Duisburg. Seit langem schweigen Stadt und Investor zum Neubaugebiet am Großenbaumer See. Das ändert sich: Der Bebauungsplan kommt. Was bisher bekannt ist.
Nichts bleibt, wie es ist. Das bewahrheitet sich zurzeit beim Großprojekt „Wohnen und Einkaufen am Großenbaumer See“ an der Buscher Straße. Nachdem die Pläne für das ehemalige Real-Gelände in Duisburg-Großenbaum vorgestellt und wieder geändert wurden, hüllt sich Investor FOM Invest in Schweigen. Immerhin: Jetzt steht fest, wann es neue Informationen geben wird – in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Süd.
Wohnen am Großenbaumer See: Sondersitzung zum ehemaligen Real-Gelände
Die kommt am 16. November außerplanmäßig zusammen, knapp zweieinhalb Jahre, nachdem das Projekt erstmals öffentlich wurde. Damals sollten auf der 31.500 Quadratmeter großen Fläche 250, höchstens 280 Wohnungen gebaut werden, Gastronomie war an der Buscher Straße geplant, weitere Angebote sollten folgen.
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Das Büro Molestina/Grüngrau gewann den Architektenwettbewerb der FOM Real Estate Gruppe für das Gelände mit seinem Entwurf für ein nachhaltiges Neubaugebiet mit einem Supermarkt und einer Kita. Geplant war im Siegerentwurf, dass über dem Supermarkt Wohnungen entstehen, ein Bäcker sollte einziehen, eine Eisdiele oder ein Café den Komplex bereichern, es sollte einen Verkehrsknotenpunkt für verschiedene Transportmittel wie Fahrräder, E-Scooter oder Carsharing-Autos geben, mit denen das Wohngebiet erschlossen wird.
Insgesamt waren im Siegerentwurf 14 Gebäude locker verteilt, dazwischen sollte sich auf der gesamten Nord-Süd-Achse ein Freiraumkorridor befinden, auch zwischen den einzelnen Mehrfamilienhäusern waren Bäume geplant. Reinhard Walter, Geschäftsführer der FOM, sagte im April 2022: „Die Architekten Molestina/Grüngrau haben unsere Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit und Verkehrsberuhigung mit ihrem Entwurf übertroffen.“
Investor FOM Real Estate hat die Pläne fürs Neubaugebiet geändert – kein Supermarkt
Ein knappes Dreivierteljahr später, im Januar 2023, sah der Plan, den Stadt und Investor im Frühjahr 2022 vorgestellt hatten, schon deutlich anders aus. Der Grund sollen Änderungswünsche des Investors gewesen sein: Das Projekt stockte, von einem Supermarkt war keine Rede mehr. Es sei nicht gelungen, Interessenten für den Nahversorger zu finden. Stadtsprecher Malte Werning erklärte damals, der sei aus städtischer Sicht auch nicht zwingend erforderlich, um die Nahversorgung für Großenbaum zu gewährleisten. Als unser Stadtteilcheck zur Einkaufssituation in Großenbaum eine 1,86 auswies, gab es allerdings noch den Real an der Buscher Straße. Seit der Schließung im Januar 2021 gibt es im Stadtteil keinen Vollsortimenter mehr.
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Seit Mai 2023 ist also der Plan vom Einkaufen im Quartier passé. Stattdessen sollen jetzt deutlich mehr Wohnungen entstehen. Von 300, nicht mehr von 250, ist jetzt die Rede. Wie nachhaltig und autofrei das Areal später aussieht – bisher unbekannt. Auch der Einzelhandelsstandort wird vermutlich nicht in der ursprünglich geplanten Größe verwirklicht. Zuletzt war von einigen Ladenlokalen, wie Bäckerei oder Blumen, die Rede. Wo der Supermarkt geplant war, sollen jetzt Wohnungen entstehen.
Mehr Wohnplatz bedeutet: Die ursprünglich geplante oberirdische Quartiersgarage soll eine Tiefgarage werden. Und noch einen gravierenden Unterschied zum ersten Entwurf soll es geben: Das Neubaugebiet wird verdichtet. Es wird mehr Geschosse bei den einzelnen Gebäuden geben. Jetzt sind an einigen Stellen vier statt drei Etagen geplant, an anderen fünf statt vier.
Ob das Quartier möglichst autofrei bleiben wird – unklar. Eventuell gibt es eine bessere Anbindung an den ÖPNV. Sicher ist aber auch das noch nicht.
Bürgerbeteiligung zum neuen Bauprojekt im Duisburger Süden wird kommen
Nachdem die Bezirksvertretung Süd einstimmig beschlossen hatte, dass die Stadt Duisburg für das Projekt Großenbaum einen Bebauungsplan aufstellen soll, segnete der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 12. Juni 2023 den Beschluss ab. Jetzt soll es schnell gehen, hieß es. Denn in der Prioritätenliste für den Bezirk Süd steht das Großenbaumer Bauprojekt auf Platz 2 nach dem Nahversorgungszentrum für die 6-Seen-Wedau.
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Wer sich aber unter „schnell“ einige Monate vorstellt, der liegt falsch. „Es geht ja hier um ein Projekt im Rahmen eines städtebaulichen Konzepts“, sagt Malte Werning, Sprecher der Stadt. „Wir haben jetzt den Auftrag, Baurecht zu schaffen, und dazu müssen alle rechtlichen Punkte abgeklopft werden.“ Es gibt also Fristen und eine Bürgerbeteiligung, die Stadt muss Anregungen und Bedenken aufnehmen, viele Behörden und die Feuerwehr sind an einem solchen Verfahren beteiligt. Einen Monat lang wird der Bebauungsplan-Entwurf – sobald er vorgestellt wurde – offengelegt. „Letztlich muss der Rat der Stadt dann noch einmal entscheiden“, betont Werning. Schnell ist in diesem Fall also relativ.
>> WOHNEN AM GROSSENBAUMER SEE: WIE NACHHALTIG WIRD DAS REAL-GELÄNDE?
- Nach der Schließung von Real erwarb 2021 die FOM Invest das 31.500 Quadratmeter große Grundstück direkt gegenüber des Freibads Großenbaum. Angekündigt wurde, einen Mix aus frei finanzierten und Sozialwohnungen zu bauen. Maßgeblich sollten nachhaltige Kriterien sein, da die Investorin das Projekt in einen ESG-Fonds einbringen möchte.
- ESG bedeutet: Environment, Social, Governance und bezeichnet Fonds, die das Geld ihrer Kunden nach Kriterien Umweltschutz, soziale Faktoren und gute Unternehmensführung anlegen. Das Geheimnis, ob diese Maßstäbe weiter gelten, dürfte gelüftet werden, wenn der Bebauungsplan-Entwurf der Bezirksvertretung Süd vorgestellt wird.