Duisburg. Ein bisschen Schabernack beim Hafenschnack in Duisburg-Ruhrort muss sein. Wie Rolf Köppen und Holger „Mick“ Haering die Teilnehmer begeistern.

Ein Fernglas, ein Mikrofon und eine Drehorgel, mehr brauchen Rolf Köppen und Holger „Mick“ Haering nicht, um ihrem Publikum die Fluss- und Hafenwelt rund um den Schiffshalteplatz Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort zu erklären. Beim ersten Hafenschnack des Jahres begeisterten sie ihr Publikum mit der geheimnisvollen Fähigkeit, mühelos genau die Fahrzeuge und Manöver auf dem Strom erscheinen zu lassen, die sie gerade erklären wollen.

100. Rheinwoche- Längste Fluss-Regatta Europas in Ruhrort„Ach, gucken Sie mal, da flitzen gleich vier DLRG-Boote mit Aluminium-Rumpf übers Wasser, die üben Mensch-über-Bord-Manöver“, stellt Mick Haering fest. „Ja, so heißt das jetzt offiziell“, schmunzelt Köppen, „inzwischen hat man sich sprachlich durchgerungen auch die Frauen zu retten...“

Schabernack beim Hafenschnack in Duisburg-Ruhrort

Der Frotzelei folgt handfeste Information. Das Manöver wird gegen den Strom gefahren, im Bug zeigt der Ausguck dem Bootsführer die genaue Richtung, in die er fahren muss. Der entscheidet, ob über Back- oder Steuerbord gerettet wird. Er fährt einen Bogen und stoppt dann den Motor, damit die drehende Schraube dem nassen Mitmenschen nicht gefährlich werden kann.

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Die Boje, die statt eines Ertrinkenden auf den Wellen schaukelt, treibt heran und wird planmäßig aus dem Wasser gezogen. Manöver geglückt. Die Hafenschnack-Gäste haben beste Sicht und es naht noch viel mehr Schiffsverkehr. Zwischendurch gibt es ein Liedchen auf der Drehorgel, die Mick eigens angeschafft hat, „damit ich immer eine Theke bei mir habe“. „Da kommt ein Langsamläufer mit niedriger Drehzahl“, kündigt er das tuckernde alte Partikulier Schiff Luca an, „Kartoffel, Kartoffel, das ist der Sound, den alle hier kennen.“

Immer alles im Blick: Rolf Köppen, Berufsschiffer und Freizeit-Skipper eines kleinen Passagierschiffs.
Immer alles im Blick: Rolf Köppen, Berufsschiffer und Freizeit-Skipper eines kleinen Passagierschiffs. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Köppen, der Berufsschiffer und Freizeit-Skipper eines kleinen Passagierschiffs, das im Eisenbahnhafen liegt, erklärt, wie so ein Kahn ohne Kupplung und Getriebe ein Schleusenmanöver schafft. Inzwischen legt das mit Containern vollgepackte Balgschiff Aragon mit dem offenen Laderaum für einen kurzen Zwischenstopp an und erinnert die Hafenschnacker an so manches missglückte Ladekranmanöver, das sie schon beobachtet haben.

Beste Aussicht auf den Fluss: Fotos von spektakulären Sonnenuntergängen

Mick wohnt mit bester Aussicht auf den Fluss und erzeugt allabendlich Neid auf den Plattformen der sozialen Medien mit seinen Fotos von spektakulären Sonnenuntergängen. Die Aragon, deren beachtliche Länge von über 100 Metern man erst am Kai richtig zur Kenntnis nimmt, hat Glück. Es passiert kein Manöverfehler. Nur Käpt´n Köppen bemängelt die fehlende Warn- und Rettungsweste beim Matrosen an der Trosse.

„Ich zähle die Frachtschiffe, die in unserer Stunde hier vorbeikommen und rechne die maximale Containerzahl hoch, die die befördern können. Und wer nachher mit rät und am nächsten dran ist, der gewinnt dieses Glas mit köstlichem Hafenschnack Fruchtaufstrich“, verlockt Köppen das Publikum. Und Haering funkt dazwischen: „Ist allerdings im letzten November abgelaufen.“ Köppen lässt sich seine geplante Food-Rettungsaktion nicht so einfach vermiesen. „Da ist Rum drin, da passiert doch nix mit“, zitiert er eine alte Seefahrerweisheit.

Appetit auf Kibbeling, aber die Marmelade muss weg

Küstenmotorschiffe, Kesselschiffe, Seeschiffanlagen, Bootsrutschen und Vorfahrtsregeln – die einen stellen interessierte Zwischenfragen, die anderen peilen über den Strom, was wohl als Nächstes ums Baerler Rheinknie biegt. Köppen zählt in geläufig klingendem Niederländisch die verschiedenen Containertypen auf. Haering kriegt davon sofort Appetit auf gebackenen Kibbeling. Aber erst muss die Marmelade weg.

„Ich bin echt erstaunt, wie viele Infos ich heute hier mitnehme, gesehen hat man als Duisburgerin die ganzen Manöver ja schon öfter, aber verstanden habe ich das meiste erst heute“, freut sich Zuschauerin Esther Peiseler.

>> HAFENSCHNACK: ABENDTERMIN AM 22. JULI

  • Der Hafenschnack unter dem Motto „Duisburg ist echt entdeckenswert“ ist eine Veranstaltung des Duisburg Kontors und geht in den Ferien am 3., 10., und 17. Juli, immer sonntags, um 11 Uhr, an der Schiffshaltestelle Mühlenweide, kostenlos über die Bühne.
  • Am Freitag, 22. Juli, gibt es zusätzlich einen Abendtermin um 21.30 Uhr, bei dem die Teilnehmer in der Dämmerung die Lichter auf und am Wasser bewundern können.