Duisburg. Nach einer Graffiti-Attacke auf sein Haus lässt ein Duisburger Feuerwehrmann es teuer reinigen. Einen Tag später greift der Sprayer wieder an.
Als das Ehepaar Flören eines Morgens aus dem Haus geht, ist es geschockt: Über Nacht hat ein Sprayer die Hauswand mit einem großflächigen Graffito besprüht. Die Versicherung der beiden Duisburger bezahlt die Entfernung. Einen Tag später folgt der nächste Schock: Der Sprayer ist zurückgekehrt – und sein neues Werk ist noch größer und noch aggressiver.
Illegale Graffiti: Sprayer beschmieren das Haus eines Duisburger Feuerwehrmanns
„Es war der 6. April“, erzählt Jürgen Flören, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerti Flören ein Reihenendhaus in Duisburg-Huckingen bewohnt. „Ich bin morgens kurz zum Auto gegangen, und da habe ich das Graffito gesehen.“ Mannshohe, orangefarbene Schriftzeichen prangen von der schiefergrauen Wand. Flörens Schock sitzt tief. „Man empfindet Wut und Ärger.“ Und Unglauben über das, was passiert ist. Zumal die Wand nur über ein Garagendach erreichbar ist. „Wir haben sofort die Versicherung angerufen“, erinnert sich der pensionierte Berufsfeuerwehrmann.
5500 Euro kostet die Entfernung des Graffitos. Die Kosten übernimmt die Versicherung. „Das zu entfernen, ist gar nicht so einfach“, sagt Gerti Flören. Die 63-Jährige war Justizangestellte beim Landgericht Duisburg. „Die Farben sind giftig und dürfen nicht ins Grundwasser sickern.“ Der Einsatz eines Hochdruckreinigers ist also undenkbar.
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Eine Spezialfirma rückt an und beseitigt das Graffito mit einem Sandstrahlreiniger und speziellen Saugern. „Drei volle Tage waren die damit beschäftigt“, erzählt Jürgen Flören. Zwischendurch stagniert die Reinigungsaktion wegen schlechten Wetters. Am 16. Juni ist die Reinigung schließlich abgeschlossen, die Wand wieder versiegelt.
Graffiti teuer entfernt – einen Tag später sind schlimmere Graffiti am Haus
Als Jürgen Flören einen Tag später, am Morgen des 17. Juni, ins Bad geht, traut er seinen Augen kaum. „Da war ein Schatten auf dem Fenster“, erinnert sich der 65-Jährige. „Ich dachte nur, das kann doch jetzt nicht wahr sein.“ Nur einen Tag, nachdem die Flörens mit dem ersten Graffito abgeschlossen hatten, prangt bereits ein neues an ihrer Hauswand. Diesmal noch größer, in aggressiven Neontönen. Sogar das Badezimmerfenster ist übersprüht worden. „Mir kamen die Tränen, als ich das gesehen habe“, sagt Gerti Flören. „Es ist jetzt noch viel schlimmer. Hätten wir das gewusst, hätten wir das Erste nicht entfernen lassen.“
Die Reinigungsfirma macht dem Ehepaar einen Kostenvoranschlag für eine erneute Beseitigung: 6500 bis 7000 Euro. „Aber unsere Versicherung hat uns davon abgeraten, den Schaden zu melden“, erklärt Jürgen Flören. „Ansonsten würden entweder unsere Versicherungsbeiträge stark steigen, oder die Versicherung würde uns sogar kündigen.“
Illegale Graffiti am Privathaus: Ehepaar ruft die Polizei
In beiden Fällen ruft das Ehepaar die Polizei. Die Hoffnung darauf, dass diese den Täter schnell fasst, wird ihnen allerdings genommen. „Uns wurde nur gesagt, wir sollen es entfernen lassen und Kameras oder Licht an der Wand anbringen“, erzählen Jürgen und Gerti Flören. „Unsere Wand würde sich nun mal für Graffiti anbieten.“
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Caroline Schlachzig, Sprecherin der Polizei Duisburg, erklärt hingegen, dass Kameras nur eingeschränkt Wirkung zeigten. „Das hängt davon ab, wie groß das Interesse der Täter ist, genau dort hinzusprühen.“ Im Zweifel würden sich die Täter einfach maskieren oder die Kamera übersprühen. Eine Identifizierung der Sprayer sei nur schwer möglich. „Häufig teilen sich die Gruppen eine Signatur. Außerdem sind auch mehrere Täter denkbar. Während welche sprühen, passen andere auf, dass niemand kommt.“
Polizei Duisburg: Graffiti-Täter wollen ihr Revier markieren
Es sei auch denkbar, dass die Graffiti-Sprüher nochmals zu den Flörens zurückkehren, sollten diese das Graffiti erneut entfernen lassen. „Die Täter wollen ihr Revier markieren und kommen deshalb zurück.“ Sollten Beobachter die Sprayer auf frischer Tat ertappen, gelte wie bei allen Straftaten, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. „Am besten informiert man sofort die Polizei, merkt sich prägnante Tätermerkmale und die Fluchtrichtung“, sagt Schlachzig.
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Den Flörens sind nun die Hände gebunden. „Nach dem ersten Graffito kam ein Brief von der Staatsanwaltschaft, dass das Verfahren wegen unbekannten Täters eingestellt wurde“, berichtet Jürgen Flören. Nun wartet das Paar auf die Ergebnisse der Ermittlungen zum zweiten Graffito. „Das Schlimmste ist die Machtlosigkeit“, findet Gerti Flören. „Wir haben Angst, dass es schlimmer wird, wenn wir es entfernen lassen.“
Das Ehepaar hatte eigentlich sogar über eine Komplettrenovierung nachgedacht, erzählt Jürgen Flören. „Aber was bringt das, wenn dann direkt wieder alles besprüht wird? Und wenn wir verkaufen wollten, dann würde das den Wert des gesamten Hauses mindern.“ Die Flörens haben resigniert. „Wir müssen diese Schmiererei jetzt einfach dulden.“
>> POLIZEI DUISBURG: ILLEGALE GRAFFITI SIND EINE STRAFTAT
- Laut Kriminalitätsstatistik der Polizei Duisburg wurden 2022 insgesamt 361 Fälle von Sachbeschädigung durch Graffiti gemeldet. 43 davon konnten aufgeklärt werden.
- Ein illegales Graffito zu sprühen, ist eine Straftat und wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet.
- Wer ein legales Graffiti-Projekt plant, kann dieses mit der Stadt Duisburg abstimmen. Dafür können in Ausnahmefällen Flächen geschaffen werden. Illegale Graffiti lassen sich durch Schaffung von Freiflächen laut Stadt Duisburg allerdings nicht vermeiden.