Duisburg. Drei Brüder und ihr Cousin sind lebende Vereinsgeschichte von Viktoria Buchholz. Sie haben viel erlebt: zum Beispiel einen tierischen Rasenmäher.

Vereinstreue wird bei den Lückes groß geschrieben. Die Brüder Otto, Manfred und Heiner Lücke wurden kürzlich für ihre 70-, 65- und 60-jährige Vereinszugehörigkeit geehrt. Dazurechnen muss man auch noch Cousin Gisbert Hilfrich, der ebenfalls seit 65 Jahren der Viktoria die Treue hält. In diesen Jahrzehnten haben sie bei der Viktoria einiges erlebt – inklusive Schafskötteln auf dem Platz.

Die Geschichte der Lücke-Brüder ist mit der von Viktoria eng verbunden. Otto, Manfred, Heiner und ihr Cousin waren nicht nur ihr Leben lang Mitglieder bei den Buchholzern, sondern haben die Entwicklung des Vereins mitgeprägt. Eigentlich konnten sie auch gar nicht anders, Vater Karl Lücke war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Jugendleiter bei der Viktoria und baute die Abteilung Anfang der 1950er-Jahre zusammen mit seinem Bruder Hubert wieder auf.

Das B-Jugend Team von Viktoria Buchholz in Holland im Jahr 1960: Betreuer Otto Lücke (oben links) und direkt daneben Manfred Lücke. Dritter von rechts in der oberen Reihe ist Cousin Gisbert Hilfrich.
Das B-Jugend Team von Viktoria Buchholz in Holland im Jahr 1960: Betreuer Otto Lücke (oben links) und direkt daneben Manfred Lücke. Dritter von rechts in der oberen Reihe ist Cousin Gisbert Hilfrich. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Wir wurden ja schon im Kinderwagen mit zum Platz genommen, waren immer dabei“, schmunzelt Manfred Lücke, der seit 65 Jahren bei Viktoria Buchholz ist. Dabei sind alle auch heute noch. Otto Lücke (70 Jahre im Verein), der viele Jahre als Jugendtrainer und Schiedsrichter mit dem Spitznamen „der eiserne Otto“ erfolgreich war, sagt: „Wir gehen noch zu jedem Heimspiel und schauen uns auch viele Jugendspiele an.“

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Alle Jubilare waren in den Jugendteams ihres Vereins aktiv, Manfred (78) spielte zusätzlich noch Handball. „Nach der Jugendzeit war unsere Karriere aber bereits beendet“, erklärt Otto lächelnd, mit 82 Jahren der älteste der Lücke-Brüder. Das gilt nicht für Cousin Gisbert Hilfrich, dem fußballerisch wohl talentiertesten Jubilar. Der 65-Jährige spielte etliche Jahre in der ersten Mannschaft, stieg mit ihr in die Bezirksklasse auf.

Rasenplatz in Buchholz wurde in den 60er Jahren von den Schafen gepflegt

Bis heute trifft man sich mit weiteren Weggefährten jeden Vormittag in einem Café auf der Münchener Straße. Dass bei den Treffen die alten Zeiten immer wieder Thema sind, liegt auf der Hand. Die Platzanlage an der Sternstraße hatte in den 1960er-Jahren mit der heutigen nichts gemein. Damals gab es nur einen sogenannten Rasenplatz. Der Platzwart ließ das Geläuf aus einem Gemisch zwischen Wiese und Lehmboden von seinen Schafen kostenneutral pflegen. Golfplatzqualität kam so nicht zustande, im Gegenteil. Gisbert Hilfrich erinnert sich: „Der Platz war bei manchen Spielen mit Schafskötteln übersät.“ Was aber nicht unbedingt ein Vorteil für das Heimteam war.

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Auch das heutige Clubhaus gab es noch nicht. Umkleiden musste man sich in einer Baracke, warmes Wasser gab es nur für die erste Mannschaft. Hilfrich: „Aber nur für uns, nicht für den Gegner.“ Die durften sich immerhin in Schweinetrog-ähnlichen Kübeln nach dem Spiel reinigen. Manfred Lücke: „Natürlich nur mit kaltem Wasser.“

Zu Auswärtsspielen fuhren die Jugendlichen damals mit ihren Fahrrädern, Elterntaxis gab es nicht, Väter und Mütter hatten vor mehr als 60 Jahren anderes zu tun. Da ging eine Anfahrt mit dem Rad schon mal quer durch die Stadt bis nach Kaßlerfeld oder Duissern.

1977 war die japanische Nationalmannschaft zu Gast bei Viktoria Buchholz (Repro).
1977 war die japanische Nationalmannschaft zu Gast bei Viktoria Buchholz (Repro). © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Heiner Lücke erinnert sich an die Lokalderbys gegen Großenbaum, Huckingen und Wanheim: „Da ging es richtig zur Sache, wir kannten uns ja alle aus der Schule, da war richtig was los.“

Bis heute sind den Viktoria-Jubilaren die internationalen Begegnungen in Erinnerung geblieben. „Wir waren bereits 1960 in Holland, die A-Jugend war im englischen Wrexham, das war schon eine eindrucksvolle Reise“,sagt Gisbert Hilfrich. Cousin Gisbert war auch als Spieler der Ersten“1977 dabei, als die japanische Nationalmannschaft – mit Profi Yasuhiko Okudera vom 1. FC Köln – in Buchholz ein Freundschaftsspiel bestritt.

Der Besuch einer Sportjugend-Gruppe aus Israel ist Otto Lücke in bleibender Erinnerung: „1980 waren die Jugendlichen im Rahmen ihres Europabesuchs in Buchholz zu Gast. Das war schon ein besonderes Erlebnis, daraus haben sich später Gegenbesuche entwickelt, die sehr beeindruckend waren.“ Er ergänzt: „Wir wurden in Israel gut aufgenommen, es gab keine Ressentiments. Wir waren auch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, ein Besuch, der alle tief bewegt hat.“

Mit der aktuellen Situation sind die Viktoria Urgesteine sehr zufrieden: „Was unser Vorsitzender Manfred Helten mit seinem Team hier geschaffen haben, davor kann man nur den Hut ziehen. Wir haben eine Top-Anlage, Viktoria ist ein gut geführter und lebendiger Verein.“

>> VIKTORIA BUCHHOLZ

  • Bei Viktoria Buchholz spielen fünf Senioren-Teams Fußball. Der Verein verfügt über 13 Jugendmannschaften von der G- bis zur A-Jugend.
  • Gymnastik (in drei Übungsgruppen) gehört ebenfalls zum Angebot des Vereins. Weitere Informationen: viktoria06buchholz.de