Duisburg. Für 50 Millionen Euro saniert die Rheinwohnungsbau eine Siedlung in Duisburg. So werden die Wohnungen von 1959 klimaneutral – und zum Vorbild.

Wohnungen aus den 1950er Jahren können Vorreiter beim Klimaschutz sein. Das beweist aktuell die Rheinwohnungsbau (RWB) in Duisburg-Ungelsheim: Für ihren Wohnungsbestand im Süden Duisburgs hat das Wohnungsunternehmen den erstmal vergebenen „Real Green Award“ gewonnen. Der Wettbewerb wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Rheinwohnungsbau investiert 50 Millionen Euro in Wohnungen in Duisburg

Das „klimaschwächste Quartier“ im Bestand sei die Siedlung in Ungelsheim gewesen, als die Rheinwohnungsbau ihre Klimaschutzstrategie aufsetzte. Im Klartext: Schlecht isolierte Wände und Fenster machten die um 1959 als Werkswohnungen der Hüttenwerke Krupp Mannesmann errichteten Unterkünfte zu CO2-Schleudern. „Damals waren energetische Maßnahmen unbedeutend“, bestätigt die RWB auf ihrer Homepage. Mehr als 50 Millionen Euro später stehen die 776 Wohnungen beispielhaft für das, was die Immobilienwirtschaft in Deutschland zum Klimaschutz beitragen kann.

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35 Prozent des deutschen Energieverbrauchs entfallen auf den Gebäudesektor. Werden Räume, Wasser und Co. nicht über Ökostrom geheizt, fallen hier massive Emissionen von Kohlendioxid an – laut Bundesregierung 16 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland. Die Ungelsheimer Wohnungen der Rheinwohnungsbau sollen schon bald kein Gramm des klimaschädlichen Gases verursachen: „Der CO2-Ausstoß des Quartiers soll von 40,2 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Wohnfläche jährlich auf null gesenkt werden“, gibt die RWB ihr Ziel an. Bei einer Gesamtwohnfläche von 111.500 Quadratmetern ergibt sich so eine jährliche CO2-Ersparnis von knapp 4500 Tonnen.

Photovoltaik, Solarenergie, Wärmepumpen: So wird Ungelsheim klimaneutral

Bis 2026 sollen alle 776 Wohnungen der Rheinwohnungsbau in Duisburg-Ungelsheim klimaneutral sein.
Bis 2026 sollen alle 776 Wohnungen der Rheinwohnungsbau in Duisburg-Ungelsheim klimaneutral sein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Das funktioniert über eine zentrale Änderung: Die Ungelsheimer RWB-Siedlung soll sich über Sonnenlicht und Wärmepumpen selber mit Energie versorgen. Dazu bekommen die Bewohner gerade Photovoltaikanlagen aufs Dach: „Die Wärmeversorgung des gesamten Quartiers erfolgt zu mehr als 70 Prozent mittels des Stroms, der in den dezentralen Photovoltaikanlagen erzeugt wird“, führt die Rheinwohnungsbau aus, stellenweise seien es sogar bis zu 90 Prozent. Sämtliche Steckdosen beziehen ihren Strom künftig aus Sonnenenergie. Reicht der selbst erzeugte Strom nicht aus, springt ein zertifizierter Ökostromanbieter ein.

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Begonnen hat die Rheinwohnungsbau mit der Sanierung in Duisburg-Ungelsheim schon, fertig ist sie noch nicht: Aktuell werden die nächsten neun Häuser energetisch saniert. Bis 2026 sollen sämtliche 776 Wohnungen klimaneutral sein.

„Real Green Award“ für Projekt der Rheinwohnungsbau in Duisburg-Ungelsheim

Dafür wurde das kirchliche Wohnungsbauunternehmen aus Düsseldorf jetzt mit dem „Real Green Award“ ausgezeichnet. Vergeben wird er von der Deutschen Unternehmensinitiative (DENEFF). Preisträger sind laut DENEFF „Klimaschutzvorreiter der Immobilienwirtschaft“ mit Projekten, die den Energieverbrauch senken und so Treibhausgasemissionen verringern, und zwar nachweislich – Ziel ist ein klimaneutraler Gebäudebestand.

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Der wird in Duisburg-Ungelsheim schon bald Realität sein. Und als Modell dienen: Die Rheinwohnungsbau hat insgesamt 6185 Wohnungen in Düsseldorf, Duisburg, Meerbusch und Berlin in ihrem Bestand. Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck kündigt an: „Unser Pilotprojekt in Ungelsheim soll für weitere Wohnungsbestände in Serie gehen.“

>> VON DER WERKSWOHNUNG ZUM KLIMA-VORZEIGEPROJEKT

  • In den Wohnungen im Bestand der Rheinwohnungsbau in vier Städten leben mehr als 12.000 Menschen. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Düsseldorf, Hauptgesellschafter ist das Erzbistum Köln.
  • 1985 kaufte die RWB einen Teil der alten Werkswohnungen der Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Ungelsheim, wo in den 1950er Jahren 1500 Wohnungen für Mitarbeiter entstanden waren. 2011 begann die RWB dort mit den ersten energetischen Sanierungen, die Wohnungen bekamen unter anderem neue Fenster und Haustüren, Dach- und Kellerdecken wurden gedämmt.
  • Für das aktuelle Projekt mit dem Ziel Klimaneutralität arbeitet die RWB mit Ampeers Energy aus München zusammen. Die Firma entwickelt das Quartiersenergie-Konzept für Ungelsheim und liefert das Energiemanagementsystem. Damit ist die RWB einer von acht Preisträgern beim „Real Green Award“.

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