Duisburg-Huckingen. Beim Schützenfest in Duisburg-Huckingen war ordentlich was los. 159 Schüsse brauchten die Anwärter, bis der Name der neuen Majestät feststand.
Nach 159 Schüssen stand der neue König in Duisburg-Huckingen fest: Martin Koch setzte sich am Sonntagnachmittag gegen die Konkurrenz durch. Der Wettbewerb zog sich etwas – und wurde zwischendurch wegen des schlechten Wetters unterbrochen. Die Prinzessin oder „Prinzin“ wie die Schützen die Kategorie scherzhaft nennen, wurde Lena Krawanja mit 189 Schüssen. Beim traditionellen Schützenfest war in Huckingen ordentlich was los am Wochenende.
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„Glaube, Sitte, Heimat“ lautet seit frühester Zeit das Motto der christlich geprägten Historischen Schützenbruderschaften. Diese für manchen antiquiert erscheinende Überschrift bildet auch das Leitmotiv der Huckinger St. Sebastianus Schützenbruderschaft. Am Wochenende feierte die 1687 gegründete Bruderschaft ihr diesjähriges Schützenfest, das auch immer den Charakter eines großen Volksfestes hat.
Schützen in Duisburg-Huckingen bewahren „Tradition und Brauchtum“
Mittendrin und mit Freude dabei war auch der Pfarrer der Huckinger Kirche St. Peter und Paul. Das muss er aber auch schon kraft seines Amtes. Immerhin ist er der Präses der örtlichen Schützen, gehört dem Vorstand an und übt die Funktion eines „geistlichen Begleiters“ aus. Der beliebte Seelsorger erläutert, warum das traditionelle Schützen-Motto auch heute noch aktuell ist: „Der Begriff ,Glaube’ steht für die christlichen Wurzeln der Bruderschaften, den Geist, der das Handeln der Schützengemeinschaft bestimmt.“ „Sitte“ interpretiert er mit „Tradition und Brauchtum bewahren“ und der Oberbegriff „Heimat“ stehe für „bürgerschaftliches Engagement“.
Er verweist darauf, dass trotz des Festhaltens an den Grundwerten sich die Schützen durchaus an gesellschaftliche Veränderungen anpassen, mit der Zeit gehen, aber auch weiterhin ihre Traditionen pflegen. Wichtiges Ziel bleibt dabei, Zusammenhalt und die Gemeinschaft zu fördern. Das unterstreicht auch Dirk Seeger, der Rendant (Kassenführer) der St. Sebastianus Schützen: „Wir sind nicht nur bei den Schützenfesten präsent, wir engagieren uns für die Huckinger Bürger in vielfältiger Weise.“ So veranstalten die Schützen jedes Jahr ein Osterfeuer, organisieren den „Tanz in den Mai“ im Steinhof und bieten mit dem Weihnachtsmarkt und dem damit verbundenen Tannenbaumverkauf nicht nur den Huckingern ein schönes Wochenende in der Vorweihnachtszeit. Er betont: „Das geschieht alles ehrenamtlich“. Die Bruderschaft sieht er gut aufgestellt: „Wir haben rund 330 Mitglieder, die sich in zehn Kompanien organisieren. Darunter befinden sich auch knapp 40 Kinder und Jugendliche, die bei den Schüler- und Jungschützen aktiv sind.“
Imposanter Umzug mit Abordnungen aller Bruderschaften aus dem Süden
Im Rahmen des großen Festumzugs am Samstag wurde das soziale Engagement der Huckinger Schützen deutlich. Der imposante Umzug, an dem sich Abordnungen aller Bruderschaften aus dem Duisburger Süden beteiligten und der allein von fünf Musikkapellen begleitet wurde, hatte durchaus Jubiläums-Format. Holger Arend, der zweite Vorsitzende, wiegelt ab: „Es gibt keinen besonderen Anlass, das ist bei uns normal.“
Immerhin knapp drei Kilometer ging es bei schönstem Spätsommerwetter durch die grün-weiß geschmückten Huckinger Straßen. Da kam es gerade recht, dass die St. Sebastianer den zu jedem Schützenfest gehörenden Zapfenstreich in den Zugverlauf eingebettet hatten. Der musikalisch begleitete feierliche Akt fand „ganz ökumenisch“ auf der großen Wiese der evangelischen Kirche an der Angerhauser Straße statt. Im Anschluss daran übergab der erste Brudermeister der Schützen, Thomas Kirchholtes, den Vertretern des Malteser Hospizzentrums St. Raphael einen Scheck über 4000 Euro. Das Geld war beim vergangenen Weihnachtsmarkt und dem angegliederten Tannenbaumverkauf zusammengekommen. Die in der Bruderschaft organisierten weiblichen Mitglieder erhöhten den Betrag noch einmal um 300 Euro. Den hatten sie für den guten Zweck beim letzten „Frauenausflug“ gesammelt.
Zahlreiche Besucher schauten sich die Parade an
Publikumsmagnet ist bei jedem Schützenumzug der Abschnitt, an dem die Majestäten und Ehrengäste auf der Tribüne die Parade abnehmen. Das geschah auf der Straße „Im Ährenfeld“, unmittelbar vor dem Festplatz. Auch am Samstag hatten zahlreiche Zuschauer dort ihre helle Freude am Vorbeimarsch der Schützen. Für Aufmerksamkeit sorgten unter anderem die Mitglieder der Rahmer „Lorraine-Marie Kompanie“, die für Schützen ganz unüblich in modischen roten Jacken, weißen Blusen und hellblauen Jeans Farbe in das sonst eher konservative Schützengrün brachten.
Die Ehrenbezeugungen der vorbeimarschierenden Schützen nahmen nicht nur das bis dahin noch amtierende Königspaar Sören Bischoff und Jana Reichards entgegen, auch die letztjährige Gewinnerin des Prinzenschießens, Anna Jakobs, hatte ihr Schützensilber angelegt und genoss den letzten Tag ihrer Amtszeit. Ob sie demnächst auch Schützenkönig werden kann, steht in den Sternen. Dazu Vorstandsmitglied Dirk Seeger: „Das ist bis jetzt nicht möglich, dazu müssten wir unsere Satzung ändern. Bisher ist allerdings noch kein Antrag gestellt worden.“
>> Schülerprinz und Tellprinzessin
Auch ein Schülerprinz wurde am Wochenende gekürt: Luca Kirchholtes wurde es. Seine Prinzessin heißt Josefine Jockel. Die sogenannte Tellprinzessin wurde Sarah Blattau. Sie trat in der Bambini-Kategorie an. Die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren benutzen kein Gewehr, sondern eine Armbrust.