertreten sein“

Neue Mitglieder, gerne Jüngere, sind die einzige Hoffnung, die Duisburgs Kneipp-Verein noch hat. Der ist durchaus bereit, sich auch für andere Nutzungen zu öffnen, sagt Doris Gabriel: „Es muss nicht Wassertreten sein, das Gelände kann auch so genutzt werden. Es müssen auch neue Ideen her.“ Der Verein sei aufgeschlossen. Der Vorsitzenden ist bewusst: „Die Jungen sind nicht so an Kneipp interessiert, sondern mehr an der Anlage.“

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Dabei seien die Jüngsten dem Kneippen durchaus zugetan. Regelmäßig kommen die Kinder des Wanheimer Kneipp-Kindergartens nach Wedau. „Die sind alle begeistert, wenn sie hierhinkommen, und das war’s dann.“ Nachwuchs: Fehlanzeige. Auch auf dem direkt benachbarten Neubaugebiet 6-Seen-Wedau ruhen kaum Hoffnungen: „Wenn wir dann noch da sind“, sagt Doris Gabriel zweifelnd.

Bis die ersten Häuser und Wohnungen dort bezogen sind, wird es noch Jahre dauern. Zeit, die dem Kneipp-Verein nicht mehr bleibt. Dringend müsste der Vorstand neu aufgestellt werden, aber: „Wir bekommen keinen neuen Vorstand mehr zusammen.“ Ein halbes Jahr, maximal eins gibt sie Duisburgs einzigem Kneipp-Verein noch. „Wir können noch, aber wir halten nicht mehr durch.“

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  • Wer keine Kneipp-Erfahrung, aber Interesse hat, kann das Wassertreten samt Kneipp-Güssen beim Kneipp-Verein, auch in kleinen Gruppen, ausprobieren. Kontakt: Doris Gabriel, telefonisch unter 0174 73 6 77 87, per Mail an kneippverein-duisburg@web.de.
  • Der Jahresbeitrag für Vollzahler beim Kneipp-Verein Duisburg beträgt 100 Euro. Kinder bis 14 Jahre sind kostenfrei. Ältere Familienmitglieder zahlen 50 Euro.
  • Kinder sind auf dem Gelände des Vereins willkommen, Hunde sind allerdings nicht gestattet.