Duisburg. Auf dem Norbert-Spitzer-Platz wurde der Hoppeditz der KG Alle Mann an Bord wachgeküsst. Auch bei der KG Südstern in Serm gab es Bützchen.

So richtig viele Bützchen brauchte es nicht, um endlich wieder den Hoppeditz wachzuküssen. Am Sonntag, 6. November, fiel bei der KG Südstern Serm und der KG Alle Mann an Bord, den Blauen Jungs auf Buchholz, der Startschuss für die Karnevalssession.

Beste Stimmung bei Akteuren und Zuschauern, die fast jedes Lied textfest mitsingen. Wer nicht auf der Bühne auf dem Norbert-Spitzer-Platz steht und tanzt, muss sich allerdings warmzittern. Die Temperaturen sind zwar gerade noch zweistellig, aber nach 20 Grad in der vergangenen Woche ein echter Kälteschock. Wer allerdings schnell auf Touren kommt, ist der Buchholzer Hoppeditz. Nachdem er sich wegen Corona mehrfach selbst beerdigen und wachküssen musste, hat er in diesem Jahr jede Menge Hilfe – und läuft zur Hochform auf.

Buchholzer Hoppeditz kritisiert Krieg, Fußball, Bürgergeld

Der Meister der Reimkunst nimmt bei seiner langen Rede querbeet alles aufs Korn, was Länder und Gesellschaften zurzeit an Sprengstoff so hergeben. Alles wird spitz kritisiert, ob Krieg, Fußball, von einigen „das Machtverhalten, um die ganze Welt zu spalten“. Wer Reden schreiben lernen möchte, sollte sich an Martin Melwingies, alias Hoppeditz, wenden. Auch das Bürgergeld kriegt sein Fett weg: „Nach 25 Jahren Bürgergeld kann man dann direkt in Rente gehen.“

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Und auch so manche jungen Menschen nimmt er zur Zielscheibe. „Drei Stunden am Stück arbeiten und dann relaxen, ich will mich nicht durchs Leben hetzen.“ Ein absolut politischer Hoppeditz, dem die Zuschauer aufmerksam lauschen. Voll und voller wird der Norbert-Spitzer-Platz.

Auch in Serm regt sich der Hoppeditz (Jan Kinzel) wieder.
Auch in Serm regt sich der Hoppeditz (Jan Kinzel) wieder. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Präsident Thomas Erlacher führt souverän durch den ausgelassenen Karnevalsauftakt. Gleich zu Beginn legt die Tanzabteilung des „Königreich Duissern“ einen Auftritt hin, über den man nur staunen kann. Die Mädchen könnten sofort eine Festanstellung in einer Artistengruppe annehmen, so gelenkig sind sie. Auf einem Bein tanzen und das andere gestreckt senkrecht in die Luft halten – offenbar kein Problem. Respekt und Applaus von allen Seiten.

In einer Artistengruppe arbeiten wollen aber Louise und Marie, die perfekt geschminkten 20-Jährigen, nicht. „Wir machen eine Ausbildung zur Krankenschwester und lieben das Tanzen schon seit zehn Jahren“ erzählen sie. Beide sind im zweiten Ausbildungsjahr, gut drauf und bekommen Ausbildung und Hobby locker unter einen Hut. Auch, wenn es ab jetzt mit Veranstaltungen wieder Schlag auf Schlag geht. Sie fühlen sich absolut wohl in ihrem Königreich.

Bei den Piraten des Südens ist „Käptän“ kein Druckfehler

Als Zuschauer dabei sind an diesem ersten richtigen Karnevalstag nach zwei Jahren Corona-Abstinenz ältere Zuschauer, aber auch ganz junge. Wie die süße Lou, die Ende des Monats ein Jahr alt wird und von Mama in ein blau-weißes Kostüm eingemuckelt wurde.

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Als Gastverein warten schon die „Piraten des Südens“ mit Käptän Sillie Danner. „Ja, Käptän wird tatsächlich so geschrieben, das ist kein Druckfehler“, erklärt die 44-Jährige, die 2012 den Karnevalsverein gegründet hat und mit ihren drei jecken Söhnen Dustin (18), Leonardo (9) und Tyler (7) in schönsten Kostümen angereist ist.

Viele befreundete Vereine sind an diesem Tag ebenfalls dabei. „Wir besuchen uns immer gegenseitig“, sagt Dirk Martini von der KG Südstern Serm, nachdem auch dort der Hoppeditz wachgeküßt wurde und es in der Dorfschänke mit einem fröhlichen Umtrunk weitergeht. Dieser erste Tag der Freiheit nach Corona wird in die Geschichtsbücher der Vereine eingehen.